Dinslaken. Unternehmen aus Dinslaken hat zum Ziel, Wärme und Strom CO2-neutral zu erzeugen. Neben umweltfreundlichen Energien spielt auch Strompreis Rolle.

Das Erneuerbare-Energien-Gesetz der Bundesregierung haben die Stadtwerke Dinslaken verinnerlicht. Ihr Ziel ist es, ganz Dinslaken zu einer CO2-freien Zone zu machen, zumindest, was den Bereich Wärme und Strom angeht. Deshalb entwickelt das Unternehmen neue Ideen, geht immer neuere Wege. Doch neben den umweltfreundlichen Energien spielt auch der Strompreis eine große Rolle. Die Entwicklung des Strompreises auf dem Energiemarkt wird heute im Viertelstundentakt verfolgt. Der Grund dafür sind aber nicht die Spekulationen an der Börse, die Gründe liegen eher in der Natur.

Zum Beispiel die Windkraftanlage auf der Halde Lohberg – hier bestimmt der Wind die Energie. Nach Messungen für den besten Standort hatten sich die Stadtwerke für die Halde Lohberg entschieden. 2016 nahm die Windkraftanlage dort ihren Betrieb auf und ist auch jetzt noch weithin sichtbar ein Zeichen für den Fortbestand Lohbergs. Die Windenergieanlage erzeugt erst ab einer Windgeschwindigkeit von etwa drei Metern pro Sekunde elektrische Energie. Mit zunehmendem Wind erhöht sich also die Leistung der Anlage, schon bei einer Verdoppelung der Windgeschwindigkeit kommt es zu einer Verachtfachung. In den ersten Monaten 2020 lief es gut, tolle Winderträge seien erzielt worden, sagt Wolfgang Kammann, Pressesprecher der Stadtwerke.

Es gibt viele Gründe, warum sich Windräder nicht drehen

Nun sieht man allerdings – trotz Wind – häufiger, dass sich die Räder nicht drehen. Das kann mehrere Gründe haben. Die Rotorblätter werden beispielsweise aus dem Wind gedreht, wenn die Nennleistung erreicht ist. Damit ist gewährleistet, dass der Generator nicht überlastet wird. Ab Windgeschwindigkeiten von etwa 25 bis 30 Metern pro Sekunde wird die Anlage abgeschaltet – es ist zu gefährlich. Es kann aber auch sein, dass sie zu Jagd-, Mahd- oder Brutzeiten bestimmter Fledermaus- und Vogelarten abgeschaltet wird. Wartungsarbeiten sind ein weiterer Grund, auch wenn es zur Überschreitung des periodischen Schattenwurfs für die Anwohner kommt, wird die Anlage ebenfalls automatisch abgeschaltet.

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Die Sonne hingegen sorgt für Erträge aus der Photovoltaikanlage. Auch hier spielt die Natur eine große Rolle. Interessant hierbei: Die höchste Einspeisung findet in der Regel im März und im April statt. Keineswegs in den Sommermonaten, wie man annehmen könnte. „Im März und April herrschen keine zu hohen Temperaturen, dafür ist die Luft meist klarer, zudem steht die Sonne höher“, erklärt Wolfgang Kammann. „Im Sommer ist es oft zu heiß, dann wird die Anlage sogar abgeschaltet.“

Eine der ersten Photovoltaikanlagen in der Region gehört einem Landwirt

Eine der ersten Photovoltaikanlagen ließ sich ein Landwirt aus der Region einrichten, erinnert sich Kammann. 96 Pfennig pro Kilowatt und Stunde habe es damals gegeben, man hätte noch richtig Geld mit einer solchen Anlage verdienen können. Heute dient sie als Energiequelle für den Hausbesitzer. Auch sein Elektro-Auto könne er mit diesem Strom aufladen. Ist die Energieeinspeisung für den Hausbesitzer zu gering, liefern die Stadtwerke, bei hoher Einspeisung andernfalls wird der ungenutzte Eigenstrom gegen Vergütung an die Stadtwerke abgegeben. Ein gutes Zukunftssystem, sagt Kammann. Einen eigenen Schritt zur Nutzung von Sonne leisten sich die Stadtwerke und ihre Tochtergesellschaften, mit der Photovoltaikanlage auf der Kohlenmischhalle. 6840 Solarmodule sind auf der Halle verbaut, die Anlage hat eine Leistung von 1.812 Kilowatt-Peak und produziert eine jährliche Strommenge von 1,5 Millionen Kilowattstunden. Dies bedeutet übrigens eine Einsparung von 837 Tonnen CO pro Jahr.

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Allerdings, wie gesagt, alles nur, wenn die Natur perfekt mitspielt. Schwankungen aus beiden Anlagen schlagen sich augenblicklich in dem durch Angebot und Nachfrage bestimmten Preis nieder. Denn die Speichertechnologie, die dieses Auf und Ab ausgleichen könnte, steckt noch in den Kinderschuhen.

Und so haben die Stadtwerke Dinslaken mit dem Flex-Blockheizkraftwerk in Lohberg eine Möglichkeit gefunden, diese Schwankungen auszugleichen. Das neue, im Februar 2019, angelieferte Flex-Blockheizkraftwerk (BHKW) wird mit Biomethan betrieben und kann binnen Minuten auf Veränderungen im Energiebedarf reagieren. 3,3 Megawatt elektrische Leistung, 3 Megawatt thermische Leistung, ein Gesamtwirkungsgrad von 85 Prozent – das sind die technischen Daten des Flex-BHKW. Fünf Minuten benötigt es, um vom Ruhestand in den Erzeugungsbetrieb zu gehen. Somit kann es punktgenau Strom produzieren, wenn dieser auch auf dem Markt benötigt wird.

>> ZUM UNTERNEHMEN

  • Bereits 1903 wurden die Stadtwerke Dinslaken als Gas- und Wasserwerke gegründet. Inzwischen gehören die Stadtwerke mit 24 Tochter- und Beteiligungsgesellschaften zu den großen regionalen Energiespezialisten in Deutschland. 412 Mitarbeiter arbeiten dort. Ihr Geschäftsführer ist Diplom-Kaufmann Josef Kremer.