Hünxe. Amtsinhaber Dirk Buschmann bewirbt sich als Parteiloser erneut um Chefposten im Rathaus Hünxe. Einige zentrale Themen: Schule, Umwelt, Mobilität.
Dirk Buschmann gewann vor fünf Jahren die Stichwahl und ist seitdem parteiloser Bürgermeister in Hünxe. Dieses Jahr kandidiert er erneut – und stellt sich unseren 46 Fragen.
1. Wie geht es Ihnen?
Früher hätte ich auf diese Frage augenzwinkernd: „Muss! Und selbst?“ geantwortet. Heute sag ich „Gut! Danke der Nachfrage.“
2. Was machen Sie am 13. September gegen 20 Uhr?
Ich sitze entspannt mit Freunden und Bekannten (natürlich unter Wahrung der Abstandsregeln) zusammen, bespreche den Ausgang der Wahl und analysiere das Wahlergebnis.
3. Was ist aktuell Ihr politisches Lieblingsthema – es muss nichts mit Kommunalpolitik zu tun haben?
Digitalisierung! Die durch den digitalen Wandel entstehenden Potenziale, aber auch die damit zusammenhängenden Herausforderungen bedürfen einer eingehenden Beschäftigung, da sie die zukünftigen Lebens- und Arbeitsbedingungen entscheidend verändern werden.
4. Was macht eigentlich Spaß an Politik?
Die Beschäftigung mit ständig wechselnden Themenfeldern des kommunalen Alltags finde ich sehr spannend und herausfordernd. Die unterschiedlichen Sichtweisen, die unterschiedliche Menschen zu diesen Themenfeldern haben, haben oftmals auch zu Veränderungen meiner eigenen Sichtweisen beigetragen. Dadurch fühle ich mich bereichert.
5. Und was nervt an Politik?
Die (das eine oder andere Mal) mangelnde Bereitschaft und Offenheit, die vielfältigen Sichtweisen zu komplexen Themenfeldern zu akzeptieren, und der fehlende Wille, den größten gemeinsamen Nenner zu finden.
6. Gibt es eine Eigenschaft, die jeder Kommunalpolitiker hat oder haben muss?
Offenheit, Leidenschaft, Interesse für die Menschen und den Ort sowie die Bereitschaft zum Kompromiss.
7. Was haben Sie so gut gemacht, dass Sie es weiter voranbringen wollen?
Wir haben für viele Themenfelder (Gemeindeentwicklung, Wohnen, Klima, Mobilität) mit großer Beteiligung der Bürgerinnen und Bürger hervorragende Zukunftsstrategien entwickelt. Wir haben uns für die Hünxer Zukunft gut aufgestellt und haben akzeptierte Orientierungsrahmen für zukünftige Entscheidungen geschaffen.
8. Was hätten Sie besser machen können?
In den letzten fünf Jahren haben wir vorrangig das „WAS (gilt es zu tun)“ thematisiert. In der Umsetzung müssen wir uns jetzt noch intensiver mit dem „WIE (müssen wir das machen)“ auseinandersetzen. Dazu führe ich ein umfangreiches Prozessmanagement ein.
9. Eine positive Erkenntnis, die Sie aus der Coronakrise gezogen haben?
Die Gemeinschaft ist in der Krise deutlich stärker geworden. Die Bürgerinnen und Bürger haben die Gefahren erkannt und die Einschränkungen im Alltag hingenommen, um die Gemeinschaft zu schützen. In allen Ortsteilen gab es riesengroßes Engagement und zahlreiche Initiativen zur Hilfe von Betroffenen.
10. Und einen Mangel, den die Coronakrise zutage gebracht hat?
Die Kommunikationswege der beteiligten Ministerien zu den richtigen Ansprechpartnern in den Kommunen mussten erst etabliert werden. Häufig waren die Anweisungen zunächst nicht lesbar oder im Alltag praktisch nicht umzusetzen. Das hat viel Zeit und Aufwand gekostet.
