Voerde. Nach einem Ortstermin mit Vertretern der Eigentümer und des Bauministeriums sieht der Bürgermeister den Weg der Stadt beim Kraftwerk bestätigt.

Nach einem Treffen mit Vertretern des NRW-Bauministeriums und der beiden Eigentümer Steag und RWE Ende vergangener Woche auf dem Gelände des vor drei Jahren stillgelegten Steinkohlekraftwerks in Möllen sieht sich Bürgermeister Dirk Haarmann noch einmal in seinen Aussagen im Stadtrat bestätigt. Dort hatte die CDU-Fraktion mit einem Antrag zur Folgenutzung des etwa 60 Hektar großen Areals eine kontroverse Debatte ausgelöst. Die Christdemokraten fürchten, wie berichtet, um die Realisierbarkeit der für das Gelände in Möllen favorisierten Folgenutzung – ein Mix „aus Energie, Gewerbe und insbesondere Wohnen“. Ein Grund ist die aktuelle Entwicklung auf dem früheren Kraftwerksgelände der Steag in Lünen, ein anderer sind die Voraussetzungen für „regionale Kooperationsstandorte“. Als solchen hatte die Stadt Voerde das Areal beim Regionalverband Ruhr (RVR) angemeldet und als solcher soll es nach der Entscheidung des Ruhrparlamentes auch ausgewiesen werden.

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Eine Botschaft aus dem Ortstermin vor wenigen Tagen: Das Land unterstütze die Stadt bei dem Vorhaben, auf der Fläche anteilig Wohnen zu verwirklichen, erklärte Bürgermeister Dirk Haarmann gegenüber der NRZ. Auch sei deutlich gesagt worden, dass es in jedem Verfahren einer regionalen Kooperationsfläche immer noch Spielräume gebe. Auch mit den Kriterien, die für solche Standorte formuliert sind, stehe nicht fest, dass dort Schwerindustrie hinkomme – dies nimmt Haarmann als eine weitere Aussage des Landes bei dem Treffen mit. Mit der Festlegung als regionale Kooperationsfläche sei eine solche Entwicklung nicht vorgeprägt, zumal der Standort „erhebliche Flächenrestriktionen“ – auch für Logistik – aufweise, lässt Voerdes Bürgermeister zudem via Facebook wissen. Die Befürchtung, dass diese Art der Nutzung auch für das ausgediente Kraftwerksareal in Möllen nicht ausgeschlossen werden könne, hatte die CDU – genährt durch jüngste Ereignisse in Lünen – geäußert. Dort hat der neue Eigentümer einen Großteil der Fläche an eine Firma weiterveräußert, die auf ihrer Webseite damit wirbt, bundesweit Lösungen für moderne Logistik- und Gewerbeimmobilien zu entwickeln.

Bürgermeister: Flächen in Möllen und Lünen sind nicht vergleichbar

Die Flächen in Möllen und Lünen seien überhaupt nicht vergleichbar, stellte Bürgermeister Haarmann im Gespräch mit der NRZ weiter fest. Auch bekräftigte er seine Aussagen aus der jüngsten Ratssitzung. Demnach seien die Ausprägungsmöglichkeiten für die Kooperationsfläche in Möllen wegen der unmittelbar daran angrenzenden Wohnbebauung, die heute anders zu schützen sei, nicht identisch mit denen anderer Flächen.

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Ein weiterer für Haarmann zentraler Punkt: „Wir sind Herr des Verfahrens.“ Die Stadt könne und werde über die Bauleitplanung, sprich, im aufzustellenden Bebauungsplan bestimmen, was auf der Fläche möglich sein wird, und „gewisse Dinge“ ausschließen. Voraussetzung für jede Entwicklung jedoch sei, dass diese auch wirtschaftlich tragfähig ist. Die Empfehlung des Landes laute nun, konkrete Nutzungen für Teilflächen zu erarbeiten, die dafür notwendigen Entwicklungs- und Abrisskosten zu errechnen und zu schauen, „ob es dafür einen Markt gibt“, erklärte Haarmann.

Die Eigentümer, die mit der Stadt drei Visionen für die Folgenutzung des brach liegenden Kraftwerksgeländes entwickelt haben, hätten bei dem Treffen die Kernziele noch einmal bekräftigt, sagte er. Es gehe um „attraktive, innovative und wertschöpfende Lösungen“, um einen emissionsarmen Standort mit intelligentem Nutzungsprogramm, darum, positive Entwicklungsimpulse für Möllen und für den Wirtschaftsstandort Voerde zu schaffen und das Areal in den attraktiven Naturraum mit der renaturierten Emschermündung und der Mommniederung einzubetten. All das soll in einem „partnerschaftlichen und transparenten Entwicklungsprozess“ erfolgen.

CDU-Fraktion fordert schriftliche Klarstellung

Aus dem Treffen mit Vertretern der Eigentümer und des NRW-Bauministeriums auf dem früheren Kraftwerksareal zieht Bürgermeister Dirk Haarmann nicht nur eine Bestätigung des bisherigen Vorgehens der Stadt, sondern schöpft er auch die Hoffnung, dass sich die Wogen wieder glätten: Es sei ein guter Termin gewesen, der vielleicht „etwas Entspannung in das Thema bringen wird“, lässt er via Facebook wissen. Die CDU mag seinen Optimismus hinsichtlich einer Realisierbarkeit der in Voerde favorisierten Folgenutzung nicht teilen.

Der Antrag, mit dem sie im Stadtrat scheiterte, habe „eine schriftliche Klarstellung“ seitens des RVR und des Ministeriums zum Ziel gehabt, ob die Vorstellungen genehmigungsfähig sind oder nicht, so Bürgermeisterkandidat Frank Steenmanns bei der Vorstellung des CDU-Wahlprogramms. Bisher befinde man sich in einem „mündlichen Stadium“ – es gebe aktuell nichts, „auf das man sich verlassen könnte“. Die Stadt habe zwar Planungshoheit, die Frage sei aber, ob das, worin der Bebauungsplan von den Vorgaben für einen regionalen Kooperationsstandort abweicht, genehmigt würde, erklärt CDU-Fraktionschef Ingo Hülser und betont: „Wir wollen das schriftlich haben!“