Hünxe. Volker Marquard (SPD) kandidiert als Bürgermeister in Hünxe. Er will, dass die Verwaltung bürgernäher, transparenter und effizienter arbeitet.
Eines steht fest: Am 13. September wird feststehen, wer in den nächsten fünf Jahren Bürgermeister der Gemeinde Hünxe sein wird. Denn es gib nur zwei Kandidaten. Neben Amtsinhaber Dirk Buschmann, der vor fünf Jahren die Stichwahl gewann und seit dem parteiloser Bürgermeister ist, tritt Volker Marquard von der SPD an. Der Unternehmer wäre der erste hauptamtliche Bürgermeister der Gemeinde mit einem Parteibuch.
1. Wie geht es Ihnen?
Danke, mir geht es sehr gut. Auch wenn Corona unseren Alltag für alle verändert hat, habe ich trotzdem großen Spaß am Wahlkampf und an den vielen Begegnungen mit den Menschen in Hünxe.
2. Was machen Sie am 13. September gegen 20 Uhr?
Ich freue mich, dass ich von den Bürgern in Hünxe als Bürgermeister gewählt wurde.
3. Was ist aktuell Ihr politisches Lieblingsthema – es muss nichts mit Kommunalpolitik zu tun haben?
Durch die Pandemie finden diese überfälligen Debatten von der kommunalen bis zur Bundesebene endlich statt. Es gilt, gemeinsam neue Strategien zu entwickeln.
4. Was macht eigentlich Spaß an Politik?
Großen Spaß bereitet es mir, mit vertrauten Menschen an Projekten zu arbeiten und so unser Umfeld gemeinsam zu gestalten.
5. Und was nervt an Politik?
Mich nervt, dass Sachdebatten und gute Ideen oftmals aus Gründen der Profilierung und Eitelkeit von Einzelnen, aber auch aus parteipolitischem Kalkül kaputt geredet werden.
6. Gibt es eine Eigenschaft, die jeder Kommunalpolitiker hat oder haben muss?
Durchhaltevermögen und volle Leidenschaft für die Sache. Er sollte bürgernah sein.
7. Was hat Ihr Vorgänger bereits so gut gemacht, dass Sie es weiter voranbringenwollen?
Er hat bereits erste, überfällige Schritte zur Modernisierung des Rathauses unternommen. Als Unternehmer will ich eine neue Perspektive in die Gemeindeverwaltung reinbringen, damit diese bürgernäher, transparenter und effizienter arbeitet.
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8. Und was hat Ihr Vorgänger schlecht gemacht?
Die Nähe zu unseren Bürgern, zu den Sport- und Schützenvereinen sowie zu unseren Gewerbetreibenden sind für mich das A und O. Deswegen werde ich als Bürgermeister eben nicht nur in meiner Amtsstube sitzen und meine Pflichtaufgaben abarbeiten, sondern auch nach draußen zu den Menschen gehen. Ich will wissen, was sie bewegt und was ihnen für Hünxe wichtig ist, denn sie sollen gerne in Hünxe leben.
9. Eine positive Erkenntnis, die Sie aus der Coronakrise gezogen haben?
Die Corona-Krise hat uns gezeigt, dass die Menschen zusammenhalten und sich füreinandereinsetzen. Dieses Potenzial müssen wir für die Zukunft nutzen und fördern.
10. Und einen Mangel, den die Coronakrise zutage gebracht hat?
Ganz konkret in Hünxe war der Informationsfluss gerade für Gewerbetreibende als Teil einer proaktiven Wirtschaftsförderung ausbaufähig. Aus vielen Gesprächen weiß ich, die Firmen fühlten sich allein gelassen. Sowas mache ich zur Chefsache.
11. Warum sollten die Hünxer Sie wählen und nicht Ihre Mitbewerber?
Wer mich kennt, weiß: Wenn ich mir etwas vornehme, bin ich mit vollem Herzen dabei. Hünxe ist meine Heimat, ich brenne für unsere Gemeinde und nicht nur auf Sparflamme. Als Unternehmer sehe ich viele Potenziale in Hünxe, die bislang vor sich hinschlummern und die ich aktivieren will.
12. Was sind die drei wichtigsten Dinge, die unter Ihrer „Regie“ zuerst angegangenwerden sollten?
1. Mir ist die Sicherung der kommunalen Finanzen der Gemeinde Hünxe trotz der zu erwartenden Einbrüche in Corona-Zeiten wichtig. Als langjähriger Unternehmer will ich meine Erfahrungen einbringen. Dazu gehört auch die Generierung weiterer Einnahmen durch Erweiterung der Geschäftsfelder unserer kommunaleigenen Betriebe. 2. Die Schaffung von bezahlbarem Wohnraum, den sich auch kleinere Einkommen leisten können. Dafür will ich den kommunalen Wohnungsbau vorantreiben und insbesondere den Genossenschaftsgedanken stärken. 3. Klimaschutz, Mobilität und Verkehr gehören zusammengedacht. Hünxe hat die größte Autodichte pro Kopf. Das ist kein Erfolg, auf den man stolz sein kann. Doch solange der ÖPNV im Kreis Wesel weder günstig noch alltagspraktisch ist, ist er keine wirkliche Option für Pendler aus dem Dorf. Hier müssen wir zulegen und ausbauen. Als Bürgermeister will ich das anpacken. Außerdem will ich Hünxe zur Fahrradgemeinde machen, damit das Auto bei innerörtlichen Touren in der Garage bleibt.
