Dinslaken. Aufzeichnungen aus dem ältesten Protokollbuch zeugen von bewegtem Chorleben. Feierlichkeiten werden aufgrund von Corona auf 2021 verschoben.
Der Kirchenchor St. Johannes Eppinghoven besteht seit 175 Jahren. Aus den Aufzeichnungen des ältesten Protokollbuches des Chores geht hervor, dass sich Anfang der 1830er Jahre in Eppinghoven zahlreiche Männer und Jungmänner des Öfteren zur Pflege des Gesanges zusammenfanden. Schon bald erkannten sie die Bedeutung der kirchlichen Gesänge und die Wichtigkeit der Mitgestaltung der Gottesdienste und Hochfeste; sie gründeten daher im Jahre 1845 den Eppinghovener Kirchenchor. Der Mitbegründer und 1. Dirigent, Lehrer Joseph Clemens, verstand es mit großem Geschick und Einfühlungsvermögen, die Sänger für den Chorgesang zu begeistern und führte sie schon bald zu unerwarteten Erfolgen. Besondere Aufmerksamkeit widmete er der Jugend und bildete sie zu tüchtigen Sängern heran.
Pfarrer übernahmen Leitung und Betreuung des Chores
In den folgenden Jahren übernahm der jeweilige Pfarrer von St. Johannes die Leitung und Betreuung des Chores. In den Anfangsjahren gab es noch keine Satzung und es wurden von den Mitgliedern auch keine Beiträge erhoben. Erforderliche Noten und Gesangbücher finanzierte die Kirchenkasse. Regelmäßige Proben kannten die Sänger ebenfalls nicht. Vor kirchlichen Festen und geselligen Ereignissen wurde jedoch eifrig geprobt.
Während der Kriegsjahre 1870/71 ruhte das Chorleben, lebte aber danach wieder auf. Es entwickelte sich in Kürze eine rege Chortätigkeit, die Mitgliederzahl wuchs ständig. Aus der Geschichte des Chores muss das Jahr 1881 besonders hervorgehoben werden. Der Kirchenchor gab sich den Namen „PfarrCäcilienchor St. Johannes Eppinghoven“. Dem Chor gehörten 43 aktive und passive Mitglieder an.
Um die Jahrhundertwende wuchsen die Aufgaben des Chores ständig und damit die Anforderungen an die Sänger. Das Chorleben nahm konkrete Formen an, Satzungen wurden überdacht und vervollständig, den Sängern wurde mehr Mitspracherecht eingeräumt. Sänger, die einer Probe fernblieben, mussten sich öffentlich entschuldigen und ein Bußgeld entrichten. Versäumte ein Sänger ohne anerkannten Grund mehr als drei Proben, verlor er die Mitgliedschaft.
Ein langgehegter Wunsch der Chormitglieder ging am 16. Juli 1922 in Erfüllung. Zum ersten Mal seit Bestehen der Pfarrgemeinde fand das Dekanatsfest der Kirchenchöre des Dekanats Hamborn in Eppinghoven statt. Am ersten Dekanatsfest des neugebildeten Dekanates Dinslaken (August 1927) konnte der Chor, infolge Erkrankung des Dirigenten, nicht mit musikalischen Darbietungen aufwarten. Es nahmen aber trotzdem zahlreiche Sänger an den Veranstaltungen und mit der Chorfahne am Festzug teil.
Als Pfarrer Heinrich Schmitz am 24. September 1939 als neuer Präses des Chores eingeführt wurde, hatte der Zweite Weltkrieg begonnen und so mancher junge Sänger stand schon unter den Waffen. Trotzdem blieb der Chor immer aktiv, er hielt regelmäßig seine wöchentliche Probe und sang allsonntäglich den Choral im Hochamt und mehrstimmig an Festtagen.
