Voerde. Ein Teil der seit vielen Jahren von Leerstand geprägten Immobilie in der Voerder Innenstadt wird bald durch Abriss und Neubau weiterentwickelt.

Der Blick, der sich seit vielen Jahren in der Innenstadt am Rathausplatz beim Gang vom Sparkassengebäude in Richtung Parkdeck an der Friedrichsfelder Straße bietet, ist trostlos: Die einstigen Ladenzeilen in dem linker Hand liegenden Geschäfts- und Wohnhaus sind seit gefühlt einer Ewigkeit verwaist, der lange Leer- und Stillstand hat deutliche Spuren hinterlassen. Auf just dieser, der Südseite des großen Gebäudekomplexes wird sich nun endlich etwas bewegen – auch im wahrsten Wortsinn. Der alte Baubestand wird abgerissen und macht etwas Neuem Platz.

Wenn der Abrissbagger seine Arbeit getan hat, wird dort ein Gebäude errichtet, dessen Erdgeschoss Penny auf einer Mietfläche von 1100 Quadratmetern bezieht. Im Staffelgeschoss über dem Lebensmitteldiscounter ist ein Bürokomplex geplant, in dem das Jobcenter, das zurzeit noch in der vierten Etage im Rathaus untergebracht ist, dort aber unter Platzmangel leidet, auf knapp 1000 Quadratmetern eine neue Heimat finden wird.

Auf der Seite gegenüber dem heutigen Parkdeck an der Friedrichsfelder Straße wird sich der Eingang zum Lebensmitteldiscounter Penny befinden. Der Zugang zum Jobcenter ist hinter der Einhausung für den Anlieferverkehr geplant.
Auf der Seite gegenüber dem heutigen Parkdeck an der Friedrichsfelder Straße wird sich der Eingang zum Lebensmitteldiscounter Penny befinden. Der Zugang zum Jobcenter ist hinter der Einhausung für den Anlieferverkehr geplant. © Neunziggrad Hülsdonk Architekten / PR | Schoofs-Gruppe

Realisiert wird das Vorhaben von der Unternehmensgruppe Schoofs mit Sitz in Kevelaer und Dependancen in Köln und Frankfurt, die von zehn bis 15 solcher Projekte im Lebensmitteleinzelhandel pro Jahr spricht und nach Angaben von Prokurist Kosmas Thämmig einen mittleren siebenstelligen Betrag für die beschriebene Maßnahme in der Voerder Innenstadt in die Hand nehmen wird. Vor etwa drei Jahren sei die Schoofs-Gruppe von der Niederrheinischen Sparkasse Rhein-Lippe (Nispa) darauf angesprochen worden, ob sie das Geschäftsgebäude am Rathausplatz in Voerde entwickeln wolle.

In der Vergangenheit hatten die Vielzahl der Eigentümer und die damit einhergehende heterogene Interessenlage ein Fortkommen bei der gewünschten Revitalisierung der gewerblichen Bereiche in dem großen Geschäfts- und Wohnhaus zu einem schwierigen Unterfangen gemacht. Bei jeder Entscheidung bedurfte es der Zustimmung aller.

Am Ende brachte der Grundgedanke, aus der Eigentümergemeinschaft für die Gesamtimmobilie drei Teileigentümer für die West-, Nord- und eben die Südseite des Gebäudes zu bilden, den ersten gewaltigen Stein für die Wiederbelebung eines zentralen Bereichs der Liegenschaft ins Rollen. „Im dritten Jahr sehr intensiver Verhandlungen“, wie Projektentwickler Thorsten Overländer von der Schoofs-Gruppe bilanziert, können Investor und Stadt nun die frohe Kunde von einem ersten Fortkommen an der Stelle überbringen. Der Leerstand des gewerblichen Teils in der Immobilie vis-à-vis des Rathauses sei seit Jahren ein Problem und „ein Hemmnis“ bei der ganzheitlichen Entwicklung der Innenstadt, erklärt Bürgermeister Dirk Haarmann. Das jetzige Vorhaben sei ein „erster wichtiger Meilenstein“.