13. Wo können die drei Kommunen Dinslaken, Voerde und Hünxe und auch der Kreis Wesel enger zusammenarbeiten?
Ich will einen besseren ÖPNV für die Menschen in Hünxe. Um das zu erreichen, müssen wir den Schulterschluss mit den anderen zwölf Kommunen sowie dem Kreis Wesel suchen. Auch in Sachen Marketing und Tourismus können wir viele gemeinsame Synergien nutzen.
14. Zu Fuß, mit Fahrrad, Auto oder Nahverkehr: Wie bewegen Sie sich am liebsten und häufigsten fort?
Innerhalb der Gemeinde am liebsten zu Fuß oder mit dem Fahrrad.
15. Ihre größte Stärke?
Mein Durchhaltevermögen und das ich meine ganze Kraft daran setze, die angestrebten Ziele zu erreichen. Ich bin lösungsorientiert.
16. Und Ihre größte Schwäche?
Manchmal bin ich ungeduldig!
17. Was ist Ihr Lieblingsort am Niederrhein?
Die Hünxer Wälder, hier kann ich neue Kraft tanken.
18. Welche drei Orte in Hünxe sollte ich unbedingt besuchen?
Das Schloss Gartrop, das Pankok Museum im Haus Esselt und das Heimatmuseum Hünxe.
19. Wieso gerade die?
Außergewöhnliche, beeindruckend und freundlich Orte, jeder für sich einzigartig.
20. Haben Sie einen Lieblingsortsteil in Hünxe und wieso gerade den?
Nein! Insgesamt leben wir in einer wunderschönen Gemeinde, in der jeder Ort seine ganz eigenen Besonderheiten hat, die ich wertschätze.
21. Gehört Hünxe eher zum Ruhrgebiet oder zum Niederrhein?
Das Schöne an Hünxe ist: Es gehört zu beidem. Wir leben hier direkt auf der Grenze zwischen Ruhrgebiet und Niederrhein. Hier leben viele alte, traditionsreiche Hünxer Familien, aber auch viele Zugezogene aus dem Ruhrgebiet.
22. Lieber ein guter Film oder ein gutes Buch?
Beides zu seiner Zeit.
23. Ihr Lieblingsbuch?
Ich bin dann mal weg – Eine Reise auf dem Jakobsweg von HaPe Kerkeling.
24. Das letzte Konzert, das Sie besucht haben, war…?
André Rieu in Maastricht im Dezember 2019.
25. Gehört der Wolf an den Niederrhein? Ja oder nein?
Wenn man die Schäfer befragt, dann nein. Wenn man den Naturschutzbund befragt, er ja. Eine Entscheidung muss auf höhere Ebene gefällt werden.
26. Wie kann die Digitalisierung an den Schulen besser und schneller vorangebracht werden?
Hier brauchen die Kommunen ausreichend Unterstützung vom Land. Digitale Angebote sollten aber nicht wahllos ein- und umgesetzt werden, sondern brauchen Medienbildung, sowohl seitens der Lehrkräfte als auch von Schülerinnen und Schülern.
27. Was kann die Kommune tun, um klimafreundlicher zu werden?
Das Weltklima wird nicht alleine in Hünxe verbessert, aber wir können unseren Beitrag dazu leisten.
28. Die Mobilität in Hünxe und im Kreis Wesel: Welches Konzept schwebt Ihnen vor?
Die Kommunen und der Kreis Wesel müssen im Schulterschluss den ÖPNV stärken und mehr Geld in die Hand nehmen. Innovative Konzepte, wie zum Beispiel On-Demand-Fahrzeuge können den ÖPNV ergänzen. Außerdem müssen wir flächendeckend in einer Infrastruktur für Elektro- und Wasserstoffmobilität investieren und Fahrradwege ausbauen.
29. Wie werden sich ab 2021 die Müllgebühren und Steuern in Hünxe entwickeln?
Diese bleiben stabil und werden auf keinen Fall erhöht. Wir müssen gerade jetzt zusätzliche Belastungen für die Menschen in der derzeitigen Corona-Situation vermeiden.
30. Ihre Ideen für die L4n? Wie wollen Sie einen Konsens mit der Stadt Dinslaken herbeiführen?
Ich unterstütze den bereits bestehenden Bürgerdialog, da hier die Meinung der Betroffenen gehört wird. Es muss letztlich eine Lösung gefunden werden. Diese darf aus meiner Sicht auf keinen Fall im Ausbau des Tenderingswegs und des Schwarzen Weges liegen. Dieser wäre nur eine Verschiebung des Problems auf Hünxer Gebiet.
