Voerde. Der CDU-Stadtverbandsvorsitzende Frank Steenmanns kandidiert als Bürgermeister in Voerde. Er will „gestalten und nicht verwalten“.

Frank Steenmanns bewirbt sich als einer von vier Kandidaten um das höchste Amt im Rathaus Voerde. Der CDU-Stadtverbandsvorsitzende will „Gestalten und nicht verwalten“ – so lautet sein Motto.

1. Wie geht es Ihnen?

Gut. Ein kleines Schlafdefizit vielleicht. Der Wahlkampf ist eine Herausforderung, inhaltlich wie organisatorisch. Spannende Zeiten.

2. Was machen Sie am 13. September gegen 20 Uhr?

Ich verfolge die einlaufenden Wahlergebnisse.

3. Was ist aktuell Ihr politisches Lieblingsthema – es muss nichts mit Kommunalpolitik zu tun haben?

Die langfristigen, weltweiten und nationalen/ europäischen Entwicklungen – wirtschaftlich, umwelt- und gesellschaftspolitisch.

4. Was macht eigentlich Spaß an Politik?

Man hat die Chance, Sachverhalte zum Thema zu machen und Entscheidungen zu beeinflussen. Kommunal(politisch) betrachtet, auf das Lebensumfeld und die Entwicklung seiner Heimat ein Stück weit Einfluss zu nehmen und es mitzugestalten. Wie sich unsere Gesellschaft weiter entwickelt und unser Gemeinwesen gesichert wird, ist mir nicht egal.

5. Und was nervt an Politik?

Unsachlichkeit, Polemik, mangelnde Ergebnisorientierung und Unterscheidbarkeit, parteipolitisch ideologische Diskussionen, die zu nichts führen und dem Bürger nicht mehr vermittelbar sind.

6. Gibt es eine Eigenschaft, die jeder Kommunalpolitiker hat oder haben muss?

Bei aller Parteipolitik und harten Auseinandersetzung in der Sache darf der Bezug zu den Bürgern vor Ort nicht verloren gehen. In der politischen Debatte ist die Würde des Gegenüber zu achten und persönliche Verunglimpfungen indiskutabel. Man muss ausgleichen können und konsensfähig sein. Eine Zusammenarbeit in ganz grundlegenden Fragen der Demokratie und des gesellschaftlichen Zusammenhalts muss parteiübergreifend möglich bleiben.

7. Was hat Ihr Vorgänger bereits so gut gemacht, dass Sie es weiter voranbringen wollen?

Natürlich gibt es Dinge, die auf den Weg gebracht wurden. Was ich wie weiterführen werde, werde ich nach einigen Monaten Einsicht entscheiden. Die Umsetzung wird dann allerdings meine Handschrift haben.

8. Und was hat Ihr Vorgänger schlecht gemacht?

Unterschiedliche Menschen haben unterschiedliche Wege, wie sie vorgehen. Ich werde meinen eigenen haben.

9. Eine positive Erkenntnis, die Sie aus der Coronakrise gezogen haben?

Viele Menschen sind für den anderen aufmerksamer geworden. Die Solidarität ist in Notsituationen in der Gesellschaft größer als man manchmal so wahrnimmt. Und viele Menschen sind bezüglich unserer globalen Lebens- und Arbeitsweise etwas nachdenklicher geworden.

10. Und einen Mangel, den die Coronakrise zutage gebracht hat?

Die Corona-Krise hat diverse Mängel zu Tage gefördert. Mangelnde individuelle und staatliche Vorsorge gegenüber wirklichen Krisensituationen, unser föderales System zeigt teils langsame Reaktionszeiten, bedenkliche Produktionsstrukturen und Arbeitsbedingungen sind offensichtlich geworden.

11. Warum sollten die Voerder Sie wählen und nicht Ihre Mitbewerber?

Mein Motto ist: gestalten und nicht verwalten. Ich glaube, wir müssen offener und transparenter mit den Bürgern kommunizieren. Ich möchte Schwerpunkte setzen und auch konsequent zu Entscheidungen kommen: Zukunftsgerichtet, nachhaltig und generationengerecht. Dafür stehe ich.

12. Was sind die drei wichtigsten Dinge, die unter Ihrer „Regie“ zuerst angegangen werden sollten?

Schule, Digitalisierung / Wirtschaftsförderung, Mobilität.

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13. Wo können die drei Kommunen Dinslaken, Voerde und Hünxe und auch der Kreis Wesel enger zusammenarbeiten?

Neue Mobilitätsstrukturen und technische Unterstützung sind in jedem Fall auch stadtübergreifend zu sehen. Die Weiterführung der Walsumbahn, der überregionale Radwegeausbau oder die Ausbaufragen der B8 sind Beispiele hierfür. Aber auch verwaltungsbezogene Aufgaben müssen stärker darauf geprüft werden, ob man mehr und effizientere Lösungswege findet.

14. Zu Fuß, mit Fahrrad, Auto oder Nahverkehr: Wie bewegen Sie sich am liebsten und häufigsten fort?

Am liebsten zu Fuß und mit dem Fahrrad, am häufigsten mit der Bahn.

