Voerde. Auch in Voerde gibt es nun Foodsaver, die noch genießbare Lebensmittel, die sonst im Müll landen würden, bei Betrieben abholen.
Das Lebensmittelretter-Netzwerk am Niederrhein wird immer dichter. Nachdem sich sowohl in Hünxe als auch in Wesel bereits erste Foodsaver organisiert haben, gibt es nun auch in Voerde Freiwillige, die Lebensmittel von Supermärkten & Co. abholen und so vor dem Müll retten.
„Wir haben aktuell etwa acht bis zehn Foodsaver, die direkt aus Voerde kommen, die Lebensmittel bei den Betrieben abholen und anschließend weiterverteilen“, erklärt Jessika Gehrmann, die Foodsharing-Betriebsverantwortliche in Voerde ist und das Netzwerk in der Stadt aufgebaut hat. Sie selbst kommt zwar aus Oberhausen, hat aber ihr Pferd in Voerde stehen und so bei regelmäßigen Besuchen festgestellt, „dass es hier in diese Richtung noch gar nichts gibt“. Da sie bereits am Aufbau ähnlicher Gruppen in Oberhausen und Bottrop beteiligt war, habe dieser Schritt nun nahegelegen. Die ersten Bande zu Betrieben wurden bereits erfolgreich geknüpft – unter anderem machen Supermärkte und Discounter aus Friedrichsfeld und Möllen mit. „Und mit vielen weiteren Betrieben stehen wir auch schon in Verhandlungen“, sagt sie.
Betriebe profitieren vom Engagement der Lebensmittelretter
Denn auch die Betriebe profitieren vom Engagement der Lebensmittelretter, wie Jessika Gehrmann erklärt: „Sie sparen einen großen Teil an Entsorgungskosten, weil wir Foodsaver ihnen eben vieles abnehmen, was ansonsten im Müll gelandet wäre.“ Zum Beispiel die Birne mit Dötsch, die eingerissene Packung voller Nudeln oder den Joghurt, der das Mindesthaltbarkeitsdatum fast erreicht oder auch schon überschritten hat. Nur die Lebensmittel, die wirklich nicht mehr genießbar sind, weil zum Beispiel verschimmelt, werden von den Foodsavern vor Ort fachgerecht aussortiert und entsorgt.
„Außerdem sind die Betriebe mit uns flexibel, weil unsere Foodsaver auch am Wochenende, an Feiertagen, spät abends, nachts und früh morgens die aussortierten Waren abholen können“, hebt Gehrmann hervor. Da man lokal aufgebaut sei, könne man außerdem flexibel reagieren und auch mal spontan beim Betrieb vorbeikommen, wenn es die Lage erfordere. Hierin unterscheide man sich von den Tafeln. Die aber, das ist der Foodsaverin wichtig zu betonen, genießen immer Vorrang. „Wir wollen keine Konkurrenz für die Tafeln sein, sondern eine wertvolle Ergänzung zu ihnen. Uns geht es darum, Lebensmittel vor der Tonne zu retten – zum Beispiel an Wochenenden oder Feiertagen, wenn die Tafeln nichts abholen“, sagt Gehrmann. „Außerdem retten wir zusätzlich die Lebensmittel, die die Tafel nicht abholen kann und darf, denn für viele gemeinnützige Organisationen gelten strenge Auflagen.“
Initiative würde gerne einen "Fairteiler" in Voerde einrichten
Die geretteten Lebensmittel verteilen die Foodsaver anschließend an alle, die interessiert sind – ob bedürftig oder nicht. „Leider haben wir in Voerde zurzeit noch keine Anlaufstelle dafür. Das wollen wir aber perspektivisch ändern und möglichst einen ‚Fairteiler‘ einrichten“, sagt Jessika Gehrmann. Sie sei diesbezüglich bereits in Kontakt mit Bürgermeister Dirk Haarmann getreten - ein Gespräch soll stattfinden, sobald es die Corona-Lage besser ermöglicht.
- Bis dahin sind die „Foodsaver“ Voerde über die Facebookgruppe „Foodsharing Voerde“ zu erreichen.
- Voerder Betriebe, die Interesse daran haben, mit den hiesigen Lebensmittelrettern in Kontakt zu kommen, können Jessika Gehrmann per Mail an j.gehrmann@foodsharing.network kontaktieren.
- Informationen über die Initiative gibt es außerdem auf https://foodsharing.de/.