Voerde. Dirk Haarmann (SPD) tritt in Voerde erneut als Bürgermeisterkandidat an. Unterstützt wird er von den Grünen. Er stellt sich unseren 46 Fragen.

2014 begann für Dirk Haarmann die erste Amtszeit als Bürgermeister der Stadt Voerde. Der 53-Jährige möchte eine weitere folgen lassen. Die SPD schickt Dirk Haarmann bei der Kommunalwahl am 13. September erneut ins Rennen. Im Dezember 2019 hatten ihn die Genossen während einer öffentlichen Mitgliederversammlung einstimmig zu ihrem Bewerber um den Chefposten im Voerder Rathaus gemacht. Die Grünen unterstützen Haarmann. Neben ihm werfen drei weitere Kandidaten ihren Hut in den Ring.

1. Wie geht es Ihnen?

Gut, danke.

2. Was machen Sie am 13. September gegen 20 Uhr?

Ich werde mich mit meiner Familie und unseren Freunden freuen, dass die Voerder Wählerinnen und Wähler mir auch für meine zweite Amtszeit ihr Vertrauen geschenkt haben.

3. Was ist aktuell Ihr politisches Lieblingsthema – es muss nichts mit Kommunalpolitik zu tun haben?

Es ist die Nachfolgenutzung des Kraftwerksgeländes in Voerde-Möllen.

4. Was macht eigentlich Spaß an Politik?

In der Verantwortung für die Menschen in Voerde Positives für unsere Stadt zu erreichen. Wenn es am Ende gut wird, ist das eine große Bestätigung.

5. Und was nervt an Politik?

Wenn es manchmal weniger um die Sache geht als um politische „Feldvorteile“.

6. Gibt es eine Eigenschaft, die jeder Kommunalpolitiker hat oder haben muss?

Er oder sie muss langfristig für seine Stadt vorausdenken und ein dickes Fell haben, ebenso die Fähigkeit, die eigenen Argumente gut und verständlich rüberzubringen – im politischen Streit und im Dialog mit den Bürgerinnen und Bürgern.

7. Was haben Sie so gut gemacht, dass Sie es weiter voranbringen wollen?

Ich habe mit meiner Mannschaft den Haushalt – die Auswirkungen von Corona außen vor gelassen – ordentlich bestellt und unsere Stadt damit handlungsfähig gehalten. Jetzt geht es darum, dass sich Bund und Land endlich ihrer Verantwortung stellen und die Kommunen ordentlich finanzieren und entschulden. Wer die Musik bestellt, muss sie auch bezahlen. Alles andere ist unfair.

8. Was hätten Sie besser machen können?

Manchmal habe ich die Erfolge nicht offensiv genug „vermarktet“.

9. Eine positive Erkenntnis, die Sie aus der Coronakrise gezogen haben?

Voerde steht zusammen und die Menschen helfen sich gegenseitig.

10. Und einen Mangel, den die Coronakrise zutage gebracht hat?

Der späte Informationsfluss durch die Landesministerien hat uns Kommunen mehrfach unnötig unter Druck gesetzt. Dies gilt insbesondere für die Bereiche Kita und Schulen. Somit entstanden für die Eltern oft extreme Belastungen, die wir nicht abfedern konnten.

11. Warum sollten die Voerder Sie wählen und nicht Ihre Mitbewerber?

Ich habe in den letzten 6 Jahren mit vollem Einsatz Vieles für die Stadt Voerde und unsere Bürgerinnen und Bürger erreicht. Wir stehen deutlich besser da als vor 6 Jahren und die Menschen fühlen sich wohl in unserer Stadt. Mit mir entscheiden sich die Menschen für Erfahrung, Kompetenz, Weitsicht und jemanden, der zuhört und dem der permanente Dialog mit ihnen wichtig ist.