15. Ihre größte Stärke?

Menschen an einen Tisch bringen und gemeinsam neue Lösungen finden.

16. Und Ihre größte Schwäche?

Zeitung lesen beim Frühstück, da vergesse ich gerne die Zeit.

17. Was ist Ihr Lieblingsort am Niederrhein?

Ich habe nicht den Lieblingsort am Niederrhein. Zum Erholen gehe und fahre ich mit dem Rad gern durch die Felder Voerdes oder genieße den beruhigenden Blick auf den Rhein – von der Bank auf dem Deich bei Götterswickerhamm oder von der Rheinpromenade.

18. Welche drei Orte in Voerde sollte ich unbedingt besuchen?

Voerde hat doch elf Ortsteile. Die sollte man alle mal besuchen!

19. Wieso gerade die?

Als gebürtiger Friedrichsfelder bin ich in Voerde einfach zuhause.

20. Haben Sie einen Lieblingsstadtteil in Voerde und wieso gerade den?

Da verweise ich auf die beiden vorhergehenden Fragen.

21. Gehört Voerde zum Ruhrgebiet oder zum Niederrhein?

Ernsthaft? Wir Voerder sind Rheinländer – aufgeschlossene und tolerante Menschen. Deswegen fühlen wir uns auch wohl am Niederrhein.

22. Lieber ein guter Film oder ein gutes Buch?

Das ist situationsabhängig, für beides gibt es gute Gelegenheiten.

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23. Ihr Lieblingsbuch?

Habe keines. Gerne mal einen Thriller oder auch mal aktuelles Zeitgeschehen.

24. Das letzte Konzert, das Sie besucht haben, war…?

In den letzten Jahren standen Konzerte bei mir nicht so auf dem Plan.

25. Gehört der Wolf an den Niederrhein? Ja oder nein?

Nein.

26. Wie kann die Digitalisierung an den Schulen besser und schneller vorangebracht werden?

Was die Endgeräte in Schulen und für die Schüler angeht, sind wir auf gutem Weg. Jeder Schüler muss an Homeschooling genauso teilnehmen können wie an klassischem Präsenzunterricht – das ist ein Gebot der Chancengerechtigkeit. Die Kooperation von Bund, Land und Region muss deutlich besser werden. Alle Schulstandorte müssen endlich zeitnah an ein schnelles Datennetz. Das müssen wir mit allem Nachdruck beim Land und Kreis einfordern.

27. Was kann die Kommune tun, um klimafreundlicher zu werden?

Wesentliche Emissionsquellen sind unsere Gebäude und der Autoverkehr. Wärmedämmungsmaßnahmen unterstützen, Neubaumaßnahmen möglichst energieeffizient auslegen und Mobilitätskonzepte mit weniger Auto umsetzen, das sollten unsere Schwerpunkte sein.

28. Die Mobilität in Voerde und im Kreis Wesel: Welches Konzept schwebt Ihnen vor?

Wir brauchen eine deutlich bessere Vernetzung der Verkehrsträger Fuß- und Radverkehr mit Bus, Bahn und Auto, in dieser Reihenfolge. Unsere Denkansätze für die Zukunft dürfen nicht mehr ausschließlich aus der Autoperspektive gedacht werden.

29. Wie kann bei der Nachnutzung des Kraftwerksgeländes in Möllen das in der Politik unbestrittene Ziel, dort anteilig Wohnen vorzusehen, trotz der planerischen Hürden realisiert werden?

Das ist eine komplexe Frage. Derzeit ist klar: Das Landesplanungsrecht setzt die Vorgaben für die Nutzung einer „Kooperationsfläche“ wie das Kraftwerksgelände. Diese Vorgaben schließen derzeit eine Wohnnutzung, wie wir sie wollen, aus. Eine Lösung kann nur mit dem RVR und dem zuständigen Wirtschaftsministerium gefunden werden. Erst danach sind städtebauliche Ansätze und Fördermittel ein Thema.

30. Welche Vorteile böte aus Ihrer Sicht eine Reaktivierung der Walsumbahn für die Stadt Voerde und wie sähe für Sie die ideale Anbindung aus (ein Stichwort: Haltestellen im Stadtgebiet) aus?

Der Streckenverlauf auf Voerder Gebiet unterstützt die Planungen für ein modernes Mobilitätskonzept. Es bietet die Chance, dass mehr Menschen die Schiene anstelle des Autos nutzen können; Möllen und Spellen würden wieder an die Schiene angeschlossen. Zusätzlich wollen wir einen neuen Halt in Friedrichsfeld, der ein fußläufiges Umsteigen auf die Betuwe-Linie am Friedrichsfelder Bahnhof ermöglicht.

31. Wie kann aus Ihrer Sicht die Finanzlage der Stadt weiter aus eigener Kraft gestärkt werden?

Die Möglichkeiten sind aus eigener Kraft begrenzt. Zusätzliche Steuereinnahmen sind aus dem Bereich der Kraftwerksfläche über innovative Betriebe und Wohnbebauung denkbar. Ein aktives Stadt- und Standortmarketing, das die Interessen der vorhandenen Betriebe in Voerde ernst nimmt und unterstützt, dafür müssen wir jeden Tag arbeiten.

