Dinslaken. In Lohberg kursiert die Vermutung, dass eine Dreijährige über den Gartenzaun hinweg entführt werden sollte. Polizei schildert den Vorfall anders.

Hohe Wellen schlägt auf Facebook eine mutmaßliche versuchte Kindesentführung am Samstag im Stadtteil Lohberg: Die „Kinderseelenschützer“ beschreiben im sozialen Netzwerk einen Vorfall, wonach ein dreijähriges Mädchen von zwei Männern „über den Gartenzaun hinweg entführt“ werden sollte. Nur durch die lauten Rufe des siebenjährigen Bruders habe Schlimmeres verhindert werden können. Der Verein – eigenen Angaben zufolge ein „junges dynamisches Team aus NRW aus den unterschiedlichsten gesellschaftlichen Schichten“, das von Kindesmisshandlung Betroffenen eine Stimme geben will – veröffentlicht in dem Beitrag auf seiner Facebookseite auch eine Beschreibung der Männer, wobei einer von beiden nur von hinten gesehen worden sein soll.

Zeugin meldete sich am Samstagabend bei der Polizei

Bereits am Dienstag soll sich in Dinslaken ein ähnlicher Vorfall ereignet haben, der „auf die Täterbeschreibung“ passe. Die Kreispolizeibehörde konnte den weiteren Fall auf Anfrage der NRZ am Sonntagmittag nicht bestätigen. Zu dem beschriebenen Vorfall in Lohberg hieß es, dass sich am Abend des gleichen Tages eine Zeugin bei der Wache in Dinslaken gemeldet habe, nachdem sich im Verlauf des Tages bereits in verschiedenen sozialen Medien „diverse Theorien und Falschmeldungen verbreitet hatten“. Die 33-Jährige habe geschildert, den Hergang am Samstag gegen 12.35 Uhr beobachtet und gesehen zu haben, dass das dreijährige Mädchen im Gartenzaun des elterlichen Vorgartens eingeklemmt gewesen sei und ein Mann, der zufällig vorbei gelaufen sei, ihm geholfen und es über den Zaun gehoben habe. Danach sei dieser weitergelaufen. Die Zeugin habe weiterhin erklärt, mit dem Kind auch gesprochen zu haben.

Über deren Aussagen sei die Mutter des Mädchens informiert worden, hieß es am Sonntag von Seiten der Kreispolizeibehörde Wesel weiter. Beruhigt hat sie die Schilderung der Zeugin offenkundig nicht. In einem Kommentar auf Facebook wirft die Mutter des Mädchens Fragen auf: etwa die, warum das Kind nicht wieder in den Garten gehoben, sondern einfach auf der Straße stehen gelassen worden sei; warum nicht geschellt wurde und warum „man“ weg gelaufen sei, obwohl ihr Mann „hinterher“ sei. Anders als für die Polizei sei die Sache für sie nicht erledigt; sie werde am Montag zum Anwalt gehen, kündigte die Mutter in ihrem Kommentar auf Facebook an. (P.K.)