12. Was sind die drei wichtigsten Dinge, die unter Ihrer „Regie“ zuerst angegangen werden sollten?

1. Gleiche Bildungschancen für alle Kinder in Voerde waren schon immer mein Leitmotiv. Daran will ich weiter arbeiten. 2. Die Entwicklung des Kraftwerksgeländes im Sinne von Bürgerschaft und Politik mit verträglicher gewerblicher Nutzung, Wohnen und Gastronomie / Freizeit. 3. Es war unbestritten, aber Corona hat es noch einmal verdeutlicht: Das Ehrenamt ist die Stütze unserer Gesellschaft und muss stärker unterstützt werden.

13. Wo können die drei Kommunen Dinslaken, Voerde und Hünxe und auch der Kreis Wesel enger zusammenarbeiten?

In vielen Aufgabenfeldern arbeiten wir bereits sehr erfolgreich zusammen – ein Ergebnis der jahrelangen Bemühungen. Die Geschlossenheit gegenüber der Bahn in der Betuwe-Planung hat uns sehr geholfen. Das brauchen wir auch für andere Projekte wie die Reaktivierung der „Spellener Bahn“ sowie in der Verkehrsplanung (z.B. L 4n und Radschnellwege).

14. Zu Fuß, mit Fahrrad, Auto oder Nahverkehr: Wie bewegen Sie sich am liebsten und häufigsten fort?

Definitiv mit dem Fahrrad – auf dem Arbeitsweg, in Freizeit und Sport.

15. Ihre größte Stärke?

Gemeinschaftssinn und Kompromissbereitschaft, um auch in schwierigen Situationen Ergebnisse zu erzielen, die gut für unsere Stadt sind.

16. Und Ihre größte Schwäche?

Meine Ungeduld, wenn Themen nicht schnell genug vorangehen.

17. Was ist Ihr Lieblingsort am Niederrhein?

Die Mommniederung.

18. Welche drei Orte in Voerde sollte ich unbedingt besuchen?

Die Mommniederung – am besten mit dem Rad. Das Haus Voerde mit der schönen Gartenanlage und hoffentlich bald wieder mit Restaurantbetrieb. Unser wunderschönes Freibad, bald Standort für unser neues Kombibad.

19. Wieso gerade die?

Weil diese Orte Voerde von der schönsten Seite zeigen, auch wenn es noch viele andere in unserer Stadt gibt.

20. Haben Sie einen Lieblingsstadtteil in Voerde und wieso gerade den?

Mir sind alle Stadtteile gleich lieb und wichtig. Mich beeindruckt die damit verbundene Vielfalt in unserer Stadt.

21. Gehört Voerde zum Ruhrgebiet oder zum Niederrhein?

Wichtiger als diese Zuordnung ist das Gefühl der Menschen. Und das ist von beidem geprägt.

22. Lieber ein guter Film oder ein gutes Buch?

Ein gutes Buch, gerne ein Krimi.

23. Ihr Lieblingsbuch?

Aktuell: Achtsam morden von Karsten Dusse. Eine wunderbare Kombination von Krimi, Ironie und voller Überraschungen.

24. Das letzte Konzert, das Sie besucht haben, war…?

Außerhalb der Bürgermeisterfunktion und des Ehrenamtes in der Kirche Götterswickerhamm: Stefan Stoppok im Ebertbad in Oberhausen.

25. Gehört der Wolf an den Niederrhein? Ja oder nein?

Nein.

26. Wie kann die Digitalisierung an den Schulen besser und schneller vorangebracht werden?

Durch mehr Eigenständigkeit der Kommunen bei der Verwendung der Fördergelder. Mit weniger Bürokratie sind wir schneller. Dazu durch eine klare Digitalisierungsstrategie des Landes für den Unterricht sowie eine konsequentere und schnellere Ausrichtung der Lehrerfortbildung auf dieses wichtige Zukunftsthema.

27. Was kann die Kommune tun, um klimafreundlicher zu werden?

Wir brauchen (noch) mehr Grün in der Stadt, CO2-neutralen Neubau und energetische Sanierungsförderung für ältere Gebäude, ein klimafreundliches Verkehrskonzept, das Radverkehr, ÖPNV mit Bus und Bahn fördert. Die Stadtwerke Voerde sind dabei ein starker Partner.