31. Wie bewerten Sie die Entwicklung des Flugplatzes Schwarze Heide? Was wollen Sie bezüglich der Lärmproblematik dort tun?
Ich unterstütze die Petition der Anwohner sowie die Resolution des Gemeinderates. Als Bürgermeister werde ich alle rechtlichen Möglichkeiten ausschöpfen und werde hierfür eine Lösung finden. Die Interessen unserer Bürger gehen für mich immer vor.
32. Wie wollen Sie die Attraktivität für den Breitbandausbau im Außenbereich steigern?
Die Nachfragebündelung lief gerade. Es sind aber nicht alle Haushalte im Außenbereich durch die Förderung abgedeckt. Dies sorgt für viel Frust bei den Betroffenen. Hier werde ich mich aktiv einbringen, um eine Lösung zu finden.
33. Hat Hünxe genügend Kitaplätze?
In ganz Hünxe schon, leider unterschiedlich auf die Ortsteile verteilt.
34. Und genügend Angebote für Jugendliche?
Nein. Natürlich haben wir Angebote von Sportvereinen, die Skate-Anlage und auch Jugendheime in den großen Ortsteilen. Aber vielen jungen Leuten fehlt ein Ort zum Ausgehen und auch mal zum Feiern.
35. Was wollen Sie gegen das Müllproblem am Tenderingssee tun?
Hier will ich mit dem Regionalverband Ruhr (RVR) sowie mit dem TV Bruckhausen (TVB) über ein Aktionsprogramm sprechen und bereitwillige Bürger einbinden. Ohne soziale Kontrolle werden wir das Müllproblem nicht lösen können.
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36. Hünxe und der Kreis Wesel im Jahr 2025 – welche Vision haben Sie?
Eine starke Gemeinde mit sechs einzigartigen, lebenswerten Dörfern mit hohem ehrenamtlichem Engagement, gutem ÖPNV, einer transparenten, bürgernahen und digitalen Verwaltung, mit einer „Hünxe-App“, in der alle wichtigen Angebote und Dienstleitungen zusammenkommen, die unseren Bürgern mehr Mitsprache ermöglicht und unserem Einzelhandel die Chancen der Digitalisierung ermöglicht.
37. Und im Jahr 2050?
Natürlich habe auch ich ein Bild im Kopf, wie ich mir Hünxe in dreißig Jahren vorstelle. Aber ich setze viel mehr auf die gerade herankommenden Generationen, denn jede Generation muss ihr Umfeld selber aufs Neue gestalten!
38. Wenn Sie nicht Politik machen, was machen Sie dann?
Ich verbringe Zeit mit meiner Frau und meinen Kindern. Ferner engagiere ich mich bei der Dinslakener Tafel und dem MTV Rheinwacht.
39. Wenn es bei Ihnen nicht die SPD geworden wäre – welche Partei wäre es dann?
Ich bin 1975 der SPD beigetreten, zu der Zeit, als Willy Brandt noch Parteivorsitzender war. Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit waren für mich immer der Antrieb meines politischen Arbeit. Das habe ich bei keinem anderen politischen Mitbewerber so vorgefunden.
40. Was sagen Sie Leuten, die sich nicht für Politik interessieren?
Ich kann das teilweise nachvollziehen aber nicht verstehen. Ich finde es schade, da Politik jeden betrifft. Gerade in der Kommunalpolitik. Viele reden von kommunalpolitischen Themen, ohne dass ihnen bewusst ist, dass sie gerade über Politik sprechen und mitsprechen können. Ich möchte die Bürger durch mein Handeln wieder mehr für Politik begeistern.
41. Wie sah Ihr erstes politisches Engagement aus?
Ich war Jugendgruppenleiter des Ortsverbandes Feldmark in Dinslaken. Das war im Jahr 1976, wenn ich mich richtig erinnere.
42. Was war die interessanteste Frage, die Ihnen ein Bürger mal gestellt hat?
Warum soviel Politiker im Bundestag sind. Das zu erklären war schon eine besondere Herausforderung für mich.
43. Und was war die Blödeste?
Politik ist korrupt. Es mag sein, dass es auch korrupte Politiker gibt, so wie in jedem Bereich des menschlichen Alltags. Aber so eine Behauptung ohne Begründung in den Raum zu stellen, ist für mich populistisch.
44. Ihr politisches Vorbild?
Neben Willy Brand und Helmut Schmidt, die für mich eine herausragende sozialdemokratische Politik gemacht haben, war es auch Konrad Adenauer. Er hat dafür gesorgt, dass mein Vater aus russischer Gefangenschaft entlassen wurde.
45. Verraten Sie uns eine Sache, die die Öffentlichkeit bislang noch nicht über Sie wusste?
Mir sind keine bewusst.
46. Etwas, das Sie gerne noch erzählen möchten?
Ich freue mich auf das Amt als Bürgermeister.