Hünxe/Voerde. Bürgersprechstunde im Hünxer Rathaus: Experten von Amprion informierten zur Gleichstromverbindung A-Nord. Entscheidung zum Verlauf: Anfang 2021.
Das Unternehmen Amprion treibt den Ausbau der Gleichstromverbindung A-Nord weiter voran. Aktuell stehen noch drei mögliche Trassenverläufe in der Region für die Windstromverbindung zwischen Niedersachsen und dem Rheinland zur Auswahl. Die Stromtrasse soll hierbei als Erdkabel verlegt werden. Der Vorhabenträger Amprion bevorzugt derzeit eine Trassenführung und Rheinquerung bei Rees. Allerdings bestehen zwei weitere Alternativen – bei beiden verläuft die Stromtrasse durch das Gemeindegebiet Hünxe, einmal mit Rheinquerung in Voerde-Ork, einmal in Dinslaken-Eppinghoven.
Seit 22. Juni hat die Öffentlichkeit die Gelegenheit, die Unterlagen online einzusehen. Der Zeitraum, um Stellungnahmen zum Trassenverlauf bei der Bundesnetzagentur einzureichen, beträgt zwei Monate bis zum 21. August. In dieser Zeit kann sich jede Person zur Gleichstromverbindung A-Nord äußern. Begleitend zur Beteiligung am formellen Verfahren bietet Amprion in der Region derzeit verschiedene Bürgersprechstunden an, um Unterlagen und aktuellen Planungsstand zu erläutern. Gestern etwa nutzten zehn Interessierte diese in Hünxe.
55 Ordner eingereicht
Nach vorheriger Anmeldung wurden sie im Foyer des Rathauses unter strengen Corona-Bedingungen von Amprion-Mitarbeitern empfangen und nacheinander zu einer der vier aufgestellten Gesprächsboxen im Sitzungssaal geleitet. Dort standen Experten für jeweils rund 15 bis 30 Minuten zur Beantwortung von Fragen zur Verfügung. Denn vor allem Drevenack und Bucholtwelmen wären bei den Alternativtrassen betroffen.
„Wir haben unsere finale Planung abgegeben, 55 Ordner eingereicht. Anfang nächsten Jahres wird die Bundesnetzagentur entscheiden, welche Trasse genommen wird und ob sie unserem Vorschlag für die Vorzugstrasse durch weitestgehend unbebautes Gebiet an Hamminkeln vorbei mit Rheinquerung in Rees folgt – trotz des Umweges“, so Jonas Knoop, Projektsprecher A-Nord und einer der Experten von Amprion. Die erste Alternativtrasse durch Drevenack „sehen wir als nicht so geeignet an wegen der Bündelung mit der Zeelink-Gaspipeline“. Eine Stromtrasse mit der Rheinquerung in Voerde sei hier nicht flächendeckend einzuhalten.
Die zweite Alternativtrasse östlich von Hünxe Richtung Dinslaken hält Knoop „für sehr unwahrscheinlich“. Sie sei technisch nur schwer umzusetzen, „wegen der dichten Bebauung und Verlauf durch den Wohnungswald“. Alle zu den drei Trassen genannten Faktoren sollten bei der Entscheidungsfindung eine Rolle spielen, so Knoop.
Auch wenn die Betroffenheit in Voerde (ebenfalls zehn Interessierte) und Hünxe „gefühlt nicht so groß“ sei, freuen sich Knoop und Co. über die Bürgerbeteiligung. Arnd Cappell-Höpken, Landwirt aus Drevenack und Bewirtschafter von drei Hektar Flächen, äußerte seine Bedenken: „Ich bin schon Zeelink-Geschädigter, habe Angst vor der doppelten Trasse und dem Mindestabstand.“ Die Trasse von Amprion würde parallel verlaufen, „nach Zeelink würden Flächen wieder neu aufgebrochen und die Bodenstruktur zerstört, an einigen Stellen würde auch die Gaspipeline gekreuzt“. Er werde in jedem Fall Einspruch erheben. „Das rate ich meinen Kollegen auch, denn wir sollten uns nicht in Sicherheit wiegen“, warnt der Drevenacker.
Auch Schweinebauer und Ortslandwirt Wilhelm Wefelnberg aus Hünxe macht mobil. Zwar sei er nur am Rande betroffen, „wir Bauern werden uns aber wehren“, viele Interessen der Kreisbauernschaft seien betroffen. Dort, wo wenig Gegenwehr sei, solle die Trasse verlaufen.
Das Projekt A-Nord
Die Gleichstromverbindung A-Nord soll Windstrom aus dem Nordseeraum in Emden aufnehmen und in Richtung Rheinland bis Osterath transportieren. Sie verläuft über etwa 300 Kilometer weitestgehend über landwirtschaftliche Flächen.
Die Amprion GmbH aus Dortmund hat den gesetzlichen Auftrag, diese Gleichstromverbindung zu bauen und in Betrieb zu nehmen. Die Bundesnetzagentur (BNetzA) in Bonn ist für das Genehmigungsverfahren zuständig.
Bei der Bundesfachplanung wird der raum- und umweltverträglichste Trassenkorridor (ein Kilometer breit) für die Verbindung festgelegt, im Planfeststellungsverfahren der konkrete Trassenverlauf innerhalb des festgelegten Korridors durch die BNetzA bestimmt und genehmigt.