Dinslaken. Die Kabarettisten Jürgen Becker, Dave Davis, Lisa Feller und die singenden und swingenden Zucchini Sistaz boten gute Unterhaltung im Burgtheater.

Den ersten Lacher des Abends erntete Jens Kim von der veranstaltenden DIN-Event, als er das Publikum mit „ein netter Sommerabend hier in Dinslaken“ begrüßte. Es dauerte, bis sich der Regen eines besseren erbarmte. Als dies so weit war, kam das Bühnenlicht im Dunkeln schon voll zur Geltung – und die Herzen des Publikums hatten die bestens gelaunten und nach der monatelangen Bühnenabstinenz hochmotivierten Jürgen Becker, Lisa Feller, Dave Davis sowie die musikalischen Zucchini Sistaz schon lange, lange zuvor erwärmt. Mit dem „SommerDINgs“ präsentierte die DIN-Event nach dem Straßentheater-Abend „Abfahrt 1“ das zweite eigene und exklusive Format im Rahmen der „Sommerkultur“ im Burgtheater. Ein erstes Fazit: Alexander Krößner scheint als neuer Geschäftsführer ein Glücksgriff zu sein.

Gleiche Souveränität wie bei den „Mitternachtsspitzen“

Jürgen Becker moderierte die Mix-Show mit der gleichen Souveränität, mit der er die „Mitternachts-Spitzen“ präsentiert. Corona? Macht den Menschen klar, dass sie nicht Teil der Technik sind – auch wenn Smartphones etc. etwas anderes suggerieren, sondern Teil der Natur. Was auch für Dinslaken gilt. „Laken weist darauf hin, dass hier die Frösche in den Teichen quakten. Dann kamen die Flöze. Aber das ging vorbei.“ Und nun regnet es. Becker hebt die Arme: „Danke, Petrus, mach die Laken wieder voll.“

Bei regnerischem Wetter saßen viele Besucher - trotz Corona - dicht nebeneinander im Burgtheater.
Bei regnerischem Wetter saßen viele Besucher - trotz Corona - dicht nebeneinander im Burgtheater. © FUNKE Foto Services | Lars Fröhlich

Ausgeliefert der Natur, ausgeliefert einer ungewissen Zukunft. Das ist nichts für den Menschen. Dabei unterscheidet ihn vom Tier, dass er weiß, dass er eine Zukunft hat. Apropos Tier. Das ist etwas, wovon sich der Mensch in der Vergangenheit und auch noch in der Gegenwart ernährt, auch wenn das weder für den einen noch für das andere gut ist. Vagatarismus ist in. Aber wenn Lisa Feller dem Volk aufs Maul schaut, erfährt es, dass das I-Tüpfelchen im lecker gedünsteten Gemüse der Speck ist. Mit „Fleischeslust“ der anderen Art muss sich die zweifache Mutter auch plagen, wenn beim älteren der beiden Söhne der erste Sexualunterricht in der Schule ansteht und von der Offenheit des Kindes der 70er gegenüber dem Thema 2020 kaum noch etwas übrig bleibt. Oder wenn die Freundinnen immer wieder nachbohren, ob bei der Single-Frau nicht doch irgendwo etwas mit irgendwem läuft. Optimierungsdruck und Hocheffizienz in allen Bereichen des Lebens.

Dies ist eines der Themen, die Dave Davis in den engagiertesten Beiträgen des Abends aufgriff. Der echt Kölsche Jong, dessen Eltern aus Uganda stammen, lernte von seinem Großvater eine einfache Weisheit: „Du trägst mit der Geburt alles in dir, was du für ein erfülltest Leben brauchst.“ Doch dann kommen der Kapitalismus und seine Begleiterin, die Werbung, und reden einem ein, dass man eben keine „geile Sau“ sei, sondern voller Defizite stecke. „Mädchen, ihr wisst, wovon ich rede“, rief Davis ins Publikum.

„Streicht endlich den Begriff ‘Rasse’ aus dem Grundgesetz“

Die einen glauben, sie müssten sich schön, perfekt und effizient kaufen, die anderen versuchen, ihr Gegenüber noch unter den eigenen Minderwert abzuwerten. Da lauert dann der Rassismus, ein Thema, mit dem sich der schwarze Kabarettist zwangsläufig auseinandersetzen muss. Und auch hier hat er eine klare Ansage: „Streicht endlich den Begriff ‘Rasse’ aus dem Grundgesetz.“ Applaus im Burgtheater. Denn dieser Begriff ist schlicht und einfach falsch. Es gibt keine unterschiedlichen „Rassen“ bei Menschen.

Aber es gibt „Arschlöcher“. Überall. Und es gibt einen herrlichen Dave Davis, dem die Sonne „aus dem Popo scheint“. Der überlegt, die AfD zu unterwandern: „Dann sorge ich dafür, dass die Buchstaben für ‘Afrikaner für Deutschland’“ stehen.

Kein grünes Gemüse – auch wenn sie sich so nennen – sind die Zucchini Sistaz aus Münster. Die drei Musikerinnen und Sängerinnen hinterließen bei ihrem ersten Auftritt in Dinslaken einen hervorragenden Eindruck. Technisch brillant und umwerfend komisch interpretieren sie Hits der 80er Jahre im Stil der 20er: „Monotonie“ in close harmony. Wenn Grönemeyers „Männer“ zu gurrender Posaune Charleston tanzen und „Carmen“ swingt, dürfen sogar Helene Fischers „Moleküle“ mitmachen – auch wenn es für diesen Titel nur eine Zwei-Drittel-Mehrheit im Trio gab.

Noch einmal Dave Davis weiser Opa. Der wusste: „Auch ein Mann mit Glatze kann frohlocken.“ Beim SommerDINgs frohlockten alle, die Künstler auf der Bühne und das betens unterhaltene Publikum.