11. Warum sollten die Hünxer Sie wählen und nicht Ihren Mitbewerber?
Hünxe hat sich in den letzten fünf Jahren hervorragend entwickelt und wir haben auch bei kontrovers diskutierten Themen immer tragfähige Lösungen gefunden. Wir sind für die Zukunft gut aufgestellt. Ich stehe für gemeinsam im Dialog gefundene Lösungen. Beleg dafür sind über 90 Prozent einstimmige Beschlusslagen. Das gibt es nicht oft in NRW. Weitere Gründe finden Sie unter www.buschmann-huenxe.de.
12. Was sind die drei wichtigsten Dinge, die unter Ihrer „Regie“ zuerst angegangen werden?
Bildung und Schule: Die Schulen werden weiter zukunftsfähig entwickelt. Umwelt und Natur: Unser Klimaschutzkonzept von 2016 wird weiter konsequent umgesetzt. Mobilität: Die innerörtlichen Verkehre werden den Bedarfen angepasst.
13. Wo können die drei Kommunen Dinslaken, Voerde und Hünxe und auch der Kreis Wesel enger zusammenarbeiten?
Wir kooperieren bereits heute sehr eng sowohl mit Dinslaken und Voerde als auch mit dem Kreis Wesel. Die Themenfelder Tourismusförderung und Regionalmarketing könnten zukünftig die interkommunale Zusammenarbeit noch ergänzen.
14. Zu Fuß, mit Fahrrad, Auto oder Nahverkehr: Wie bewegen Sie sich am liebsten und häufigsten fort?
Die tägliche Mobilität in Hünxe erledige ich zu Fuß oder mit dem Fahrrad. Für größere Einkäufe nutze ich das Auto.
15. Ihre größte Stärke?
Ich bin ein Verbinder und Beweger. Ich gehe Herausforderungen unvoreingenommen an und finde gemeinschaftlich getragene Lösungen.
16. Und Ihre größte Schwäche?
Ich arbeite an meiner Kritikfähigkeit.
17. Was ist Ihr Lieblingsort am Niederrhein?
Natürlich Hünxe!
18. Welche drei Orte in Hünxe sollte ich unbedingt besuchen?
Krudenburg, die Schleuse in Hünxe und das Otto-Pankok-Museum.
19. Wieso gerade die?
Weil Krudenburg einfach unglaublich schön ist, weil ein Spaziergang am Kanal durch die Schleuse Natur und Technik auf beeindruckende Weise vereint und weil das Otto-Pankok-Museum und Haus Esselt noch immer die begeisternde Magie eines bemerkenswerten Mannes und seiner Familie verströmen.
20. Haben Sie einen Lieblingsortsteil in Hünxe und wieso gerade den?
Es gibt keinen Lieblingsortsteil. Ich finde alle Hünxer Ortsteile haben sowohl ihren Charme als auch Ecken und Kanten.
21. Gehört Hünxe eher zum Ruhrgebiet oder zum Niederrhein?
Für mich eher zum Ruhrgebiet.
22. Lieber ein guter Film oder ein gutes Buch?
Beides gern, aber ein Buch gibt mir mehr gedanklichen Freiraum. Also eher Buch!
23. Ihr Lieblingsbuch?
Momentan: Der rote Judas von Thomas Ziebula. All Time Fav: Immer noch Papillon von Henri Charrière
24. Das letzte Konzert, das Sie besucht haben, war…?
Chick Corea mit Dave Weckl am Schlagzeug und Eric Marienthal am Bass. Grandios!
25. Gehört der Wolf an den Niederrhein? Ja oder nein?
Er ist jetzt da. Die Frage stellt sich mir also nicht mehr.
26. Wie kann die Digitalisierung an den Schulen besser und schneller vorangebracht werden?
Besser und schneller geht es nicht! Wir haben unsere Schulen bereits früh mit Mitteln aus dem Digitalpakt zukunftsfähig ausgestattet und sind Pilotkommune für die Digitalisierung am Niederrhein. Wir setzen die Digitalisierung in guter Absprache mit den Kollegien unserer Schulen so schnell, es geht, um.
27. Was kann die Kommune tun, um klimafreundlicher zu werden?
Ein Klimaschutzkonzept erarbeiten und dieses so konsequent wie möglich umsetzen.
