Dinslaken. Fachgespräch mit Staatssekretärin Sabine Weiss, Landratskandidat Ingo Brohl, Bürgermeisterkandidatin Michaela Eislöffel und dem Caritasdirektor.
Als langwieriges Projekt gestalte sich die Pflegeschule, obwohl das Landesministerium recht schnell die Fördermittel in Aussicht stellte, erzählt Caritasdirektor Michael van Meerbeck beim Fachgespräch in der alten Lohnhalle der Staatssekretärin für Gesundheit, Sabine Weiss, dem Landratskandidaten Ingo Brohl und der parteilosen Bürgermeisterkandidatin von Grünen und CDU, Michaela Eislöffel. Man habe sich einen schnelleren Baubeginn erhofft, doch vor Ort habe es einige Probleme gegeben.
Denn das Pflegekompetenz-Zentrum sei auf mehrere Nutzungen angelegt und da musste nachgebessert werden. So sei die Höhe der Restkaue höher als gedacht, die Statik eine andere als zuvor errechnet und ein tragendes Element entpuppte sich als entbehrlich. „Der Vorteil ist, wir können jetzt nicht nur eine Decke einziehen, sondern gleich eine ganz neue Etage und schaffen so mehr Raum für die unterschiedlichen Nutzungen“, berichtet van Meerbeck. Dazu bedürfe es allerdings einer neuen Baugenehmigung, die es hoffentlich bald gibt. Die Verwaltung und der Bürgermeister hätten Zustimmung signalisiert. Auch hätte man seitens der Caritas den Änderungswünschen der Stadt folgen können.
Inzwischen sei auch ein Weiterleitungsvertrag bei der Stadt eingegangen, der besagt, dass die Fördergelder fließen können. „Wir haben die Hoffnung, dass unsere Partnerin, die Stadt Dinslaken, zeitnah den Vertrag umsetzt und wir beginnen können“, so van Meerbeck. Denn immer mehr hätten es Vandalen auf die alte Lohnhalle und die übrigen Gebäude abgesehen. Fenster würden zerstört, sogar eine Feuerstelle sei in der Lohnhalle betrieben worden. „Die Zerstörungen kosten unser aller Geld“, so van Meerbeck. Er hofft, dass sie mit Baubeginn ausbleiben werden.
Die Situation der sozialen Träger
Im Grunde ging es bei der Einladung der Caritas an die Politiker aus Bund, Kreis und Stadt weniger um die Pflegeschule als vielmehr um die Situation der sozialen Träger während der Corona-Pandemie. „Wir haben uns die Beschlüsse in Berlin und in den einzelnen Ländern nicht leicht gemacht“, berichtet Staatssekretärin Sabine Weiss. Es sei ihnen schon bewusst gewesen, wie sehr der Gesetzgeber die Rechte der Einzelnen beschneide, vor allem in der Altenpflege. „Wir haben uns im Mai beim absoluten Besuchsverbot in den Heimen schon gefragt, ob die Maßnahmen nicht schlimmer sind, als das Virus selber. Wir hatten ja keine Erfahrungswerte.“ Es sei schon zu drastischen Einschränkungen gekommen, die auch der Caritas-interne Krisenstab immer wieder neu beredete.
Die ersten Einschnitte seien bereits im März bei den beratenden Diensten erfolgt, gefolgt von den nur Tage später geschlossenen Tageseinrichtungen und dem ambulanten Bereich. Schulungen, Beratungen, Gruppenveranstaltungen wurden abgesagt, die Tagesstätten nur noch für Notfälle geöffnet bis zu einer Gruppenstärke von fünf Personen, Einzelberatungen hätten weiterhin stattgefunden, die häusliche Pflege hingegen sei öfters von angstvollen Angehörigen abgesagt worden. Als dann auch noch die Masken und die Hygienemittel knapp wurden, sei dies schon eine schlimme Situation gewesen.
„Wir haben gespürt, wie sehr unserer Klientel der soziale Kontakt fehlte“, berichtet Jessica Tepass. Telefongespräche und auch die Beratung an der Haustür hätten nach vier Wochen nicht mehr ausgereicht. Nicht anders erging es den Heimbewohnern, berichtet stellvertretend für alle Darius Paterok von St. Benedikt. Es seien Bewohner durchaus depressiv geworden, die Besuche der Angehörigen fehlten. „Gerade für demente Bewohner ist es wichtig, dass sie wenigstens die vertraute Stimme oder das Gesicht sehen, auch der körperliche Kontakt fehlte.“ Noch schlimmer sei es bei Neuaufnahmen gewesen, die Angehörigen durften den neuen Heimbewohner ja nicht bis auf sein Zimmer begleiten.
Gegen die Vereinsamung angekämpft
Mit Zaungesprächen, Besuchshäuschen, Innenhofkonzerten hätte man versucht, gegen die Vereinsamung anzukämpfen, so Michael van Meerbeck. „Wir haben schon im März Holzhäuschen aufstellen lassen, damit vom Fenster zum Häuschen sich die Familien sehen konnten.“ Das habe funktioniert. Nicht ganz so leicht war der Umgang mit sterbenden Patienten. „In den Heimen sterben Menschen auch außerhalb von Corona. Wir haben sie ins Erdgeschoss verlegt, so dass ihre Angehörigen sie zumindest übers Fenster sehen konnten.“
Wie es mit der Kommunikation klappte, wie mit der Umsetzung der Verordnungen, welche Fehler Bund, Land und Kreis gemacht hätten, wollte Weiss noch wissen. Und sprach dabei auch die Situation im Burgtheater an. Von Schuldzuweisungen irgendwelcher Art wollte van Meerbeck nichts wissen. „Wir hatten in den Mitarbeitern des Kreises immer sehr engagierte Partner.“ Die Kommunikation hätte verbessert werden können, insgesamt aber hätte es – zumindest was die Caritas beträfe – immer mit dem Kreis geklappt. Manchmal sei man auf allen Ebenen hilflos gewesen, aber das sei der Pandemie geschuldet und dem Umstand, dass eine solche noch niemand mitgemacht hätte. Hinterher sei man immer schlauer.
Das bestätigten auch Ingo Brohl und Michael Eislöffel. Sie hätten sich beide bewusst mit Kritik zurückgehalten, von der Entfernung sei es immer leicht, eine solche zu üben. „Schuldzuweisungen bringen nichts“, so Brohl, die Fehler analysieren müsse man schon, um es beim nächsten Mal besser machen zu können.