Dinslaken. Jos de Bruin spricht in einem von Adnan Köse präsentierten Vortrag über einen Jäger, der für das ökologische Gleichgewicht gebraucht wird.
Jos de Bruin weiß, wovon er spricht: Elf Wölfe und einige Mischungen aus Hund und Wolf leben derzeit in seiner Auffangstation in Sonsbeck. Hier beschäftigt er sich mit den Tieren, studiert ihr Verhalten, lernt, ihre Kommunikation zu verstehen. Einen kleinen Einblick in das, was er als profunder Kenner über Wölfe weiß, gibt er am Freitag, 18. September, um 20 Uhr den Besuchern des Dachstudios Dinslaken weiter. „Der mit den Wölfen heult – Was Sie schon immer über Wölfe wissen wollten und nicht zu fragen gewagt haben“, heißt der von Adnan Köse präsentierte Vortrag, in dem Jos de Bruin über die faszinierenden Wildtiere berichtet und mit belastbaren Zahlen und Fakten untermauert.
Denn wer hier in der Region „Wolf“ sagt, meint vor allem Gloria. Das erste Exemplar seiner Art hier in der Region seit Jahrhunderten. Gloria polarisiert. Weil das Bild vom „bösen Wolf“ von Kindheit an durch Märchen und Erzählungen verfestigt wird, aber auch weil das Auftauchen von Gloria hier die Nutztierhalter unvorbereitet überrascht hat.
Schafe sind eine leichte Beute
Wölfe, das weiß Jos de Bruin, sind wichtig für ein ausgewogenes Ökosystem. In dem – für ein Wolfsrevier unterdurchschnittlich kleinen – Gebiet zwischen Schermbeck und Oberlohberg gibt es zu viele Rehe, Schwarz- und Rotwild. Wenn Gloria und seit einigen Monaten auch ihr Bruder hier alte, kranke und ganz junge Tiere erbeuten, regulieren sie nur das ökologische Gleichgewicht. „Aber Wölfe sind faul“, weiß de Bruin. Sie suchen sich die Beute aus, die sie am leichtesten fassen können. Zu lange habe es gedauert, bis die Förderung für Elektrozäune bereitgestellt wurde, in der Zwischenzeit lernte Gloria, dass Schafe eine leichte Beute für sie sind. Dieses Verhalten hält auch de Bruin für auffällig, macht aber darauf aufmerksam, dass sich Gloria nicht mit Herdenhunden anlegt.
„Auf Streit sind Wölfe nicht aus.“ Denn wie alles Wild sind auch Wölfe extrem scheu. Welpen zu zähmen, wie es de Bruin für seine Verhaltensforschung im Gehege macht, sei deshalb extrem schwierig: „Du darfst keinen Fehler machen, sonst reagiert das Tier mit Panik und Stress.“ Angst vorm „bösen Wolf“? Vielleicht sollte man mal einen Wolf fragen, was er für Angst vor den Menschen hat. Dass ein wilder Wolf sich in den letzten 20 Jahren, seit die Art in Deutschland wieder heimisch wurde, einem Menschen so genähert habe, dass er ihn auch beißen konnte, habe es nicht gegeben. Das Scheue sei auch genetisch veranlagt. Welpen in freier Wildbahn sehe man so gut wie nie, Jungwölfe im Alter von ein bis eineinhalb Jahren liefen vielleicht mal neugierig hinter einem her. „Aber, wenn man sich umdreht und Buh! macht, sind die weg.“
Und so weiß auch de Bruin nicht, ob an dem Gerücht, Gloria habe bereits Junge bekommen, etwas dran sei. „Die letzten Risse könnten sogar ein Hinweis darauf sein, von der Zeit her würde es hinkommen“. Wenn es aber Welpen geben sollte, so käme nur die Hälfte davon über den ersten Winter. Die überlebenden Tiere suchen sich mit eineinhalb bis zwei Jahren ein neues Revier. So viele Tiere wie in de Bruins Gehege wird es so in der freien Wildbahn zwischen A3 und A31 nie geben.
Mehr interessante Informationen zu den Wölfen gibt Jos de Bruin im Dachstudio. Tickets gibt es für zwölf Euro in der Stadtinformation oder zzgl. Gebühr auf www.reservix.de.