Voerde. Martin Kuster, gemeinsamer Bürgermeisterkandidat von FDP und WGV in Voerde, stellt sich 46 Fragen. Er will Ideen für Veränderungen entwickeln.

Die FDP und die Wählergemeinschaft (WGV) in Voerde haben einen gemeinsamen Bürgermeisterkandidaten nominiert: Martin Kuster, Oberstudienrat am Berufskolleg Wesel, stellt sich unseren 46 Fragen. Er tritt nicht nur für das Amt des Bürgermeisters an – für die Freien Wähler kandidiert er außerdem auf dem 3. Listenplatz für das Ruhrparlament des Regionalverbandes Ruhr (RVR).

1. Wie geht es Ihnen?

Sehr gut! Die vielen Gespräche und Begegnungen mit Bürgerinnen und Bürgern, die ich als Bürgermeisterkandidat erleben darf, machen wirklich Spaß.

2. Was machen Sie am 13. September gegen 20 Uhr?

Ein hoffentlich gutes Wahlergebnis feiern - und anschließend nach dem doch zeitraubenden Wahlkampf mal wieder richtig ausschlafen.

3. Was ist aktuell Ihr politisches Lieblingsthema – es muss nichts mit Kommunalpolitik zu tun haben?

Bildung und Digitalisierung.

4. Was macht eigentlich Spaß an Politik?

Gespräche und konstruktive Diskussionen mit Menschen, Ideen für gesellschaftliche Veränderungen entwickeln und das gute Gefühl, zumindest ein bisschen an Verbesserungen beitragen zu dürfen.

5. Und was nervt an Politik?

Dass es in der Politik durchaus nicht immer harmonisch und sachlich zugeht. Richtig nervt mich Populismus, der nicht versöhnen, sondern spalten will.

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6. Gibt es eine Eigenschaft, die jeder Kommunalpolitiker hat oder haben muss?

Kommunalpolitiker sollten politische Zukunftsideen entwickeln können, gleichzeitig kooperativ sein und ein offenes Ohr für Bürgerbelange haben.

7. Was hat Ihr Vorgänger bereits so gut gemacht, dass Sie es weiter voranbringen wollen?

Eines der wenigen unter seiner Hand umgesetzten Großprojekte war 2018 die Gründung der Stadtwerke Voerde. In der Nachfolge gilt es die Stadtwerke dauerhaft wirtschaftlich erfolgreich zu machen, damit sie nicht so katastrophal enden wie die ehemalige Sparkasse Dinslaken-Voerde-Hünxe 2015.

8. Und was hat Ihr Vorgänger schlecht gemacht?

Viele dringende Projekte hätten schneller vorangebracht bzw. abgeschlossen werden können, hierzu einige Stichworte: E-Government, Kombibad, Steag-Gelände, Kita-Neubau in Spellen, Einzelhandelskonzept…

9. Eine positive Erkenntnis, die Sie aus der Coronakrise gezogen haben?

Dass schon kleine Beiträge jedes Einzelnen wie das Tragen einer Mund-Nasen-Bedeckung viel bewirken können. Besonders in Krisenzeiten gilt: Gemeinsam sind wir stark!

10. Und einen Mangel, den die Coronakrise zutage gebracht hat?

Sie hat auch in Voerde einen enormen Rückstand im Bereich Digitalisierung aufgedeckt, z. B. in der Stadtverwaltung, in Schulen und bei der Breitband- und Mobilfunkversorgung.

11. Warum sollten die Voerder Sie wählen und nicht Ihre Mitbewerber?

Über 15 Jahre politische Erfahrungen als Kreistagsmitglied, erworbene Sozial- und Leitungskompetenzen durch mein ehrenamtliches Engagement, beruflich erworbene Kenntnisse über das Bildungswesen sowie meine erfolgreich abgeschlossene kaufmännische Ausbildung sind gute Voraussetzungen für einen Bürgermeister. Außerdem denke ich genügend Mut und Tatkraft aufweisen zu können, um die in Voerde dringend anstehenden Projekte aktiv anzugehen.

12. Was sind die drei wichtigsten Dinge, die unter Ihrer „Regie“ zuerst angegangen werden sollten?

Modernisierung der Verwaltung, eine zukunftsgerichtete Schulpolitik sowie die schnelle und sinnvolle Umwandlung der Steag-Fläche.

13. Wo können die drei Kommunen Dinslaken, Voerde und Hünxe und auch der Kreis Wesel enger zusammenarbeiten?

Bei vielen Verwaltungsaufgaben, bei der Umsetzung des Mobilitätskonzeptes des Kreises und bei der Förderung der Regionalvermarktung.