28. Die Mobilität in Voerde und im Kreis Wesel: Welches Konzept schwebt Ihnen vor?

Voerde hat bei Reaktivierung der „Spellener Bahn“ zwei Schienenanbindungen – ideal, um den Pendlerverkehr von der Straße zu holen. Dazu mehr Park & Ride-Plätze für Pkw und Rad. Auch der innerstädtische Verkehr muss stärker auf das Rad setzen. Wir erstellen dazu gerade ein Radverkehrskonzept incl. Sanierungs- und Ausbauprogramm. Die Buslinien müssen besser vernetzt und die bestehenden Angebote (z.B. das Taxibussystem) besser vermarktet werden.

29. Wie kann bei der Nachnutzung des Kraftwerksgeländes in Möllen das in der Politik unbestrittene Ziel, dort anteilig Wohnen vorzusehen, trotz der planerischen Hürden realisiert werden?

Durch eine weiterhin kompetente Gesprächsführung mit guten Argumenten, bei politischer Geschlossenheit aller Fraktionen. Die Fakten sprechen für uns: Bereits jetzt gelten für neues Gewerbe starke Abstandsgebote zur vorhandenen Wohnbebauung. Die einzigartige Lage am Rhein und in der wunderbaren Landschaft „schreien“ geradezu nach Wohnnutzung. Wenn es am Ende mit einer Verkleinerung der Kooperationsfläche oder einem sog. Zielabweichungsverfahren klappt, dann gerne.

30. Welche Vorteile böte aus Ihrer Sicht eine Reaktivierung der Walsum-Bahn für die Stadt Voerde und wie sähe für Sie die ideale Anbindung aus (ein Stichwort: Haltestellen im Stadtgebiet) aus?

Die Entlastung der Straßen und die positive Wirkung auf das Klima habe ich bereits beschrieben. Ideale Haltepunkte wären die früher bestehenden in Möllen (auch für die zukünftige Wohnbebauung und gewerbliche Nutzung) und Spellen sowie zusätzlich ein Haltepunkt in Friedrichsfeld.

31. Wie kann aus Ihrer Sicht die Finanzlage der Stadt weiter aus eigener Kraft gestärkt werden?

Wir haben mit größten Anstrengungen bereits eine jährliche Entlastung von über 7 Mio. € erreicht. Jetzt sind Bund und Land am Zug, damit wir für deren Pflichtaufgaben auskömmlich finanziert werden – und das bei vertretbaren Hebesätzen für Grundsteuer B und Gewerbesteuer. Trotzdem bleibt natürlich die wirtschaftliche Optimierung unserer Aufgabenerledigung eine permanente Aufgabe. Eine gute Basis haben wir durch die aktuelle strategische Ausrichtung unserer Stadtwerke geschaffen.

32. Wann glauben Sie ist realistisch mit einem Baustart des geplanten Kombibades zu rechnen?

Mit einem Förderprogramm könnte es Ende 2022 so weit sein, ohne dürfte es länger dauern. Solange werden beide Bäder natürlich betriebssicher gehalten.

33. Wie lässt sich aus Ihrer Sicht die Position der in Konkurrenz zu Schulen in Nachbarkommunen stehenden Comenius-Gesamtschule stärken?

Durch eine optimale Lehrerversorgung durch das Land und durch eine selbstbewusste und offensivere Werbung für die gute pädagogische Arbeit, welche die Eltern und die beratenden Grundschulleitungen überzeugt. Ich bin zuversichtlich, dass mit der Fertigstellung des Schulgebäudes die Attraktivität dieser Schule einen großen Schritt nach vorne macht.

34. Wohin wollen Sie die Stadt Voerde mit Blick auf die Radinfrastruktur bringen?

Der Anteil des Radverkehrs soll deutlich gesteigert werden, für den innerstädtischen Verkehr, für Berufspendler und für Naherholung und Tourismus. Dazu brauchen wir Radschnellwege und eine konsequente Ertüchtigung unserer vorhandenen Radwege. Die „erzwungene“ Haushaltssanierung der letzten Jahre hat hier deutliche Spuren hinterlassen. Bei gemeinsamer Nutzung durch Auto und Rad soll die Geschwindigkeit begrenzt werden, wie es an vielen Stellen in den Ortsteilen bereits der Fall ist.

