Dinslaken. Der amtierende Bürgermeister Michael Heidinger (SPD) tritt erneut zur Wahl an. Die gute Entwicklung der Stadt Dinslaken will er fortführen.
Dr. Michael Heidinger ist seit 2009 Bürgermeister in Dinslaken. Der SPD-Politiker ist 1963 in Münster geboren und studierter Diplom-Volkswirt. Er trat 1986 in die SPD ein, arbeitete zuerst bis 1998 für die Bundesagentur für Arbeit und war danach bis 2005 in der SPD-Landtagsfraktion Referent für Arbeit, Gesundheit und Soziales, wobei er 2002 seine berufsbegleitende Promotion abschloss. Mitglied des Stadtrates Dinslaken war Heidinger seit 2004, seit 2005 auch Vorsitzender des SPD-Unterbezirkes des Kreises Wesel. Von 2005 bis 2009 war er Referatsleiter im Düsseldorfer Ministerium für Arbeit, Gesundheit und Soziales, seit 2008 zusätzlich Beisitzer im Vorstand der NRW-SPD.
1. Wie geht es Ihnen?
Danke, mir geht es sehr gut.
2. Was machen Sie am 13. September gegen 20 Uhr?
Gemeinsam mit meinen Freundinnen und Freunden der SPD werde ich gespannt auf den Wahlausgang warten.
3. Was ist aktuell Ihr politisches Lieblingsthema – es muss nichts mit Kommunalpolitik zu tun haben?
Der Zusammenhalt in einer gerechten Gesellschaft, das ist für mich das wichtigste Thema unserer Zeit.
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4. Was macht eigentlich Spaß an Politik?
Die Möglichkeit, Dinge zu bewegen und zu gestalten.
5. Und was nervt an Politik?
Persönliche Beleidigungen.
6. Gibt es eine Eigenschaft, die jeder Kommunalpolitiker hat oder haben muss?
Man muss ein Menschenfreund sein, gerade in der Politik vor Ort.
7. Was haben Sie als Bürgermeister so gut gemacht, dass Sie es weiter voranbringen wollen?
Dinslaken hat in den vergangenen elf Jahren eine nachweislich gute Entwicklung genommen. Das zeigen die Kennziffern im Einzelhandel beispielsweise oder die Umgestaltung unserer Schulgebäude. Das alles haben wir mit den Bürgerinnen und Bürgern gemeinsam erreicht, und das wollen wir fortführen.
8. Und was hätten Sie besser machen können?
Die Bürgerbeteiligung bei der Umgestaltung des Stadtparks verlief nicht unbedingt gut. Damals waren wir wohl noch nicht so weit, haben aber daraus gelernt. Bei der Planung des Trabrennbahn-Quartiers war das deutlich besser.
9. Eine positive Erkenntnis, die Sie aus der Coronakrise gezogen haben?
Mich haben die Hilfsbereitschaft, die Einsicht und die Solidarität der Menschen beeindruckt.
10. Und einen Mangel, den die Coronakrise zutage gebracht hat?
Die unzureichende Ausstattung der Gesundheits-Infrastruktur in Deutschland.
11. Warum sollten die Dinslakener Sie wählen und nicht Ihre Mitbewerber?
Ich stehe mit meinem Team für eine stimmige Gesamtidee für Dinslaken: sozial, ökologisch, nachhaltig und durchfinanziert.
12. Was sind die drei wichtigsten Dinge, die unter Ihrer „Regie“ zuerst angegangen werden sollten?
Die erfolgreiche Arbeit wird gleich am Montag nach der Wahl fortgesetzt. Auf der Tagesordnung bleiben: Bildung, nachhaltige Stadtentwicklung, bezahlbares Wohnen.
13. Wo können die drei Kommunen Dinslaken, Voerde und Hünxe und auch der Kreis Wesel enger zusammenarbeiten?
Bei der regionalen Entwicklung im Altkreis Dinslaken: bei Freizeit und Erholung, im Tourismus, bei der Planung von Radwegen, im ÖPNV…
14. Zu Fuß, mit Fahrrad, Auto oder Nahverkehr: Wie bewegen Sie sich am liebsten und häufigsten fort?
Das hängt davon ab, wo ich hin will. Am liebsten zu Fuß. Berufsbedingt bleibt aber häufig nur das Auto.
15. Ihre größte Stärke?
Eine klare Linie und mein innerer Kompass.
16. Und Ihre größte Schwäche?
Ich bin unausstehlich, wenn ich Hunger habe.
17. Was ist Ihr Lieblingsort am Niederrhein?
Der Rotbach.
18. Welche drei Orte in Dinslaken sollte ich unbedingt besuchen?
Burg und Burgtheater, die Mühlen mit Mühlenmuseum und den Förderturm am Bergpark.
19. Wieso gerade die?
Weil sie Dinslaken in seiner Vielgestaltigkeit beispielhaft abbilden.
20. Haben Sie einen Lieblingsstadtteil in Dinslaken und wieso gerade den?
Ich liebe Dinslaken als Ganzes, denn es ist mehr als die Summe seiner Stadtteile.
21. Gehört Dinslaken zum Ruhrgebiet oder zum Niederrhein?
Als „Grünes Tor zum Ruhrgebiet“ ist Dinslaken beides, niederrheinisch schön und ruhrgebietsvielfältig.
22. Lieber ein guter Film oder ein gutes Buch?
Ein gutes Buch, davon habe ich länger etwas.
23. Ihr Lieblingsbuch?
Raymond Chandler, Der große Schlaf.
24. Das letzte Konzert, das Sie besucht haben, war…?
… am 14. Februar das Konzert von MGV Liederkranz und MGV Feldmark. Dann kam Corona. Ich hatte noch Karten für Australian Pink Floyd, das Konzert ist dann leider ausgefallen.
