Hünxe. Die beiden Lebensmittelretter Steven und Jacqueline Giese aus dem Dorf konnten mit Rewe Kruk den ersten Hünxer Markt für ihr Projekt gewinnen.
Mal ist das Mindesthaltbarkeitsdatum nahe oder auch verstrichen, mal hat der Apfel einen Dötsch oder auch nur die Packung um das Produkt. Seit September können sich Jacqueline und Steven Giese, wie berichtet, als die ersten offiziellen Foodsaver – also Lebensmittelretter – in Hünxe ausweisen. „Wir sind berechtigt, Lebensmittel von einem kooperierenden Betrieb unserer Wahl abzuholen und sorgen dann dafür, dass das gerettete Essen ,fairteilt’ und aufgegessen wird, erklärt Jaqueline Giese. Denn wenn die Lebensmittel nicht abgeholt würden, landeten sie im Müll – obwohl sie oftmals noch genießbar seien.
Beim Gespräch mit der Redaktion im September sagten die Gieses, dass sie bisher nur Betriebe in Dorsten anfahren würden. „Deshalb hoffen wir sehr, dass sich noch mehr Leute in Hünxe oder auch Dinslaken und der näheren Umgebung finden, die Foodsaver werden möchten und gemeinsam mit uns die Betriebe anfahren.“ Ziel sei es irgendwann auch, Läden in Hünxe von der Foodsharing-Idee zu überzeugen.
21 Foodsaver aus Hünxe und Umgebung
Inzwischen hat sich die Situation zum Positiven verändert. Genau 21 Foodsaver aus Hünxe und Umgebung sind mit entsprechendem Ausweis im Betrieb eingetragen und seit einer Woche gibt es auch einen Lebensmittelmarkt in der Gemeinde Hünxe, der kooperiert: Rewe Kruk am Hünxer Marktplatz. „Wir freuen uns sehr darüber. Unsere Leute können dort montags bis freitags ab 9.30 Uhr anfahren und bereitgestellte Produkte mitnehmen“, sagt Steven Giese. Das seien überwiegend Obst und Gemüse, teilweise auch gekühlte Waren wie Joghurt kurz nach der Mindesthaltbarkeit.
Auch aus dem Backshop gebe es Waren vom Vortag. „Natürlich haben die Tafeln immer Vorrang vor dem Foodsaving und werden bevorzugt“, weiß Steven Giese. „Was die nicht mitnehmen, bekommen wir. Bei uns kann jeder etwas abholen, ob er bedürftig ist oder nicht.“
Das Rewe-Marktleiter-Ehepaar Daniela und Frank-Peter Kruk ist von der Kooperation mit den Foodsavern aus Hünxe angetan: „Eine gute Sache von den beiden. Wir haben schon länger darüber gesprochen. Die Foodsaver holen bei uns ab und verteilen weiter.“ Und Frank-Peter Kruk betont: „Wir bekommen kein Geld dafür.“
Der positive Nebeneffekt für ihn sei: „Ich reduziere meinen Müll und beruhige mein Gewissen, denn nicht so viel wandert mehr in die Tonne.“
Er könne schließlich „nicht alles mit nach Hause nehmen“, zum Beispiel Bananen. „Es tut mir selbst weh, wenn vieles weggeschmissen wird.“ Natürlich unterstützten die Rewe-Märkte die Tafeln weiterhin, „die Foodsaver sollen keine Konkurrenz sein“, erklärt Kruk.
Weiterhin Suche nach Ort als „Fairteiler“
Perspektivisch wünschen sich Steven und Jacqueline Giese weiterhin, einen Ort als „Fairteiler“ in Hünxe zu etablieren, etwa einen Bauwagen oder eine Garage, der rund um die Uhr frei zugänglich ist.
Mit Quartiersmanagerin Annelie Giersch habe man bereits darüber gesprochen. „Sie hat signalisiert, das Vorhaben zu unterstützen. Die Gemeinde sieht aber derzeit keine Raummöglichkeit“, sagt Jaqueline Giese. Das sei in Nachbarkommen wie Wesel („dort retten wir auch“) anders. Dort gebe es für die Foodsaver einen „Fairteiler“.
Jetzt hoffen die Gieses, dass sich noch weitere Märkte in Hünxe an der Kooperation mit dem Foodsaving beteiligen. „Wir stehen in Verhandlungen“, sagt Steven Giese zuversichtlich.
Hintergrund: Ein Großteil der geretteten Lebensmittel wird von Foodsavern an Vereine, Tafeln, Suppenküchen, Freunde, Nachbarn und über das Foodsharing-Netzwerk oder „Fairteiler“ verschenkt, der Rest wird selbst verwertet. Die Ehrenamtler sehen sich als Ergänzung und Unterstützung der über 940 Tafeln in Deutschland – richten sich anders als diese aber nicht ausschließlich an von Armut betroffene Menschen. Ziel der Foodsaver ist es, dass weniger Lebensmittel im Müll landen. Mehr Info auf: www.foodsharing.de .