Dinslaken. Die Gewerkschaft hat per Eilantrag auf den letzten Drücker den verkaufsoffenen Sonntag am 11. Oktober verhindert. Dinslakener Händler sind sauer.
Der für den 11. Oktober vorgesehene verkaufsoffene Sonntag fällt aus. Die Gewerkschaft Verdi hat gegen die entsprechende Rechtsverordnung zum verkaufsoffenen Sonntag einen Eilantrag gestellt, so die Stadtverwaltung Dinslaken. Das Oberverwaltungsgericht Düsseldorf hat die Stadt am Mittwoch, 7. Oktober, über den Vorgang in Kenntnis gesetzt. Zugleich erhielt sie mit Verweis auf die jüngsten Gerichtsurteile die Information, dass das Gericht dem Antrag der Gewerkschaft stattgeben werde.
Das sagt die Wirtschaftsförderung
„Wir bedauern sehr, dass damit der geplante verkaufsoffene Sonntag nicht durchgeführt werden darf und nun abgesagt werden muss“, betont Georg Spieske, Wirtschaftsförderer der Stadt Dinslaken. „Insbesondere die lokalen Einzelhandelsbetriebe und deren Beschäftigte haben in der Corona-Krise schwer zu kämpfen. Ihnen wollten wir mit der Erlaubnis, am kommenden Sonntag zu öffnen, eine Möglichkeit geben, dringend notwendige Umsätze zu generieren. Dies ist nun leider nicht möglich.“
Der Stadtrat hatte sich – wie berichtet – vor dem Hintergrund zweier entfallener verkaufsoffener Sonntage im Sommer aufgrund der Corona-Pandemie für den zusätzlichen verkaufsoffenen Sonntag am 11. Oktober ausgesprochen.
Das sagen Händler
Mit absolutem Unverständnis hat Tobias Agthe, Centermanager der Neutor-Galerie, die Absage des verkaufsoffenen Sonntags zur Kenntnis genommen. Für ihn sei nicht ersichtlich, warum Verdi gerade diesen Tag will streichen lassen. Gerade mit Blick auf die Corona-Pandemie sei ein verkaufsoffener Sonntag ein wichtiges Signal, für die Händler hätte er ein „kleines Licht am Ende des Tunnels“ bedeuten können.
Viele Händler haben Umsatzeinbußen zu tragen. Das Argument, die Gewerkschaft schütze die Mitarbeiter, lässt der Centermanager nicht gelten. Aufgrund von Corona wird befürchtet, dass einige Geschäfte dicht machen werden. Davon hätten aber dann die Mitarbeiter, die die Gewerkschaft mit der Klage schützen wolle, noch weniger.
In der jetzigen Zeit wäre der 11. Oktober sehr wichtig gewesen, so Aghte. Von diesem Termin seien die Mieter der Neutor-Galerie überzeugt gewesen, sie hätten sich auf den zusätzlichen Verkaufstag gefreut, so Tobias Agthe. Er wisse auch, dass durch einen solchen Tag, die Einbußen nicht wett gemacht werden können, aber er wäre ein Signal gewesen.
So reagieren Werbegemeinschaft und Einzelhandelsverband
Mit deutlichen Worten reagiert der Vorsitzende der Werbegemeinschaft Dinslaken, Jürgen Lange-Flemming auf das Vorgehen der Gewerkschaft. „Irgendwann wird Verdi keine Mitglieder mehr haben.“ Die Händler seien darauf angewiesen, dass ihre Geschäfte geöffnet haben, dass sie den Kunden zeigen können, was sie im Angebot haben.
Wer sich über die Entscheidung freue, seien Städte in den Niederlanden, in denen sonntags die Geschäfte geöffnet haben und der Onlinehandel, so Lange-Flemming. Er sieht verkaufsoffene Sonntage als eine Investition, viele Kunden würden an diesem Tag schauen und später kaufen.
„Es ist furchtbar“
„Es ist furchtbar“, lautet der Kommentar von Doris Lewitzky, Geschäftsführerin des Einzelhandelsverbandes Niederrhein. Es sei von den Händlern Werbung geschaltet worden, sie hätten sich auf den verkaufsoffenen Sonntag vorbereitet. Sie kritisiert, dass Verdi den Eilantrag vier Tage vor dem Termin eingereicht haben. Hier stelle sich die Frage nach der Eilbedürftigkeit. Dadurch sei bei den Händlern ein Schaden entstanden.
Es sei auch nicht die erste Situation, in der kurzfristig ein geplanter verkaufsoffener Sonntag abgesagt werden musste. Das Beispiel Moers – dort waren die Geschäfte am vergangenen Sonntag geöffnet – zeige, dass die Kunden das Angebot annehmen.
Mit Blick auf die Corona-Pandemie habe der Einzelhandelsverband mit Verdi und Vertretern der Kirchen über verkaufsoffene Sonntage gesprochen, so Lewitzki. Während von Seiten der Kirchen Verständnis gezeigt wurde, haben die Vertreter der Gewerkschaft keine Kompromissbereitschaft gezeigt.
Verdi war für einen Kommentar nicht zu erreichen.
>>Hintergrund
Die Corona-Pandemie hat den Handel nicht nur wegen des Lockdowns im Frühjahr ausgebremst. Sondern aufgrund der Corona-Beschränkungen sind in diesem Jahr auch zwei verkaufsoffene Sonntage weggefallen. Der Stadtrat hat sich daher dafür ausgesprochen, einen weiteren verkaufsoffenen Sonntag einzuschieben: Am Sonntag, 11. Oktober, 13 bis 18 Uhr, sollten die Geschäfte geöffnet haben.
Die verkaufsoffenen Sonntage am 17. Mai und 30. August sind wegen des Wegfalls der Begleitveranstaltungen ausgefallen – an diesen Tagen sollten das Street Food Festival und die Din-Tage stattfinden. Die CDU hatte daraufhin beantragt, einen verkaufsoffenen Sonntag am 11. Oktober zu genehmigen.