28. Die Mobilität in Hünxe und im Kreis Wesel: Welches Konzept schwebt Ihnen vor?
Bedarfsgerechte Angebote verschiedener Verkehrsmittel. Dabei gilt es, zwischen Nahmobilität (die Verkehre innerhalb der Ortsteile) und der sonstigen Mobilitätsbedarfe zu unterscheiden. Die Forderung nach mehr und häufigeren Busverbindungen zwischen Hünxe und den Mittelzentren Dinslaken und Wesel greift meiner Einschätzung nach deutlich zu kurz.
29. Wie werden sich ab 2021 die Müllgebühren und Steuern in Hünxe entwickeln?
Wir werden die deutlich gesunkenen Entsorgungsgebühren beim AEZ Asdonkshof 1:1 an die Bürger weitergeben. Die Müllgebühren werden also sinken. Eine Anpassung der Steuersätze ist aktuell nicht geplant. Die Steuern werden also voraussichtlich unverändert bleiben.
30. Ihre Ideen für die L4n? Wie wollen Sie einen Konsens mit der Stadt Dinslaken herbeiführen?
Wir werden den Dialogprozess zur L4n wie geplant weiterführen. Ich setze große Hoffnungen in den Prozess und gehe davon aus, dass der Dialog auch das Ziel erreicht, die unterschiedlichen Sichtweisen zu vereinen. Sollte es keinen Konsens geben, wird durch das Land eine Regelung in einem Planfeststellungsverfahren gefunden. Dann haben wir alle nichts gewonnen.
31. Wie bewerten Sie die Entwicklung des Flugplatzes Schwarze Heide? Was wollen Sie bezüglich der Lärmproblematik dort tun?
Die rechtlichen Möglichkeiten, den Flugbetrieb zu beschränken, sind äußerst begrenzt. In einem Gespräch zwischen der Gemeinde Hünxe, den Vertretern des VLP Schwarze Heide und den Initiatoren der Online-Petition gegen den Kunstflug am VLP Schwarze Heide wurde vereinbart, gemeinsam eine freiwillige Selbstverpflichtung zur Reduzierung der Geräuschpegel durch Kunstflug zu formulieren. Es bleibt abzuwarten, inwieweit die dann getroffenen Vereinbarungen zielführend sind.
32. Wie wollen Sie die Attraktivität für den Breitbandausbau im Außenbereich steigern?
Aus meiner Sicht ist der Breitbandausbau im Außenbereich für die digitale Zukunft der Gemeinde unverzichtbar. Wir haben dafür Fördermittel in Höhe von 7,2 Mio eingeworben und die Bürgerinnen und Bürger aus dem Außenbereich informiert, dass geförderte Haushalte einen kostenfreien Glasfaseranschluss bis ins Haus erhalten. Die Vorteile liegen für mich klar auf der Hand. Wer das nicht erkennt, verpasst den Anschluss an die Zukunft.
33. Hat Hünxe genügend Kitaplätze?
Ein Rechtsanspruch auf einen Kitaplatz haben Kinder ab dem 3. Lebensjahr. Bisher konnte dieser Anspruch für jedes Kind erfüllt werden. Bei den Plätzen für unter 3- jährige Kinder ist die Planung verständlicherweise schwierig, aber auch da konnten wir Engpässe bisher überbrücken.
34. Und genügend Angebote für Jugendliche?
Wir haben eine Vielzahl betreuter Angebote für Jugendliche in Kirchen und Vereinen. Die Skateranlage in Hünxe wird als unbetreutes Angebot gut angenommen und könnte als Modell für entsprechende Angebote in Bruckhausen und Drevenack dienen.
35. Was wollen Sie gegen das Müllproblem am Tenderingssee tun?
Das ist schwierig! Verantwortlich für den Müll und die Entsorgung sind in erster Linie die Erholungssuchenden selbst. Da es öffentlich zugängliches Privatgelände ist, ist der Eigentümer (RVR) in der weiteren Verantwortung, der den See aber dem TVB zur Nutzung überlassen hat. Es besteht eine Vereinbarung, dass die Gemeinde den Müll an der „Ecke Bruchweg“ und am Parkplatz Tenderingsweg einsammelt und entsorgt, was im Sommer mehrmals in der Woche geschieht. Am See selbst ist vom RVR auch ein Securityteam im Einsatz, welches u.a. die Aufgabe hat, die Erholungssuchenden auf ihre eigene Verantwortung hinzuweisen.
