Dinslaken/Kreis Wesel. Polizeisprecher Timm Wandel gibt nach Vorfall zur angeblichen versuchten Kindesentführung in Dinslaken Tipps, wie man Infos im Netz prüfen kann.

50 Seiten lang geworden ist das Einsatzprotokoll, in dem die Kreispolizei Wesel den Vorfall zur mutmaßlich versuchten Kindesentführung in Dinslaken-Lohberg vom vergangenen Samstag dokumentiert hat.

Die Behörde wird es nun an die zuständige Staatsanwaltschaft in Duisburg weiterleiten, dort wird es dann schlussendlich wohl zu den Akten gelegt werden. Das zumindest mutmaßt Kreispolizeisprecher Timm Wandel, denn: „An dem Fall ist nichts dran – das ist auch allen Beteiligten mittlerweile klar – und das ist ja auch zum Glück so“, sagt er.

„Typisches Paradebeispiel“, das zeige, wie Sorgen und Unruhe gestiftet werden können

„Der Vorfall ist ein typisches Paradebeispiel dafür, wie Sorgen und Unruhe innerhalb der Bevölkerung gestiftet werden können“, sagt Wandel. Für die Behörde sei leider nicht nachvollziehbar, wie viele Anrufe sie am Wochenende zu dem Vorfall erhalten habe, erklärt der Polizeisprecher – aus Datenschutzgründen werde so etwas nicht erfasst und könne also nicht nachvollzogen werden. „Aber es gab am Wochenende bei uns in der Leitstelle auf jeden Fall diverse Anrufe von Pressevertretern – und mit diverse ist jetzt nicht gemeint, dass es ein oder zwei Anrufe waren“, sagt er.

Wandel bedauert, dass die Falschmeldung einen „Hype zu Lasten der Dinslakener“ ausgelöst habe. Es sei ja durchaus nachvollziehbar, dass gerade Eltern sich Sorgen machten, wenn sie so etwas im Netz lesen. „Insofern finden wir es natürlich auch schade, dass diese Seite den Fall nicht nochmal aufgelöst hat und dass er einfach unkommentiert weiterverbreitet worden ist“, sagt er.

Polizeisprecher rät zur Vorsicht im Netz

Der Polizeisprecher rät zur Vorsicht im Netz und betont: „Das Internet ist kein rechtsfreier Raum.“ Beleidigungen beispielsweise – und diese habe es auch unter dem entsprechenden Facebook-Beitrag in Richtung Polizei gegeben – könnten und würden auch zur Anzeige gebracht. Wandel empfiehlt, Internetbeiträge erst auf ihre Seriosität zu prüfen, ehe man sie teilt. „Denn sonst besteht schnell die Möglichkeit, dass man dazu beiträgt, Falschmeldungen weiter zu verbreiten.“

Beiträge von den offiziellen Seiten der Behörden seien zum Beispiel per se seriöser als andere, auch ein Blick auf das Impressum der jeweiligen Seite könne Aufschluss über den Seitenbetreiber geben. Zudem sei es bei Beobachtungen, egal ob in der Realität oder im Netz gemacht, immer besser „das nicht auf Facebook zu schreiben, sondern der Polizei zu melden“, sagt Wandel.

Das war passiert

Der Vorfall in Lohberg hatte am Wochenende bekanntlich für große Unruhe gesorgt. Die „Kinderseelenschützer“, ein Verein der eigenen Angaben zufolge von Kindesmisshandlung Betroffenen eine Stimme geben will, hatte am Samstag, 22. August, um 19.20 Uhr auf seiner Facebook-Seite mit der Überschrift „Versuchte Kindesentführung in Dinslaken – Täter flüchtig! – Bitte teilen!“ und einem dazu gestellten „Breaking News-Foto“ von einem Vorfall berichtet, wonach ein dreijähriges Mädchen in Lohberg von zwei Männern „über den Gartenzaun hinweg entführt“ werden sollte. Auch eine Beschreibung der beiden Männer teilte der Verein dort mit und verwies auf Zeugenaussagen, laut denen sich ein ähnlicher Vorfall bereits am Dienstag in Dinslaken ereignet habe, der „auf die Täterbeschreibung“ passe.

 So war der nunmehr gelöschte Post aufbereitet.
 So war der nunmehr gelöschte Post aufbereitet. © Screenshot | NRz

Die Polizei konnte schon am Sonntag bekanntlich keine dieser Informationen bestätigen und verwies auf eine Zeugin, die sich nach der Aufregung im Netz gemeldet und geschildert habe, dass das Mädchen im Gartenzaun des elterlichen Vorgartens eingeklemmt gewesen sei und ein Mann, der zufällig vorbei gelaufen sei, ihm geholfen und es über den Zaun gehoben habe.

Der entsprechenden Facebook-Beitrag der „Kinderseelenschützer“ wurde bis Mittwochmorgen, 26. August, fast 4200 Mal geteilt – mittlerweile ist er gelöscht worden. Der Verein äußerte sich Mittwochnachmittag in einer Stellungnahme erneut – hier ist diese nachzulesen.