Kreis Wesel/Berlin. Die Parlamentarische Staatssekretärin Sabine Weiss will sich auf jeden Fall auch impfen lassen. Die Impfstrategie hält sie für richtig.
Die ersten Dosen des ersehnten Impfstoffs gegen das Coronavirus sind vor wenigen Tagen eingetroffen. Zuerst sollen Menschen über 80 Jahre, Pflegekräfte und besonders gefährdetes Krankenhauspersonal immunisiert werden. Auf die Frage, ob auch sie sich impfen lassen wird, lässt Sabine Weiss ohne Zögern die prompte Antwort folgen: „Aber selbstverständlich – sobald ich dran bin“, sagt die CDU-Bundestagsabgeordnete für den Wahlkreis Wesel I, zu dem die Kommunen Alpen, Hamminkeln, Hünxe, Kamp-Lintfort, Rheinberg, Schermbeck, Sonsbeck, Voerde, Wesel und Xanten gehören.
CDU-Bundestagsabgeordnete hat hohes Vertrauen in Zulassungsstellen
Dass in derart kurzer Zeit ein Impfstoff entwickelt und getestet wurde, beunruhigt sie – anders als andere, die Abstriche bei der Wirksamkeit oder gar Sicherheit fürchten – nicht. „Ich habe hohes Vertrauen in die Zulassungsstellen“, sagt Sabine Weiss. Das Rekordtempo schreibt sie der Dringlichkeit zu: Die, die dazu geforscht haben, hätten alles darauf konzentriert. Die Parlamentarische Staatssekretärin im Bundesgesundheitsministerium verweist darüber hinaus auf das gesamteinheitliche Verfahren der Europäischen Union. Anders als zum Beispiel in Großbritannien habe es keine Notfallzulassung gegeben.
Auch die Impfstrategie mit der gewählten Reihenfolge ist aus ihrer Sicht richtig: „Ich halte es für wichtig, erst einmal die Schwächsten in einer Gesellschaft zu impfen“, erklärt Sabine Weiss mit Blick auf den Start in den Seniorenheimen. Die Jungen und die mittleren Alters könnten sich bewusster und besser schützen. „Eine Gesellschaft muss sich immer dahingehend beurteilen lassen, wie sie mit den Schwächsten umgeht“, erklärt die 62-Jährige, die zugleich betont, dass die Verantwortlichen in der Politik keine Leben vergleichen würden: „Alle Leben sind gleichwertig.“
Sabine Weiss: 2020 war ein sehr zeitintensives Jahr
2020 sei ein sehr zeitintensives und emotional ausgesprochen intensives Jahr gewesen, resümiert Sabine Weiss. Manchmal seien sehr schnell Entscheidungen zu treffen gewesen – immer in der „festen Überzeugung“, dass es zu dem jeweiligen Zeitpunkt „die richtigen“ waren, sagt sie. Weiss erinnert an das Bevölkerungsschutzgesetz, das innerhalb eines Jahres nach der ersten Verabschiedung im März und der zweiten im Mai zuletzt in dritter Fassung im November vom Bundestag beschlossen wurde. Der Bundes- und den Landesregierungen wird es damit möglich, rasch auf die aktuelle Infektionsentwicklung zu reagieren. Weil mit den darin geregelten Maßnahmen aber auch teils Grundrechte eingeschränkt und Parlamente umgangen werden, ist das „Gesetz zum Schutz der Bevölkerung bei einer epidemischen Lage von nationaler Tragweite“ allerdings umstritten. „Es gibt keine einsamen Entscheidungen“, betont Sabine Weiss.
Wie bereits 2019 sollte der gesamte Bereich der Pflege wegen des Notstandes dort auch in diesem Jahr das große Thema im Bundesgesundheitsministerium sein. „Doch dann kam Corona“, sagt Sabine Weiss. Die Pandemie habe 2020 alles überdeckt. Ihren Chef, Bundesgesundheitsminister Jens Spahn, bezeichnet sie als eine „Ausnahmeerscheinung“. Er sei nach wie vor hochmotiviert und sehr dynamisch. Spahn „gibt Gas, ist in allen Themen drin“ und wäge stets ab. „Er hört zu, kann Meinungen ändern. Das findet man in Berlin nicht häufig“, urteilt die ehemalige Bürgermeisterin der Stadt Dinslaken, die als Parlamentarische Staatssekretärin nah am Geschehen und an den Entscheidungsprozessen des Bundeskabinetts ist.
Sorge um den eigenen Familien- und Freundeskreis
Die Ausnahmesituation, die nun aufgrund der Pandemie bereits seit einem Dreivierteljahr andauert, „verändert einen“, erklärt Sabine Weiss auf die Frage, was das Ganze mit ihr persönlich macht. Aufgrund der hohen Infektionszahlen treibt auch sie die Sorge um den eigenen Familien- und Freundeskreis vor einer Ansteckung um. „Man schläft abends nicht mehr so ruhig ein und wird morgens nicht mehr so ausgeruht wach“, räumt die 62-Jährige ein. Sie verweist aber auch darauf, dass es Deutschland global gesehen „richtig gut“ gehe. Der Staat könne finanzielle Hilfen leisten. Welches Land könne sich so über sein Gesundheitssystem und seine sozialen Sicherungssysteme um seine Menschen kümmern wie Deutschland, fragt sie: „Ich bin dankbar, hier geboren und groß geworden zu sein.“ Auch ist Weiss überzeugt, dass die Menschen Kanzlerin Merkel vermissen werden.
Dass es Menschen gibt, die Corona nach wie vor leugnen, macht sie angesichts von 1000 Toten, die unlängst an einem Tag zu beklagen waren, „fassungslos“. Mitgliedern der AfD, die im Reichstagsgebäude ohne Maske herumlaufen, wirft Weiss respektloses, unverantwortliches und unerträgliches Verhalten vor. Die heftigen Verbalttacken der selbsternannten Alternative für Deutschland gegen sie lasse die Kanzlerin nicht an sich heran. Die Regierungschefin ruhe in sich, sei überzeugt davon, dass der eingeschlagene Weg der richtige ist. Angela Merkel wäge ab – „sie ist Naturwissenschaftlerin“, erklärt Sabine Weiss.
Abgeordnete: Bevölkerung im Wahlkreis reagiert überwiegend mit Verständnis
Das überwiegende Verständnis der Bevölkerung für die Maßnahmen im Kampf gegen das Coronavirus stellt die Christdemokratin auch in ihrem Wahlkreis fest: „Der Niederrheiner ist durch und durch ein vernünftig denkender Mensch.“ Sabine Weiss findet es toll, wie sehr sich die Menschen in dieser Krise umeinander kümmern. Sie stellt einen „hohen Gemeinschaftssinn“ fest, auf den man stolz sein könne. Das Berührendste seien für sie die Hilfsbereitschaft und das sich umeinander Sorgen. Weiss spricht die Pflegekräfte an, mit welcher Menschlichkeit und mit welcher Liebe sie zum allergrößten Teil „an ihre Arbeit gehen“. Diese Dinge bringen sie wieder hoch, wenn andere sie zornig gemacht haben.
In das Jahr 2021 schaut sie mit Zuversicht: „Wenn wir die Impfungen richtig gut hinkriegen, hoffe ich, dass wir im Sommer wieder mehr oder weniger in die Normalität kommen werden.“