25. Gehört der Wolf an den Niederrhein? Ja oder nein?
Er ist da, und nun müssen wir damit umgehen.
26. Wie kann die Digitalisierung an den Schulen besser und schneller vorangebracht werden?
In den Schulen selbst sind wir schon gut aufgestellt: Touchscreens für alle Grundschulen, 1400 iPads für Schülerinnen und Schüler, WLAN-Aufbau und Computerarbeitsplätze… Die Grundvoraussetzung ist aber nach wie vor eine leistungsfähige Breitbandversorgung, und da besteht in der Tat noch Handlungsbedarf.
27. Was kann die Kommune tun, um klimafreundlicher zu werden?
Lohberg und das ehemalige Zechengelände sind das größte zusammenhängende CO2-neutrale Siedlungsgebiet Deutschlands. Ab Ende 2022 können wir den Menschen in Dinslaken eine Versorgung mit Strom und Wärme anbieten, die vollkommen CO2-neutral ist. Dazu gehören auch der Masterplan Grün und eine bewusste klimaresiliente Planung (Frischluft, Wasser, Grün).
28. Die Mobilität in Dinslaken und im Kreis Wesel: Welches Konzept schwebt Ihnen vor?
Mit dem Stadtbus-Konzept haben wir einen guten Kompromiss zwischen Bedarf und Bezahlbarkeit vorgelegt. Dies kann noch durch gezielte Angebote wie Sammeltaxis on demand ergänzt werden. Grundsätzlich gilt das Ziel der Gleichberechtigung aller Verkehrsteilnehmenden. Hierzu dienen unser Fuß- und Radwegekonzept und das Parkraumkonzept.
29. Müssen in 2021 die Steuern erhöht werden, um ein Abrutschen in die Haushaltssicherung zu vermeiden?
Hierzu ein klares Nein!
30. Es fehlt an bezahlbarem Wohnraum. Wie wollen Sie diesen ermöglichen?
Der Bedarf für Dinslaken ist beschrieben: 2000 neue Wohnungen bis 2030, davon mindestens 30 Prozent mit öffentlicher Förderung. Das erreichen wir mit dem kooperativen Baulandmodell, bei dem die Stadt immer ihre wohnungspolitischen Ziele einbringen kann. Bei der Entwicklung des Trabrennbahn-Areals hat bezahlbarer Wohnraum hohe Priorität.
31. Ihre Ideen für die B 8?
Am besten wäre eine Tunnel-Lösung für das Stadtgebiet Dinslaken.
32. Und Ihre Ideen für die L4n? Wie wollen Sie einen Konsens mit der Gemeinde Hünxe erzielen?
Indem wir den begonnenen Beteiligungsprozess konsequent und erfolgreich zu Ende führen.
33. Sind Sie für eine Trennung der Positionen Kämmerer und Stadtplaner?
Dazu besteht überhaupt kein Anlass. Wir sind ein gutes Team und die Erfolge sind unstrittig.
34. Wo soll künftig die Martini-Kirmes stattfinden?
In der Innenstadt; wo genau, das prüfen wir gerade.
35. Was halten Sie von der Reaktivierung der Walsumbahn mit Stationen in Dinslaken und Voerde?
Das ist ein guter Ansatz, aber definitiv nicht ohne einen Haltepunkt auf Dinslakener Stadtgebiet.
36. Dinslaken und der Kreis Wesel im Jahr 2025 – welche Vision haben Sie?
Wir kämpfen gemeinsam und mit vielen anderen Städten dafür, dass wir endlich nicht mehr die Rechnungen des Bundes bezahlen müssen. Der soll selber bezahlen, was er bestellt.
37. Und im Jahr 2050?
Da haben wir’s geschafft. Jede Stadt in Deutschland kann aus eigener Kraft und ohne „Unterstützung“ von Land und Bund leben.
38. Wenn Sie nicht Politik machen, was machen Sie dann?
Lesen, E-Gitarre spielen, Joggen, meinen Hund ausführen… und wenn der gut drauf ist, dann joggen wir auch gemeinsam.
39. Wenn es bei Ihnen nicht die SPD geworden wäre – welche Partei wäre es dann?
Keine. Dann wäre ich parteilos.
40. Was sagen Sie Leuten, die sich nicht für Politik interessieren?
Jeden Tag werden Entscheidungen getroffen, die sich auf Ihre Lebensqualität auswirken. Und es gibt genau zwei Möglichkeiten: Die Entscheidungen werden mit Ihnen oder ohne Sie getroffen.
41. Wie sah Ihr erstes politisches Engagement aus?
Mit 13 Jahren bin ich Klassensprecher geworden.
42. Was war die interessanteste Frage, die Ihnen ein Bürger mal gestellt hat?
In den elf Jahren als Bürgermeister habe ich Tausende Gespräche mit Bürgerinnen und Bürgern geführt. Diese können sich darauf verlassen, dass ich mich für all ihre Belange interessiere.
43. Und was war die blödeste?
Dinslakener Bürgerinnen und Bürger stellen keine blöden Fragen. Gott sei Dank.
44. Ihr politisches Vorbild?
Ein Vorbild habe ich nicht, aber beeindruckt hat mich die Zuverlässigkeit und Geradlinigkeit von Helmut Schmidt.
45. Verraten Sie uns eine Sache, die die Öffentlichkeit bislang noch nicht über Sie wusste?
Ich bin ja im Ehrenamt Reservist der Bundeswehr. Seit meinem Wechsel zur Marine trage ich den Dienstgrad: Kapitän zur See.
46. Etwas, das Sie gerne noch erzählen möchten?
Jede Menge, aber das würde dann wohl eine NRZ-Sonderausgabe erfordern ;-).