Dinslaken/Voerde/Hünxe. Coronabedingt können weniger Kinder gleichzeitig eingewöhnt werden. Ein Elternteil darf dabei sein, muss aber meist eine Maske tragen.

Am 1. August beginnt offiziell das neue Kita-Jahr, in der Praxis also am nächsten Montag, 3. August. Nicht alle Kinder starten am selben Tag, das war auch vor der Corona-Krise schon so: Die meisten Kitas orientieren sich am „Berliner Eingewöhnungsmodell“, wo es schrittweise losgeht, anfangs noch mit Mama, Papa oder einer anderen Bezugsperson an der Seite (mehr Info siehe unten).

Doch: Eigentlich sind erwachsene Besucher in den Kindergärten coronabedingt momentan gar nicht zugelassen. Für sie gilt meist – zumindest noch bis zum 17. August – ein Betretungsverbot. Wie also wird die Eingewöhnung verlaufen? Die NRZ hat bei hiesigen Trägern in Dinslaken, Voerde und Hünxe nachgefragt.

Das sagt die Stadt Dinslaken

„In diesem Jahr verläuft die Eingewöhnung der neuen Kinder coronabedingt unter besonderen Absprachen“, erklärt Dinslakens Stadtsprecher Marcel Sturm mit Blick auf die städtischen Kitas. Hier seien in den vergangenen Wochen bereits bei einem „möglichst persönlichen Kontakt“ zwischen Eltern und Kita Informationen über das Kind ausgetauscht worden. „Ein erster Besuch konnte derzeit nur außerhalb von Betreuungszeiten stattfinden und auch nur unter besonderen Hygienevorkehrungen“, sagt Sturm. „In den städtischen Kitas war es uns wichtig, in diesen Gesprächen die Bedürfnisse und Sorgen der Eltern wahrzunehmen und gemeinsam Vorgehensweise für das individuelle Kind zu entwickeln“, sagt Sturm.

Da je nach Anzahl der aufzunehmenden Kinder der Zeitraum der Eingewöhnungsphase insgesamt verlängert werden musste, habe man zum Beispiel auch den Arbeitsbeginn nach der Elternzeit abgefragt. „Die Eingewöhnung von Kindern, deren Eltern erst später nach dem 1. August zu arbeiten beginnen, konnte so gemeinsam nach hinten verlagert werden“, erklärt er. „Für die meisten Eltern scheint dies kein großes Problem zu sein, zumal im August nur die hälftigen Elternbeiträge gezahlt werden müssen.“

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Auf Basis dieser Gespräch habe jede städtische Kita ein individuelles Konzept entwickeln müssen, da unterschiedlich viele Kinder aufgenommen werden und unterschiedlich viele Räume und Mitarbeiter zur Verfügung stehen. Überall gleich aber sei, dass nur ein Elternteil das Kind bei der Eingewöhnung begleiten darf und auch nur jeweils ein neues Kind samt Elternteil sich mit den „Bestandskindern“ in einem Raum befinden darf.

In der Kita Dickerstraße bekämen die Eltern beispielsweise einen festen Bereich im Raum angeboten, von dem aus sie ihr Kind und das Geschehen beobachten können. „Es gibt in Absprache mit den Eltern für jedes Kind festgelegte Besuchszeiten am Vormittag oder am Nachmittag. So können in täglich zwei Zeiten Kinder eingewöhnt werden.“ Auch wenn zwar immer nur ein Kind pro Raum eingewöhnt werden könne, werde auf Grund der vielen zur Verfügung stehenden Räume eine Entzerrung erreicht.

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In der Kita Riemenschneiderstraße werden im Haupthaus wenige Kinder eingewöhnt, in der Dependance Fröbelschule jedoch eine größere Anzahl bei weniger Raumkapazität. „So wird hier die Aufnahme aller Kinder wesentlich länger dauern, als es sonst der Fall ist“, sagt Sturm. Bei Geschwisterkindern habe man hier deshalb bereits nach der Schließungszeit (die bis zum 17. Juli war) mit der Eingewöhnung begonnen, also vor dem 1. August.