14. Zu Fuß, mit Fahrrad, Auto oder Nahverkehr: Wie bewegen Sie sich am liebsten und häufigsten fort?

In den Urlaub meist mit der Bahn, im Alltag bei schönem Wetter und kurzen Strecken mit dem Fahrrad, ansonsten mit dem Auto. Der Linienbus ist aktuell zu zeitaufwändig.

15. Ihre größte Stärke?

Tatkraft und Kreativität.

16. Und Ihre größte Schwäche?

Dass ich manchmal zu ungeduldig bin.

17. Was ist Ihr Lieblingsort am Niederrhein?

Die Rheinpromenade.

18. Welche drei Orte in Voerde sollte ich unbedingt besuchen?

Die Rheinpromenade in Götterswickerhamm, die Emmelsumer Schleuse, die katholische Kirche St. Peter in Spellen

19. Wieso gerade die?

Rheinpromenade zur Entspannung; Schleuse als technische Attraktion, Kirche wegen sehenswertem Hochaltar und als historisches Bauwerk.

20. Haben Sie einen Lieblingsstadtteil in Voerde und wieso gerade den?

Zum einen Spellen, weil ich hier eine schöne Kindheit erleben durfte und Spellen ein reges Vereinsleben hat. Und Friedrichsfeld, weil ich hier nun sehr gerne wohne: Die Nähe zum Kanal und zu den Wäldern als Naherholungsorte sowie zum Bahnhof sind Pluspunkte für Friedrichsfeld.

21. Gehört Voerde zum Ruhrgebiet oder zum Niederrhein?

Zum Niederrhein!

22. Lieber ein guter Film oder ein gutes Buch?

Beides gleich.

23. Ihr Lieblingsbuch?

Per Anhalter durch die Galaxis

24. Das letzte Konzert, das Sie besucht haben, war…?

Ein Live-Konzert von „Die Toten Hosen“

25. Gehört der Wolf an den Niederrhein? Ja oder nein?

Ja, aber auch Schafe gehören an den Niederrhein…

26. Wie kann die Digitalisierung an den Schulen besser und schneller vorangebracht werden?

Durch die notwendigen Investitionen durch Stadt und Land.

27. Was kann die Kommune tun, um klimafreundlicher zu werden?

Statt in Voerde populistisch einen Klimanotstand auszurufen, gilt es auch auf kommunaler Ebene klimaschützende Strategien (z. B. im Bereich Mobilität, Wohnen und Energiegewinnung) umzusetzen, indem die verschiedenen lokalen Akteure aktiv mit eingebunden werden. Also Beteiligung statt Bevormundung.

28. Die Mobilität in Voerde und im Kreis Wesel: Welches Konzept schwebt Ihnen vor?

Eine intelligente Vernetzung der verschiedenen Mobilitätsmittel z. B. mithilfe von Mobilstationen sowie schnelle kreisweite Radwegenetze.

29. Wie kann bei der Nachnutzung des Kraftwerksgeländes in Möllen das in der Politik unbestrittene Ziel, dort anteilig Wohnen vorzusehen, trotz der planerischen Hürden realisiert werden?

Durch geschickte Verhandlungen mit den Eigentümern, dem RVR und den Nachbarstädten. Kamp-Lintfort hat vorgemacht, wie schnell Flächenumwandlungen möglich sind.

30. Welche Vorteile böte aus Ihrer Sicht eine Reaktivierung der Walsumbahn für die Stadt Voerde und wie sähe für Sie die ideale Anbindung aus aus?

Die Reaktivierung für den Personenverkehr sehe ich kritisch. Sie wird schon seit über 20 Jahren immer wieder öffentlichkeitswirksam in Aussicht gestellt. Geschehen ist bislang nichts. Die nötigen Investitionen in barrierefreie Bahnhöfe sind enorm. Mit dem Geld kann Mobilität in Voerde viel effektiver gefördert werden. Wichtiger finde ich es, politisch sicherzustellen, dass der Bahnhof Friedrichsfeld dauerhaft erhalten bleibt.

31. Wie kann aus Ihrer Sicht die Finanzlage der Stadt weiter aus eigener Kraft gestärkt werden?

Insbesondere durch Ansiedlung von neuem Gewerbe und Wohnbau, um die Gewerbesteuer- und Grundsteuereinnahmen zu erhöhen, sowie E-Government.

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32. Wann glauben Sie ist realistisch mit einem Baustart des geplanten Kombibades zu rechnen?