36. Hünxe und der Kreis Wesel im Jahr 2025 – welche Vision haben Sie?
Die Schulen in Hünxe und im Kreis Wesel sind digital ausgestattet und vernetzt. Alle Schülerinnen und Schüler verfügen über digitale Endgeräte, um auf Lehrinhalte zuzugreifen, und die Lehrenden wissen die Technik gewinnbringend im Unterricht einzusetzen.
37. Und im Jahr 2050?
Das Transportmittel des Jahres 2050 ist kein Steh-, sondern ein Fahrzeug. (Heute wird ein Fahrzeug täglich im Durchschnitt lediglich für 1 Stunde 20 bewegt => rund 95 Prozent Stehzeit.) Die Mobilität hat sich durch die Entwicklung digital bestellbarer und autonomer Transportmittel komplett verändert. Die Parkprobleme der heutigen Zeit sind Geschichte, da jeder Transportbedarf unmittelbar gedeckt werden kann und Parken nicht mehr erforderlich ist.
38. Wenn Sie nicht Politik machen, was machen Sie dann?
Ich fahre Fahrrad, lese Bücher und spiele leidenschaftlich gern Schlagzeug.
39. Warum sind Sie nicht Mitglied einer Partei?
Ich bin aus gutem Grund nicht Mitglied einer Partei. Als parteifreier Bewerber kann ich ungebunden die Sachlage betrachten und mich um einen Konsens bemühen, ohne durch eine Parteilinie oder Fraktionszwänge gebunden zu sein.
40. Was sagen Sie Leuten, die sich nicht für Politik interessieren?
Politik regelt das Zusammenleben der Bürgerinnen und Bürger. Es geht in der Kommunalpolitik um alles, was mit Gestaltung und Einflussnahme in der Gemeinde zu tun hat. Wenn sich Menschen dafür nicht interessieren, sind sie an Entscheidungen gebunden, an denen sie selbst nicht mitwirken wollten.
41. Wie sah Ihr erstes politisches Engagement aus?
Ich war bereits in der Schule regelmäßig Klassensprecher und später auch in den Schülervertretungen aktiv.
42. Was war die interessanteste Frage, die Ihnen ein Bürger mal gestellt hat?
Was tun Sie gegen den demografischen Wandel? Interessant daran ist, dass sich der/die Fragende offenbar DIE EINE Lösung vom Bürgermeister erhofft. Ich als Bürgermeister kann aber lediglich Strategien entwickeln. Jeder Einzelne muss entscheiden, wie er im Alter Leben möchte.
43. Und was war die blödeste?
Jede Frage ist es wert, beachtet zu werden.
44. Ihr politisches Vorbild?
Klaus Bondam, Kopenhagens früherer Bürgermeister für Technik und Umwelt, leitete die verkehrspolitische Wende der Stadt ein. Seitdem hat die dänische Hauptstadt mehr als 50 Millionen Euro in die Infrastruktur für Fahrräder investiert und den Autoverkehr weitgehend reduziert. Kopenhagen ist „Fahrradhauptstadt“ und macht vor, wie neue Mobilität gelingen kann.
45. Verraten Sie uns eine Sache, die die Öffentlichkeit bislang noch nicht über Sie wusste?
Ich gehe davon aus, dass die Dinge, von denen ich möchte, dass Sie über mich bekannt sind, auch irgendwo zu sehen, zu lesen und zu hören sind. Der Rest unterliegt der Spekulation.
46. Etwas, das Sie gerne noch erzählen möchten?
Letzte Tage erzählte mir ein Kollege: „Demnächst besuche ich einen Workshop in Australien. Dort lerne ich, mit einem leeren Beutel, große Sprünge zu machen.“ Ich überlege noch…