Dinslaken. Michaela Eislöffel tritt in Dinslaken als parteilose Bürgermeisterkandidatin an. Sie stellt sich unseren 46 Fragen.

Michaela Eislöffel ist unter den diesjährigen Bürgermeisterkandidaten in Dinslaken, Voerde und Hünxe zumindest in einer Sache einzigartig: Sie ist die einzige Frau, die sich auf das Amt bewirbt. Die 1966 in Duisburg-Neuenkamp geborene Lehrerin tritt als parteilose Kandidatin an und wird sowohl von der CDU als auch von den Grünen unterstützt. Sie ist Mutter dreier erwachsener Söhne, lebt seit über 30 Jahren in Dinslaken und ist vor der Bekanntgabe ihrer Kandidatur in der Stadt unter anderem als Vorsitzende des GEW Kreisverbandes und bei ihren Teilnahmen an Aktionen des „Bündnis gegen Rechts“ in Erscheinung getreten.

1. Wie geht es Ihnen?

Mit geht es gut!

2. Was machen Sie am 13. September gegen 20 Uhr?

Gespannt auf die Ergebnisse warten.

3. Was ist aktuell Ihr politisches Lieblingsthema – es muss nichts mit Kommunalpolitik zu tun haben?

Das Thema Vereinbarkeit von Familie und Beruf ist unter den Bedingungen im Lockdown in den Fokus geraten. Hier gibt es noch viel zu tun.

4. Was macht eigentlich Spaß an Politik?

Die Gespräche und Diskussionen mit den verschiedensten Menschen und die Suche nach Lösungen.

5. Und was nervt an Politik?

Das Prozesse sehr langwierig sein können. Neben aller Diplomatie bin ich doch eher eine Person, die gerne aktiv Ideen umsetzt und zügig vorantreibt.

6. Gibt es eine Eigenschaft, die jeder Kommunalpolitiker hat oder haben muss?

Das Interesse für die Menschen seiner Stadt sowie für gesellschaftliche und soziale Themen.

7. Was hat Ihr Vorgänger bereits so gut gemacht, dass Sie es weiter voranbringen wollen?

Die Sanierung der Schulen und den Ausbau der Kitas werde ich weiter voranbringen. Da ist bereits ein Anfang gemacht!

8. Und was hat Ihr Vorgänger schlecht gemacht?

Ich möchte „schlecht gemacht“ so nicht benutzen. Es gibt Dinge, die ich in den Mittelpunkt meiner Arbeit stellen möchte: Mir ist es wichtig für die Menschen in Dinslaken ansprechbar zu sein und ihnen auf Augenhöhe zu begegnen.

Auch interessant

9. Eine positive Erkenntnis, die Sie aus der Coronakrise gezogen haben?

Die Gesellschaft kann sich schnell auf neue Situationen einstellen, wenn Ziele klar formuliert werden.

10. Und einen Mangel, den die Coronakrise zutage gebracht hat?

Es ist sehr deutlich geworden, dass in den verschiedenen gesellschaftlich relevanten Bereichen investiert werden muss. Dies gilt besonders für öffentliche Einrichtungen in denen Menschen in Gruppen zusammengefasst werden (zum Beispiel Kita, Schule, Heimeinrichtungen), aber auch für die öffentliche Sicherheit und Gesundheit.

11. Warum sollten die Dinslakener Sie wählen und nicht Ihre Mitbewerber?

Es ist notwendig ist, die Themen der Bürger aufzugreifen. Ich möchte diese in den Mittelpunkt zu stellen. Themen besetze ich aus Sicht einer Frau. Eislöffel hat in ihren Antwort immer die *-Schreibweise (zum Beispiel Bürger*innen) genutzt. Aus Gründen der Lesbarkeit hat die Redaktion dies geändert.

12. Was sind die drei wichtigsten Dinge, die unter Ihrer „Regie“ zuerst angegangen werden sollten?

In allen Stadtteilen richte ich eine regelmäßige Bürgermeisterinnen-sprechstunde ein. Bezahlbarer attraktiver Wohnraum ist ein wichtiges Handlungsfeld. Das Krisenmanagement muss konsequent, verlässlich und vorausschauend aufgestellt sein.

13. Wo können die drei Kommunen Dinslaken, Voerde und Hünxe und auch der Kreis Wesel enger zusammenarbeiten?

Kooperationen zur Kostenreduzierung wären sinnvoll: Einzelne Investitionen könnten gemeinsam getätigt werden (Fuhrparks, Geräte etc.). Die Zusammenarbeit der Beschäftigten der Verwaltung könnte sinnvoll sein.

