Dinslaken. Cat Ballou sangen im Burgtheater die Liebeserklärungen an ihre Heimatstadt – und lernten dabei Dinslaken zu mögen. Band und Publikum begeistert.

Sänger Oliver Niesen wollte es kaum glauben: „Wir sind das erste Mal in Dinslaken?“ Schließlich stehen Cat Ballou schon seit 20 Jahren auf der Bühne. Doch es war tatsächlich ein Debüt bei der „Sommerkultur“ am Freitag im Burgtheater. Oli schaute sich um im Ambiente, das Wolfgang Niedecken von BAP als eines der schönsten im Lande bezeichnet, und Oli sah rot. Rot, weiß abgesetzt. Die Farben von Köln. Seine Stadt, sein Verein.

Ein Konzert von Cat Ballou ist – von einigen wenigen Ausflügen ans Meer abgesehen – eine einzige Liebeserklärung an Kölle am Rhin. Und dieses Gefühl konnten die 250 aus Dinslaken, die sich am Freitag auf den Rängen im Burgtheater verteilten, bestens nachvollziehen. Einige trugen Trikots des 1. FC Köln. Wie gesagt, Oli sah rot, sah das Ambiente, sah, wie Petrus das Wetter der positiven Stimmung der Musik anpasste und etwas Sonnenschein und ein Stück blauen Himmel über dem Burgturm einfügte, und fühlte sich sichtlich wohl. Und damit war er weder auf der Bühne noch im Publikum allein. Kölle, das lag am Freitag nicht am „Rhin“, sondern am Rotbach.

Schnörkellose Telecaster

Wer erst in den letzten fünf, sechs Karnevalssessionen auf Cat Ballou aufmerksam geworden ist, wurde schnell eines besseren belehrt. Außerhalb der Session überzeugen die fünf Kölner mit modernem Rockpop. Gerne darf es eine Ballade sein, besonders aber auch, weil gerade diese Indierock-mäßig gesteigert werden kann. Gitarrist Yannick Richter spielt eine ehrliche, schnörkellose Telecaster, manche Riffs klingen nach Fly von U2.

„Ich wollte es schon den ganzen Abend sagen, solltet ihr euch eine CD kaufen, wundert euch nicht, wir spielen heute alle Stücke anders“, erklärt Oli gegen Ende des Abends. Anders vielleicht, auf jeden Fall richtig gut. Cat Ballou passt ins Qualitätsprofil, das, seit es die Band in Köln gibt, in Dinslaken fürs Burgtheater aufgebaut wurde.

Viele Besucher tanzten und sangen beim Konzert der Band Cat Ballou im Burgtheater. Die Sicherheitsabstände wurden da schon mal ignoriert.
Viele Besucher tanzten und sangen beim Konzert der Band Cat Ballou im Burgtheater. Die Sicherheitsabstände wurden da schon mal ignoriert. © FUNKE Foto Services | Lars Fröhlich

Köln. Das sind der Dom und die Kneipen, Zusammenstehen auch jetzt in einer Zeit, wo das Publikum von der DIN-Event als Veranstalter eingeladen wird, die guten Plätze im Mittelblock vielleicht doch besser gegen die Randlagen zu tauschen. Social Distancing und Kölle, das scheint nicht zu passen. Aber statt laut mitzusingen, wird gesummt und die leisen Töne passen zum Sound auf der Bühne. „Ihr singt schön hier in Dinslaken, richtig mit Gefühl“, freut sich Oli.

Stimmung gibt es auch so, schon beim zweiten Lied hält es keinen mehr auf den Bänken. Und es gibt wirklich etwas zu feiern. Die Musiker von Cat Ballou sind alle Juli-Kinder, am Freitag feierte Yannick Geburtstag im Burgtheater. „Liebe deine Stadt“ und immer wieder das Erinnern daran, dass die „gute alte Zeit“, an die man sich im Alter erinnert, die Zeit ist, die man im Hier und Jetzt genießen sollte.

„Was habt ihr da eigentlich für ein Gestrüpp in den Bechern“ fragt Oli beim Publikum nach. Keyboarder Dominik Schönenborn war während des Lockdowns in seinem Garten aktiv und weiß, dass es sich bei dem „Gestrüpp“ um Minze handelt.

„Gestrüpp-Getränke“

Prompt mixen die Freunde vom Cocktail-Stand „Gestrüpp-Getränke“ für die Musiker, die brechen das nächste Lied wieder ab und probieren und analysieren erst einmal, was in Dinslaken so getrunken wird.

Spaß macht das, sympathisch kommt das rüber und für Cat Ballou ist es in diesem Moment sowieso schon klar, dass dies der erste, aber nicht der letzte Auftritt in Dinslaken war. Die ersten Zugaberufe gibt es bereits mitten in „Et jitt kei Wood“, dabei ist weder das Konzert noch überhaupt das Lied schon zu Ende. Cat Ballou machen weiter und auch nach dem Ende des offiziellen Sets und den regulären Zugaben ist noch nicht Schluss.

Das wirklich letzte Stück singen sie nur zur Akustikgitarre auf der Vorbühne. Es ist kurz nach 22 Uhr und im Text des Liedes ist es „morjens um vier“. „Ich will noch nit noh Huss’“ hallt es leise von den Rängen wider.

21 Jahre Cat Ballou

Oliver Niesen, Dominik Schönenborn und Kevin Wittwer spielten schon in Schülerbands zusammen, 1999 gründeten sie Cat Ballou.

2008 gewannen sie „Köln rockt“, fünf Jahre später mit „Et jitt kei Wood“ den Karnevalslieder-Wettbewerb „Losse mer singe“. 2016 veröffentlichten sie „Liebe deine Stadt“ mit Mo-Torres und Lukas Podolski.