Das wird von den Mehrheitsverhältnissen im neuen Stadtrat abhängen. Die CDU will offenbar den Neubau herauszögern, ich nicht. In Krisenzeiten sollten zur Wirtschaftsförderung ohnehin anstehende öffentliche Investitionen sofort umgesetzt werden. Außerdem steht die politische Glaubwürdigkeit auf dem Spiel.

33. Wie lässt sich aus Ihrer Sicht die Position der in Konkurrenz zu Schulen in Nachbarkommunen stehenden Comenius-Gesamtschule stärken?

Durch moderne Ausstattung und ein zukunftsgerichtetes Schulentwicklungskonzept.

34. Wohin wollen Sie die Stadt Voerde mit Blick auf die Radinfrastruktur bringen?

Marode Radwege sanieren, Pendlerstrecken für Pedelecs tauglich machen, Ampeln fahrradfreundlicher schalten.

35. Wie hoch werden Sie das Thema digitale Verwaltung vor allem mit Blick auf den Bürgerservice hängen?

Wie schon oben ausgeführt eines meiner Top-Themen.

36. Voerde und der Kreis Wesel im Jahr 2025 – welche Vision haben Sie?

Die Gewerbe- und Wohnansiedlung auf der Steag-Fläche ist erfolgreich gestartet, der neue Kindergarten in Spellen und das Kombibad gebaut, die Mobilität verbessert, ein zukunftsgerichtetes Schulentwicklungskonzept umgesetzt, der städtische Finanzhaushalt ausgeglichen.

37. Und im Jahr 2050?

Das werde ich 2040 sagen können.

38. Wenn Sie nicht Politik machen, was machen Sie dann?

Mit Leidenschaft unterrichten und mich in Vereinen und Verbänden ehrenamtlich engagieren.

39. Wenn es bei Ihnen nicht die WGV geworden wäre – welche Partei wäre es dann?

Keine Partei, darum bin ich auch in einer Wählergemeinschaft politisch aktiv, die ausschließlich lokal ausgerichtet und parteiunabhängig ist.

40. Was sagen Sie Leuten, die sich nicht für Politik interessieren?

Dass dies absolut schade ist. Ohne ein politisches Engagement vieler gibt es keine Demokratie und ohne Demokratie keine Mitbestimmung.

41. Wie sah Ihr erstes politisches Engagement aus?

Mitwirkung in Vorständen von Jugend- und Sozialverbänden.

42. Was war die interessanteste Frage, die Ihnen ein Bürger mal gestellt hat?

„Wie können Politiker über politischen Frust der Bürger verwundert sein, wenn sie Bürgerrechte bewusst mit Füßen treten?“Diese Frage stellte mir kürzlich in einem mehrstündigen Gespräch eine Anwohnerin des ehemaligen Paradise Planet, in dem sie kritisierte, dass die Stadt Voerde wiederholt den für diese Fläche gültigen Bebauungsplan missachtet habe: Zunächst sei hier mit dem Paradise Planet eine Diskothek und nun zum zweiten Mal eine große, überregionale Veranstaltungshalle genehmigt worden, obwohl der seit 1989 unverändert gültige Bebauungsplan lediglich eine Gaststätte erlaube. Dass der Stadtrat diese aus ihrer Sicht rechtswidrigen Genehmigungen durch den Bürgermeister tatenlos hinnimmt, findet sie absolut unverständlich.

43. Und was war die blödeste?

Fällt mir ad hoc keine ein.

44. Ihr politisches Vorbild?

Die amtierenden Bürgermeister von Monheim am Rhein und Kamp-Lintfort. Das sind Daniel Zimmermann von der PETO-Partei – einer Jugendpartei, die ausschließlich in Monheim agiert – der 2009 mit 27 Jahren zum damals jüngsten Bürgermeister in NRW gewählt wurde, und Christoph Landscheidt (SPD).

45. Verraten Sie uns eine Sache, die die Öffentlichkeit bislang noch nicht über Sie wusste?

Ich bin ein absoluter Fan der Nordseeinseln. In Deutschland habe ich bereits alle besucht. Baltrum gehört zu meinen Favoriten.

46. Etwas, das Sie gerne noch erzählen möchten?

Mir ist bewusst, dass ich als Bürgermeisterkandidat lediglich Außenseiterchancen habe. Aber zum Beispiel Monheim beweist, dass die Wahl eines Außenseiterkandidaten für eine Stadt ein großer Gewinn sein kann. Stolz bin ich schon jetzt darauf, auf den Wahlversammlungen der Voerder FDP und der WGV einstimmig nominiert worden zu sein. Außerdem bin ich überzeugt, dass ich es in Sachen Stadtentwicklung allemal besser machen würde als der amtierende Bürgermeister.