Voerde. Simon Bielinski befasst sich beruflich mit einem wichtigen Zukunftsthema. Sein Aufgabenfeld ist vielseitig und macht nicht an Stadtgrenzen Halt.
Die Stadtverwaltung hat seit fast einem Jahr eine Kraft in ihren Reihen, die sich ausdrücklich um ein wichtiges Zukunftsthema kümmert: Die Rede ist von Simon Bielinski, dem Voerder Klimaschutzmanager. Der 31-Jährige, der an der Ruhr-Uni Bochum Geographie mit dem Schwerpunkt „Stadt- und Regionalentwicklungsmanagement“ studierte und den Master of Science absolvierte, machte während seines Studiums bereits praktische Erfahrungen in seinem heutigen Aufgabenfeld. Simon Bielinski arbeitete bei der Kreisverwaltung Recklinghausen an der Schnittstelle zwischen den kommunalen Klimaschutzmanagern, versuchte dort etwa, deren verschiedene Projekte „öffentlichkeitswirksam“ aufzubereiten.
Klimaschutzmanager: Kontakt zwischen den Kommunen ist wichtig
Damals schon wurde ihm bewusst, welch ein vielseitiges Thema der Klimaschutz ist, sagt Simon Bielinski. Und das hört eben nicht an der Stadtgrenze auf – weshalb der Kontakt der Kommunen untereinander so wichtig sei. Letztlich sei Klimaschutz eine „gemeinsame Sache“, von der jeder profitieren könne. Folgerichtig wurde denn auch ein Klimabündnis geschlossen, dem seit Oktober 2018 alle 13 Städte und Gemeinden des Kreises Wesel sowie dieser selbst sowie angehören. Als letztes trat vor knapp zwei Jahren Schermbeck bei.
Als für Simon Bielinski mit Ende des Studiums die Suche nach einer Stelle anstand, lag es für ihn nahe, sich im Umfeld der alten Heimat umzuschauen. Der 31-Jährige ist in Dinslaken geboren und aufgewachsen. Dort wohnt er nun auch wieder – und so weit möglich, fährt er jeden Tag mit dem Fahrrad nach Voerde zum Rathaus. Als Klimaschutzmanager steht es ihm auch gut zu Gesicht, mit gutem Beispiel voran zu gehen. Eine seiner zentralen Aufgaben sieht er darin, das 2015 vom Voerder Stadtrat beschlossene Klimaschutzkonzept umzusetzen, darauf aufbauend Projekte zu initiieren – und die verschiedenen Akteure in der Stadtgesellschaft miteinander zu vernetzen und zu ermutigen, sich zu beteiligen. Auf der Agenda des Klimaschutzkonzeptes stehen etwa klimagerechtes Bauen und Sanieren, die Nutzung erneuerbarer Energien zur Stromerzeugung sowie Klimawandel und Natur und vieles mehr.
Das persönliche Verhalten hinterfragen
Alleine, nur aus sich selbst heraus, könne die Stadt beim Thema Klimaschutz, der immer viel mit der Einsparung von CO2 zu tun habe, nicht viel erreichen. Da müsse jeder mithelfen und da gelte es, das persönliche Verhalten zu hinterfragen, sagt Bielinski: Muss es immer das Auto sein, wenn Einkäufe zu erledigen sind? Ist es möglich, die Produkte auch saisonal und regional zu kaufen, um so die Lieferketten gering zu halten?
Anderes Stichwort: die Energieeffizienz von Häusern verbessern. Hier könnten auch Mieter durch Anregungen in Richtung Vermieter tätig werden. Der private Wohnungsbau hat für Bielinski bei der Umsetzung des Klimaschutzkonzeptes eine hohe Priorität. Angesichts der Vielzahl an Einzeleigentümern sei es aber schwierig, diese zu erreichen und dazu zu bringen, Effizienzmaßnahmen umzusetzen.
Aufgabe der Stadt sei es, ein Bewusstsein für den Klimaschutz zu schaffen, zu sensibilisieren und zu motivieren – weshalb „gerade das Thema Öffentlichkeitsarbeit“ für einen Klimaschutzmanager wichtig sei: „Der Klimaschutz muss erstmal publik werden.“ Regelmäßig hole die Stadt die Energieberatung der Verbraucherzentrale zu Terminen nach Voerde, bei denen Simon Bielinski auch dabei ist. Auf Kreisebene wurde das Projekt „Ökoprofit“ zur Steigerung der Energie- und Ressourceneffizienz der Unternehmen aufgelegt. Auch hier sitzt der Klimaschutzmanager als Ansprechpartner in Voerde mit im Boot.
Auch die städtischen Liegenschaften bieten Potenzial
Die städtischen Liegenschaften böten hier ebenfalls Potenzial. Impulse kann da auch das kommunale Energieeffizienzwerk Niederrhein, dem Voerde angehört, mit Beispielen liefern. Städtische Gebäude eröffneten außerdem gerade auch mit Blick auf Photovoltaik Möglichkeiten. Das zeigen die Beispiele am Gymnasium und am Baubetriebshof. Vorbild könne die Stadt auch bei der Anschaffung von E-Fahrzeugen sein.
Simon Bielinski, dessen Stelle als Klimaschutzmanager über drei Jahre gefördert wird – mit der Option auf Verlängerung um zwei Jahre bei Beantragung – hat vor dem Hintergrund des anhaltenden Klimawandels und des Insektensterbens eine Veranstaltungsreihe zur Gestaltung von (Vor-)Gärten initiiert, die in der kommenden Woche startet. Zudem ist er mit Hinweisen gegen die Hitze in Apotheken, Seniorenheime und an die Öffentlichkeit gegangen. Die Organisation des coronabedingt in den Herbst verschobenen Stadtradelns (13. September bis 3. Oktober) gehört ebenfalls zu seinen Aufgaben. Wie wahr also, Klimaschutz ist vielseitig.