Dinslaken. Zum letzten Mal führt am Freitag Dr. Michael Heidinger als Dinslakener Bürgermeister die Amtsgeschäfte. Im Gespräch mit der NRZ blickt er zurück.
Noch eine Mail an Kollegen verschickt, Telefonate geführt, den Schreibtisch aufgeräumt – am Freitag hat Michael Heidinger nach der verlorenen Wahl zum letzten Mal die Amtsgeschäfte als Bürgermeister geführt. Im Gespräch mit der NRZ blickte er auf die vergangenen Jahre zurück, beschrieb, wie er bei seinem Amtseintritt vor elf Jahren die Stadt gesehen und wie sie sich bis heute entwickelt hat. Sein letzter Tag als Bürgermeister endete mit einer schönen Aufgabe: mit einer Trauung. Seit 2012 ist Michael Heidinger auch Standesbeamter. Bis heute hat er zehn, elf Trauungen vollzogen.
Nicht auf die elf Jahre als Bürgermeister, sondern auch auf die Zeit davor, als er der Vorsitzende der SPD-Fraktion gewesen war, blickte er zurück. Schon damals seien Weichen gestellt, Beschlüsse gefasst worden, mit denen er als Chef der Verwaltung zu tun hatte. Seit 18 Jahren, so Heidinger, sei er in Dinslaken politisch tätig.
Er habe Dinslaken als eine Stadt wahrgenommen, „die ein unglaubliches Potenzial“ habe. Für eine Stadt mit 70.000 Einwohnern seien eine Menge Dinge möglich und er bemerkte bei den Einwohnern eine starke emotionale Bindung an ihre Stadt. „Ich habe aber auch gemerkt, bevor ich dieses Amt angetreten habe, dass da deutlich mehr geht“, sagt Heidinger.
Stadt prägte ein gewaltiger Investitionsstau
Mit seiner Wahl zum Bürgermeister im Jahre 2009 habe er dann die Möglichkeit gehabt, „noch intensiver Einfluss zu nehmen als es als Fraktionsvorsitzender möglich war“. Es habe in Dinslaken einen gewaltigen Investitionsstau gegeben, sagt Heidinger. Jahrelang seien die Investitionen deutlich unterhalb der Abschreibungen gelegen. Das sei im Lauf der letzten Jahre erstmalig umgedreht worden.
Es wurde aber nicht in irgendwas investiert. „Wir haben es mit einem klaren Plan gemacht“, betont er. Dabei sei die Bildung der wichtigste Punkt gewesen. Denn man habe immer wieder deutlich gemacht, dass Investitionen in die Bildung Investitionen in die Zukunft der Stadt seien. „Das ist in den elf Jahren deutlich voran gebracht worden, mit einer umfassenden Planung“, betont Heidinger, dessen offizielle Amtszeit bis zum 31. Oktober dauert. Mit der 2014 gegründeten Prozent GmbH habe man die Organisation gehabt, um die Pläne umzusetzen. Hier habe es eine tolle Entwicklung gegeben und er verweist damit auf die bislang sanierten und umgebauten Schulen und Kindergärten.
Alle Generationen im Blick
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Ein wichtiger Bereich sei auch die Kultur. Hier liefere man mit der Sanierung der Kathrin-Türks-Halle einen wichtigen Beitrag für Dinslaken. Den Umbau des Dinamare nennt er und auch die Bezirkssportanlagen, die nun angegangen werden. Natürlich ist seine Zeit als Bürgermeister mit der Schließung des Freibades in Hiesfeld verbunden.
„Was ich toll finde, ist, dass bei den Investitionen alle Generationen in den Blick genommen wurden. Man muss lange suchen, um eine Stadt zu finden, die bereit ist, für sportliche Angebote für junge Menschen, ich spreche hier von der Skateranlage, 400.000 Euro zu investieren“, sagt Heidinger. Das zeichne Dinslaken aus und dass gerade die Beschlüsse für maßgebliche Investitionen mit einer großen Zustimmung der Politik erreicht worden sind.
Ansporn und eine große Herausforderung
Die Schließung der Zeche mit dem Verlust vieler Arbeitsplätze und auch die Ungewissheit, wie es mit dem Hertie-Gebäude und dem Hans-Böckler-Platz weiter gehe, habe ihn nicht abgeschreckt. Das sei ein Ansporn, eine große Herausforderung gewesen. Der Steinkohlebergbau habe Dinslaken zu dem gemacht, was es heute sei: eine stolze Mittelstadt. Es sei schwierig gewesen, die Stadt war vom Bergbau geprägt, doch man verfolgte das Ziel, Dinslaken zur Stadt der regenerativen Energien und das ehemalige Zechengelände zum größten CO2-neutralen Gebiet in ganz Deutschland zu entwickeln.
Hier gibt es mehr Artikel aus Dinslaken, Hünxe und VoerdeNatürlich werde man niemals die Arbeitsplatzzahlen wie zu Zeiten der Zeche hinbekommen, aber es lasse sich sehen, welche Firmen dort angesiedelt werden konnten. Leitmelodie für die Entwicklung seien Kreativität und Innovation. Und wenn es gelinge, die Zechenwerkstatt zu sanieren, wäre das toll. Daran würden zurzeit viele Menschen, in und außerhalb der Verwaltung, arbeiten. Damit würde die Kreativwirtschaft einen Impuls bekommen, meint Michael Heidinger.
Für die Entwicklung der Innenstadt seien ebenfalls die ersten Weichen gestellt worden, als Heidinger noch Fraktionsvorsitzender gewesen war. Wie sollte es mit dem Hans-Böckler-Platz weitergehen? „Es war für die Innenstadt ein ganz wichtiger Punkt, dass es gelungen ist, mit öffentlichen Investitionen aber auch mit der privaten Investition von Walter Hellmich den Einzelhandelsstandort Dinslaken zu stärken.“ Und man habe die Neutor-Galerie auch immer im Verbund mit der Neustraße gesehen.
Ein tolle Aufgabe
Die Stadt habe sich gut entwickelt, fasst Heidinger seinen Rückblick zusammen. Was geschafft worden ist, sei eine gute Voraussetzung, um sich weiter zu entwickeln. Er sagt, dass dazu neue Gewerbeflächen ausgewiesen werden müssen. Es sei gut, dass das MCS-Gelände nun der Stadt gehöre. In den vorhandenen Gewerbegebieten seien keine Grundstücke mehr frei, es müsse nun um die Reaktivierung vorhandener Flächen gehen.
Heidinger sagt, er habe es immer als toll empfunden, Bürgermeister von Dinslaken zu sein, diese Stadt elf Jahre mitgestalten zu können. „Ich halte die Entscheidungen, die auch zu meiner Abwahl geführt haben, für richtig. Ich ruhe in mir, was aber nicht bedeutet, dass nicht auch Fehler gemacht worden sind. Die zentralen Entscheidungen, die halte ich für richtig, zu denen stehe ich. Ob es für die Stadt gut ist oder nicht, wird dann die Zeit zeigen.“