Parkdeck an der Friedrichsfelder Straße wird abgerissen

Neben der Grundstücksfläche, auf der nach dem Abriss der vorhandenen Bausubstanz auf der Südseite des Geschäftshauses am Rathausplatz und der Errichtung des neuen Gebäudeteils Penny und im Obergeschoss das Jobcenter zu finden sein werden, kauft der Investor, die Schoofs-Gruppe aus Kevealer, außerdem das dahinter liegende Parkdeck an der Friedrichsfelder Straße. Auch dieser Komplex wird abgerissen und auf der dortigen Fläche sowie im Umfeld werden insgesamt 78 Stellplätze zur Verfügung stehen – fünf davon sind für das Jobcenter vorgesehen.

Die Parkplätze, die sich heute vor dem abzureißenden Gebäudeteil des Geschäfts- und Wohnhauses am Rathausplatz befinden, fallen weg. Das dahinter liegende Parkdeck wird abgerissen.
Die Parkplätze, die sich heute vor dem abzureißenden Gebäudeteil des Geschäfts- und Wohnhauses am Rathausplatz befinden, fallen weg. Das dahinter liegende Parkdeck wird abgerissen. © FUNKE Foto Services | Arnulf Stoffel

Für die Realisierung des Vorhabens werden auch städtische Flächen in Anspruch genommen, die der Investor von der Kommune erwirbt. Die Parkplätze, die sich heute ebenerdig zwischen dem Parkdeck und dem abzureißenden Gebäudeteil direkt vor der Immobilie befinden, fallen weg. Für das Car-Sharing, das einige Meter weiter Richtung Friedrichsfelder Straße eingerichtet ist, soll es auch in Zukunft einen Platz geben, wie Bürgermeister Dirk Haarmann erklärt.

Die Anlieferung der Waren per Lkw für den Penny-Markt, der eine Verkaufsfläche von 800 Quadratmetern hat, erfolgt über einen eingehausten Bereich. Projektentwickler Thorsten Overländer spricht von etwa ein bis zwei Anfahrten pro Tag. Der Eingang zum Discounter wird auf der Seite sein, wo sich heute gegenüber das Parkdeck befindet. Das Jobcenter wird über den Gang, der auf der Südseite des künftigen Discounters liegt, erreichbar sein. Der Eingang ist hinter der Einhausung für die Lkw-Anlieferung vorgesehen.

Der Start der vorbereitenden Arbeiten, zu denen insbesondere der Abriss gehört, ist für November dieses Jahres anvisiert. Mit der Errichtung des neuen Gebäudes soll, wie Thorsten Overländer ankündigt, ab Frühjahr 2021 begonnen werden. Der Projektentwickler geht davon aus, dass der Lebensmitteldiscounter das Weihnachtsgeschäft im nächsten Jahr wird mitnehmen können.

Ein trostloses Bild bietet sich seit langem beim Gang vom Parkdeck an der Friedrichsfelder Straße aus in Richtung Marktplatz, wenn der Blick dabei nach rechts gen altes Geschäftshaus schweift.
Ein trostloses Bild bietet sich seit langem beim Gang vom Parkdeck an der Friedrichsfelder Straße aus in Richtung Marktplatz, wenn der Blick dabei nach rechts gen altes Geschäftshaus schweift. © FUNKE Foto Services | Arnulf Stoffel

Bürgermeister Dirk Haarmann, der sich noch an die Zeit eines „sehr belebten Einkaufszentrums“ in der City erinnern kann, als er in den 90er Jahren nach Voerde zog, erhofft sich von diesem ersten bald anstehenden Entwicklungsschritt „eine deutliche Frequenzsteigerung“ für die City und damit eine Stärkung der Stadtmitte. Projektentwickler Thorsten Overländer geht davon aus, dass sich das Vorhaben zudem auch positiv auf die Nachbarimmobilien auswirken und eine Aufwertung bringen wird.