35. Wie hoch werden Sie das Thema digitale Verwaltung vor allem mit Blick auf den Bürgerservice hängen?

Das Thema hat weiterhin eine hohe Priorität. Derzeit sind bereits 35 Verwaltungsprozesse voll digitalisiert. Auf die zukünftigen Anforderungen aus dem e-Government-Gesetz sowie dem e-Rechnungsgesetz bereiten wir uns intensiv vor. Wir sind Vorreiter bei der Online-Baugenehmigung und gehören bei der Einführung des elektronischen Rechnungseingangsworkflows zu den Pilotanwendern. Aktuell läuft ein großes Projekt für eine neue städtische Homepage. Mit den damit verbundenen technischen Neuerungen lassen sich weitere Prozesse digital optimieren.

36. Voerde und der Kreis Wesel im Jahr 2025 – welche Vision haben Sie?

Ein attraktiver Lebensraum für Jung und Alt, der seine großen Potenziale nutzt und in intensiven Vorbereitungen für die Internationale Gartenschau 2027 steckt.

37. Und im Jahr 2050?

Eine starke und selbstbewusste Region – energieneutral und Musterknabe für Klima- und Umweltschutz mit Leitprojekten auf dem ehemaligen Kraftwerksgelände im Hinblick auf innovative Wirtschaft und kombiniertes Wohnen.

38. Wenn Sie nicht Politik machen, was machen Sie dann?

Dann verbringe ich die Zeit mit meiner Familie, entspanne bei der Gartenarbeit oder beim Sport. Gerne lese ich auch ein gutes Buch.

39. Wenn es bei Ihnen nicht die SPD geworden wäre – welche Partei wäre es dann?

Die Frage stellt sich mir nicht. Die Grundwerte der SPD sind für mich weiterhin aktuell und zukunftsweisend.

40. Was sagen Sie Leuten, die sich nicht für Politik interessieren?

Politik ist die Voraussetzung für ein gesellschaftliches Miteinander in Freiheit und Wohlstand. Dies alleine ist es wert, sich dafür zu interessieren.

41. Wie sah Ihr erstes politisches Engagement aus?

Ich habe als Beschäftigter von Kreis- und Stadtverwaltung immer „auf der anderen Seite gesessen“ und Kommunalpolitik begleitet. Daher hatte ich zuvor keine politischen Funktionen oder Mandate. An meiner ersten Demonstration habe ich mit 13 Jahren teilgenommen.

42. Was war die interessanteste Frage, die Ihnen ein Bürger mal gestellt hat?

Warum sind so viele Menschen in unserem Land unzufrieden, wo es uns doch im Vergleich zu vielen anderen Ländern so gut geht?

43. Und was war die blödeste?

Fragende fragen nicht, weil sie blöde Fragen stellen möchten. Sie fragen, weil sie verstehen möchten, sind also interessiert. Wer eine Frage als „blöd“ empfindet, hat dies nicht verstanden und ist … irgendwie ein bisschen blöd, oder?

44. Ihr politisches Vorbild?

Das kann ich schlecht auf eine Person konzentrieren. Die Standhaftigkeit von Willy Brandt und sein unermüdlicher Einsatz für die Ost-West-Versöhnung haben mich aber nachhaltig geprägt.

45. Verraten Sie uns eine Sache, die die Öffentlichkeit bislang noch nicht über Sie wusste?

Ich bin als 15-Jähriger mit meinem frisierten Mofa erwischt worden – hat mich 10 Sozialstunden in der Altenarbeit gekostet.

46. Etwas, das Sie gerne noch erzählen möchten?

Ich bin mit großer Freunde und Leidenschaft Bürgermeister unserer lebens- und liebenswerten Stadt Voerde.

Mit einem klaren Blick, mit Kompetenz und Sachverstand, mit Fairness und einem offenen Ohr für jeden Menschen in Voerde möchte ich mich auch in den kommenden fünf Jahren für sie engagieren und bitte daher um die Stimme bei der Kommunalwahl am 13. September.