14. Zu Fuß, mit Fahrrad, Auto oder Nahverkehr: Wie bewegen Sie sich am liebsten und häufigsten fort?

Am liebsten mit dem Fahrrad, aber auch häufig aus Zeitmangel mit dem Auto und vom Bahnhof in Dinslaken mit dem Zug in die umliegenden Städte.

15. Ihre größte Stärke?

„Geht nicht – gibt’s nicht“ Hindernisse sehe ich meist als Herausforderung. Ich bin zielorientiert und ausdauernd.

16. Und Ihre größte Schwäche?

Ich will Dinge meist sofort erledigen und umsetzen, damit überfordere ich häufig meine Mitmenschen.

17. Was ist Ihr Lieblingsort am Niederrhein?

Ich sitze sehr gerne am Rhein. Dort habe ich schon viele schöne Sonnenuntergänge gesehen.

18. Welche drei Orte in Dinslaken sollte ich unbedingt besuchen?

Rotbachmühle mit Rotbachsee, die Altstadt mit der kleinen Holzbrücke über dem Rotbach und Lohberg mit Stadtteil und Zechengelände.

19. Wieso gerade die?

Es sind historisch gewachsene Orte, idyllisch in der Natur oder mit Industriekulisse. Diese Orte prägen unsere Stadt in besonderer Weise.

20. Haben Sie einen Lieblingsstadtteil in Dinslaken und wieso gerade den?

Nein, ich habe keinen Lieblingsstadtteil. Nur einige Orte in der Natur an denen ich mich besonders wohl fühle.

21. Gehört Dinslaken zum Ruhrgebiet oder zum Niederrhein?

Dinslaken ist für mich die Stadt zwischen Ruhrgebiet und Niederrhein und mein Zuhause.

22. Lieber ein guter Film oder ein gutes Buch?

Gerne ein gutes Buch, wenn ich Zeit und Muße habe.

23. Ihr Lieblingsbuch?

Ich habe kein Lieblingsbuch. Ich lese gerne die Bücher von Henning Mankell und Elisabeth George zum abschalten.

24. Das letzte Konzert, das Sie besucht haben, war...?

Das Konzert der McDonaghoughs im Garten der „Alten Apotheke“ in dieser besonderen Atmosphäre hat mich tief beeindruckt.

25. Gehört der Wolf an den Niederrhein? Ja oder nein?

Ja.

26. Wie kann die Digitalisierung an den Schulen besser und schneller vorangebracht werden?

Die angeschafften digitalen Endgeräte können in Schulen nur sinnvoll eingesetzt werden, wenn wir in allen Klassenräumen schnelles Internet haben. Die Wlan-Netzwerke in den Schulen müssen dringend ausgebaut werden.

27. Was kann die Kommune tun, um klimafreundlicher zu werden?

Wir müssen ökologisch nachhaltige Konzepte entwickeln und Fördergelder zu beantragen. Wir brauchen Frischluftschneisen, Maßnahmen zum Ausgleich des Wasserhaushaltes und eine gute Infrastruktur für CO2-neutralen Verkehr. Bei der Energieversorgung müssen wir die Emissionswerte weiter reduzieren. Wir sollten die Erkenntnisse der Entwicklung der Bäume im Klimawald in Oberlohberg für unsere Stadtentwicklung nutzen, um dem Baumsterben zu begegnen.

28. Die Mobilität in Dinslaken und im Kreis Wesel: Welches Konzept schwebt Ihnen vor?

Die Taktung der Busse müssen wir verbessern und lange Fahrtwege verkürzen. Stadtbusse und ein On-Demand-System bieten Chancen für einen attraktiven ÖPNV in Dinslaken.

29. Müssen in 2021 die Steuern erhöht werden, um ein Abrutschen in die Haushaltssicherung zu vermeiden?

Der städtische Haushalt ist stark belastet und wir drohen in die Haushaltssicherung abzurutschen, das stimmt. Aber in der derzeitigen Situation, in der viele Betriebe und Bürger unserer Stadt Einkommenseinbußen haben, dürfen Steuererhöhungen kein Thema sein.

30. Es fehlt an bezahlbarem Wohnraum. Wie wollen Sie diesen ermöglichen?

Sozial geförderter Wohnraum soll in allen Stadtteilen umgesetzt werden. Ungefähr die Hälfte der Dinslakener hat ein Recht auf geförderten Wohnraum. Die Stadt ist Eigentümerin verschiedener Flächen und sollte diese in ihrem Besitz halten. Die Din-Fleg soll in Zusammenarbeit mit Politik und Verwaltung Vorgaben und Konzepte für anstehende Bebauung erarbeiten und Einfluss auf zukünftige Entwicklungen nehmen. Mischbebauungen müssen unser Ziel sein, denn darüber lässt sich ein hochwertiger Standard ermöglichen.