32. Wann glauben Sie ist realistisch mit einem Baustart des geplanten Kombibades zu rechnen?

Eine Jahreszahl in den Raum zu stellen halte ich für unredlich. Ich glaube, dass die Corona-Krise zu Verzögerungen bei der Bereitstellung von Fördermitteln für derlei Zwecke führen wird, weil sie anderenorts noch dringlicher sind. Ohne Fördermittel werden wir ein solches Bad angesichts eines immensen Investitionsstaus nach rund zehn Jahren Haushaltssicherung nicht bauen können.

Wir werden noch eine ganze Weile mit der Doppel-Bad-Situation leben müssen. Es gibt anderenorts sicher weniger komfortable Ausgangssituationen als in Voerde. Und nicht jede Stadt hat einen so rührigen Förderverein Bäder im Rücken wie wir in Voerde.

33. Wie lässt sich aus Ihrer Sicht die Position der in Konkurrenz zu Schulen in Nachbarkommunen stehenden Comenius-Gesamtschule stärken?

Was die baulichen Voraussetzungen angeht, da haben wir das Notwendige auf den Weg gebracht und investieren erheblich. Wir müssen uns aber deutlich aktiver um die Schule kümmern.

Sie muss in die Lage versetzt werden, gut ausgestattet und selbstbewusst ihre Konzepte und Schwerpunkte (in Abgrenzung zu umliegenden Schulen) deutlich machen zu können.

34. Wohin wollen Sie die Stadt Voerde mit Blick auf die Radinfrastruktur bringen?

Weiter nach vorn. Das Rad muss zum gleichberechtigten und regulären Verkehrsmittel in Voerde werden und in ein effektives Mobilitätskonzept eingebunden werden.

35. Wie hoch werden Sie das Thema digitale Verwaltung vor allem mit Blick auf den Bürgerservice hängen?

Schauen Sie doch mal in unser Wahlprogramm – Stichwort Digitalisierung. Da steht unter anderem, dass Voerde ein zeitgemäßes Online-Bürgerportal braucht, um Bürgerangelegenheiten immer öfter orts- und zeitunabhängig erledigen zu können.

36. Voerde und der Kreis Wesel im Jahr 2025 – welche Vision haben Sie?

Der Bürgermeister von Voerde wird für eine zweite Amtszeit wiedergewählt. Der Kreis ist mittlerweile mit einem CDU-Landrat zu einer Modellregion für Mobilität geworden.

37. Und im Jahr 2050?

Da genieße ich hoffentlich weiterhin mit meiner Frau den Ruhestand.

38. Wenn Sie nicht Politik machen, was machen Sie dann?

Leben mit der Familie, Freunde und Bekannte treffen, Sport, ein Buch zur Entspannung.

39. Wenn es bei Ihnen nicht die CDU geworden wäre – welche Partei wäre es dann?

Die Frage stellte sich mir nie.

40. Was sagen Sie Leuten, die sich nicht für Politik interessieren?

Sie verpassen einen wichtigen Teil ihres Lebens und vergessen manchmal, dass sie in jedem Fall von den Entscheidungen der Politik betroffen sind. Jeder ist Teil der Gesellschaft und sollte seinen Teil dazu beitragen.

41. Wie sah Ihr erstes politisches Engagement aus?

Ich habe mich am Gymnasium Voerde mit vielen gemeinsam über die stiefmütterliche Behandlung des Musikunterrichtes an den Schulen in NRW beklagt. Herbert Reul war damals als schulpolitischer Sprecher der CDU-Landtagsfraktion unsere Kontaktperson, heute ist er erfolgreicher NRW-Innenminister.

42. Was war die interessanteste Frage, die Ihnen ein Bürger mal gestellt hat?

Fragen, die mir Bürger stellen, sind mir wichtig. Ich bemühe mich, sie zu beantworten, aber ich katalogisiere sie nicht.

43. Und was war die blödeste?

Ich verweise auf die vorhergehende Frage.

44. Ihr politisches Vorbild?

Für Weltpolitik, Pragmatismus und Umsetzungskraft: Angela Merkel. Für geschichtlichen Bezug in der Politik und Europa: Helmut Kohl. Und wenn ich eine Anleihe beim politischen Mitwerber nehmen darf, würde ich auf Helmut Schmidt verweisen.

45. Verraten Sie uns eine Sache, die die Öffentlichkeit bislang noch nicht über Sie wusste?

Nein. Das ist dann privat und bleibt es auch.

46. Etwas, das Sie gerne noch erzählen möchten?

Nehmen Sie Ihr Wahlrecht unbedingt wahr und entscheiden Sie mit. Frei wählen zu dürfen ist nicht nur ein demokratisches Recht, sondern ein Privileg.

Sie entscheiden, welche Weichenstellungen für die Zukunft Voerdes getroffen werden und ob Voerde es schafft, ein attraktiver Lebens-, Arbeits- und Wirtschaftsstandort zu sein. Lassen Sie uns das gemeinsam anpacken!