Anlässlich des 100-jährigen Bestehens des Chores, das wegen der Kriegsereignisse erst ein Jahr später, am 18. August 1946 gefeiert werden konnte, fand das Dekanatsfest des Dekanats Dinslaken in Eppinghoven statt. Rund 450 Sänger und Sängerinnen nahmen an den Veranstaltungen teil – dieser Festtag wurde zu einem weiteren Höhepunkt in der Geschichte des Kirchenchores.
Am 25. Oktober 1970 feierte der Chor sein 125-jähriges Bestehen in einem Festakt mit den Chören St. Dionysius Walsum, Herz-Jesu Overbruch und dem Männerquartett Walsum. Leider verringerte sich die Zahl der aktiven Sänger zum Ende des Jahres von 35 auf 30 Sänger und 1971 sogar auf nur noch 27 Sänger. Nach intensiven Bemühungen um neue Sänger nahm die Zahl der Chormitglieder langsam wieder zu, stieg bis Ende 1976 wieder auf 33.
Franz Raabe erhielt als erster Sänger Cäcilienmedaille
Als erster Sänger des Chores wurde Franz Raabe 1985 vom Dekanatskantor Wilhelm Winschuh mit der Cäcilienmedaille ausgezeichnet. Ebenfalls mit dieser Medaille wurden 1996 Bernhard Tekaat und 2000 Reinhold Krinn geehrt.
Am 5. April 1991 nahm der neue Chorleiter Christoph Segerath seinen Dienst auf und bewirkte, dass die Sängerzahl und musikalische Qualität konstant gesteigert werden konnten. Neben der Mitwirkung bei kirchlichen Ereignissen und Gottesdiensten wurde auch das gesellige Zusammensein der Chormitglieder gelebt. Viele Veranstaltungen wie Cäcilienfeste, Grillabende, Chorfeste und Chorausflüge, gemeinsam mit Partnerinnen und Freunden und Förderern, bildeten das gesellschaftliche Chorleben.
Unvergessen sind die Konzerte des Chores auf dem Scholtenhof mit Gästen. Auch die Konzerte in der vorweihnachtlichen Zeit in der St. Johannes-Kirche waren immer wieder ein Erlebnis für den Kirchenchor und die Zuhörer.
2010 gab es zum 165-jährigen Jubiläum im Museum Voswinkelshof im Rahmen der Aktionen zur Kulturhauptstadt eine große Ausstellung. Sie wurde am 14. Februar mit einem Festakt eröffnet und mehr als vier Wochen war sie ganztätig geöffnet.
2016 feierte Chorleiter Christoph Segerath sein 25-jähriges Jubiläum als Chorleiter des Kirchenchores St. Johannes. In einer Festmesse wurde ihm die Cäcilienmedaille des Bistums überreicht. 2017 begann mit dem Festgottesdienst zur Verabschiedung des Chorleiters, der sein Amt auf eigenen Wunsch abgab. Die Aufgabe übernahm übergangsweise Dr. Gerd-Heinz Stevens, der dann 2019 an Maik Slota, den aktuellen Chorleiter, übergab.
2020 begann mit der Jahreshauptversammlung am 6. Januar. 44 aktive Sänger und Chorleiter Maik Slota waren bereit, in ein spannendes und ereignisreiches Jubiläumsjahr zu starten. Aber am 13. März wurde durch den Ausbruch der Corona-Pandemie der Probenbetrieb eingestellt und die Auftritte für die nächste Zeit bis auf Weiteres abgesagt.
Ausgefallene Termine zum Jubiläum werden 2021 nachgeholt
„Es macht uns alle sehr traurig“ sagt Ferdinand Püttmann, 1. Vorsitzender des Kirchenchores, „dass wir unser besonderes Hobby, den Chorgesang, gerade nicht ausüben dürfen und können. Unsere Sänger gehören aufgrund des Durchschnittsalters zur Risikogruppe und Gesundheit geht vor. Selbst die Erstellung eines aktuellen Chorfotos zum Jubiläum scheitert an den Hygiene- und Abstandsbedingungen. Wir hoffen alle, dass es bald weiter gehen wird und wollen die ausgefallenen Termine zu unserem Jubiläum im nächsten Jahr nachholen.“