31. Ihre Ideen für die B 8?

Damit es in Zukunft weniger Lärm und Feinstaubbelastung gibt, wäre es wünschenswert den Verkehr zu reduzieren. Mit einem besseren ÖPNV-Angebot und hochwertigerer Radverkehrsinfrastruktur sollten wir Anreize dafür bieten, dass in Zukunft weniger Menschen in Autos auf der B8 unterwegs sind. Die B8 muss an mehreren Stellen für Fußgänger und Fahrradfahrer leichter passierbar sein.

32. Und Ihre Ideen für die L4n? Wie wollen Sie einen Konsens mit der Gemeinde Hünxe erzielen?

Die Gemeinde Hünxe und die Stadt Dinslaken befinden sich in einem Dialogprozess auf Augenhöhe. Eine gemeinsame Lösung unter Berücksichtigung der Anliegen beider Parteien, der Interessen der Anwohner und ökologischer Aspekte muss das Ziel sein. Nun gilt es, sich im Dialogprozess fair und zukunftsorientiert einzubringen.

33. Sind Sie für eine Trennung der Positionen Kämmerer und Stadtplaner?

Dieser Entscheidung stehe ich noch offen gegenüber. Es gibt gute Gründe dafür, die Dezernate wieder zu trennen: Die angespannte Haushaltslage der Stadt macht deutlich, wie wichtig es ist, dass sich eine Person ausschließlich um die Finanzen der Stadt kümmert. Davon können beide Fachbereiche profitieren. Allerdings müssen wir dann auch bereit sein, die höheren Personalkosten für eine zusätzliche Dezernentenstelle zu decken.

34. Wo soll künftig die Martini-Kirmes stattfinden?

Für mich gehörte und gehört die Martini Kirmes historisch in die Innenstadt.

35. Was halten Sie von der Reaktivierung der Walsumbahn mit Stationen in Dinslaken und Voerde?

Ich unterstütze die Initiative. Der entstehende Bahnhof muss gut an den Busverkehr angebunden wird und Fahrradabstellplätze bekommt.

36. Dinslaken und der Kreis Wesel im Jahr 2025 – welche Vision haben Sie?

Die 903 fährt weiter; erste Projekte für ein klimafestes Dinslaken zeigen den Weg; Jung und Alt begegnen sich in einer lebendigen Innenstadt und Altstadt mit attraktiven Geschäften und Gastronomiebetrieben und können auch in den Abendstunden problemlos mit öffentlichen Verkehrsmitteln nach Hause fahren.

37. Und im Jahr 2050?

Der ÖPNV ist schnell und kostenfrei. Wir haben lebendige Wohnquartiere, in denen die Menschen sich gegenseitig respektieren und unterstützen. Dinslaken lockt mit seiner Innenstadt und Natur Menschen aus den Großstädten an.

38. Wenn Sie nicht Politik machen, was machen Sie dann?

Ich reise gerne, bin gerne in der Natur unterwegs und wenn es nirgendwo zwickt auch sportlich unterwegs.

39. Welche Partei wäre es geworden, wenn Sie nicht parteilos wären?

Es ist keine und es wird keine.

40. Was sagen Sie Leuten, die sich nicht für Politik interessieren?

Es geht doch auch um deine Zukunft. Auch, wenn es nur wenige politische Themen sind, die dich interessieren, solltest du gucken, wer dich und deine Interessen vertritt.

41. Wie sah Ihr erstes politisches Engagement aus?

Als Leistungssportlerin war ich in der Initiative „Sportlerinnen und Sportler für den Frieden gegen Atomraketen“ aktiv.

42. Was war die interessanteste Frage, die Ihnen ein Bürger mal gestellt hat?

„Warum tun Sie sich das an?“ – Diese Frage begleitet mich und regt immer wieder zum Nachdenken über meine Motivation in verschiedenen Lebenssituationen an.

43. Und was war die blödeste?

Es gibt keine blöden Fragen.

44. Ihr politisches Vorbild?

Menschen, die sich friedlich für Freiheit und Gerechtigkeit einsetzen. Malala aus Pakistan, die sich für das Recht auf Bildung für Mädchen einsetzt. In meiner Jugend war es Nelson Mandela.

45. Verraten Sie uns eine Sache, die die Öffentlichkeit bislang noch nicht über Sie wusste?

Als alleinerziehende Mutter von drei Söhnen habe ich die alltägliche Belastung und die Bewertungen in der Gesellschaft häufig als ungerecht empfunden.

46. Etwas, das Sie gerne noch erzählen möchten?

Auf den 13. September 2020 freue ich mich.