„Für alle städtischen Kitas gilt zudem, die Eingewöhnung bei gutem Wetter auch draußen zu gestalten“, sagt Sturm. Aus Sicht aller Beteiligten sei „die veränderte Eingewöhnung und der längere Zeitraum, den diese benötigen wird, bei Beginn ein Versuch. Niemand kann aktuell sagen, wie die Eingewöhnung unter den Vorzeichen von Verunsicherung bei Eltern und auch bei Pädagogen gelingen wird.“ Bei Bedarf werde aber jederzeit nachjustiert.

Das sagt die Awo

Ähnlich verfahren auch andere Kitaträger. Bei der Awo, die in Dinslaken vier Kitas betreibt, darf während der Eingewöhnung laut Benjamin Walch, Geschäftsbereichsleiter für Kinder- und Jugendpolitik, ebenfalls ein Elternteil dabei sein und muss zumindest dann einen Mund-Nasen-Schutz tragen, wenn es Gespräche mit den Erziehern gibt oder der Mindestabstand nicht eingehalten werden kann.

Auch hier kommen die neuen Kinder nicht alle auf einmal, sondern über die Tage verteilt. „Wir versuchen unser Modell der sanften Eingewöhnung weitestgehend beizubehalten“, sagt Walch. „Aber natürlich wird in diesem Jahr alles ein bisschen anders.“

Das sagt die Caritas

Die Caritas, die in Dinslaken und Voerde Kitas betreibt, hat sich laut Bettina Schäfer, Leiterin im Düppelpunkt, dazu entschieden, „dass wir gleichzeitig maximal zwei Kinder mit jeweils einem Elternteil eingewöhnen“. Wünschenswert sei, das habe man den Eltern gegenüber auch kommuniziert, dass die Bezugsperson möglichst immer die gleiche bleibe.

Man habe durch Gespräche im Voraus bereits bis vorerst Ende August festgelegt, wer wann kommt. Die Eltern müssen in den Kitas ebenfalls Masken tragen. Wegen der Umstände geht auch die Caritas davon aus, dass der Zeitraum für die Eingewöhnung teils länger ausfallen könnte. „Es kann sein, dass es Kinder gibt, die nur vier Wochen dafür brauchen, aber auch, dass es einige Kinder gibt, die vielleicht drei oder vier Monate benötigen“, sagt Schäfer.

Das sagt die katholische Pfarrei St. Vincentius

Auch die Kitas der katholischen Pfarrei St. Vincentius haben mehr Zeit eingeplant, laut Verbundleiter Jörg Schmitz bis zu drei Monate. „Die Eingewöhnung wird dieses Mal deutlich länger dauern, da wir die Kinder zeitversetzt kommen lassen, über die Tage verteilt“, sagt Schmitz.

Eine Bezugsperson, möglichst immer die gleiche, darf mit in die Kita kommen, eine Maske ist für sie ebenfalls Pflicht.

Das sagt die Evangelische Kinderwelt

„Die Eltern sind in diesem Jahr auf jeden Fall gefordert, etwas mehr Zeit für die Eingewöhnung mitzubringen“, sagt auch Daniela Frank, die stellvertretende pädagogische Leitung der Evangelischen Kinderwelt, die Kitas in allen drei Kommunen betreibt.

Hier hat man entschieden, dass zeitgleich maximal zwei neue Kinder mit jeweils einem Elternteil kommen. „Während die Eingewöhnung sonst vorwiegend im Vormittagsbereich lief, haben wir sie dieses Jahr auch auf den Nachmittag ausgedehnt“, sagt Frank. Sie schätzt, dass die Eingewöhnung coronabedingt anstatt vier bis sechs Wochen auch sechs bis acht Wochen benötigen könnte.

>> DAS „BERLINER EINGEWÖHNUNGSMODELL“

  • Beim „Berliner Modell“ wird das Kind individuell über mehrere Wochen an die Kita gewöhnt.
  • Die stufenweise Eingewöhnung startet meist damit, dass die Kinder für anfangs noch einen kurzen Zeitraum mit ihren Eltern die Kita besuchen. Die Eltern bleiben dabei intensive Bezugsperson des Kindes und die Pädagogen haben eine beobachtende, abwartende Haltung.
  • Schritt für Schritt nabeln sich Eltern und Kinder dann voneinander ab. Die Eltern verlassen nach etwa einer Woche den Raum, halten sich aber weiter in der Kita oder in deren Nähe auf. Die Betreuungszeit des Kindes und der Distanzraum der Eltern werden dann schrittweise nach Bedarf ausgeweitet.