Kreis Wesel. Die Voba Rhein-Lippe hat Negativzinsen für Giro-Konten eingeführt. Das ist der Grund. Diese Kunden sind betroffen, so hoch ist der Freibetrag.

Wer derzeit einen Anruf von der Volksbank Rhein-Lippe bekommt, hat möglicherweise zu viel Geld auf dem Girokonto liegen. Die Voba hat Negativzinsen – sogenannte Verwahrentgelte – für neue Girokonten eingeführt. Betroffene Bestandskunden werden derzeit kontaktiert.

Das ist der Grund

Bereits im Herbst vergangenen Jahres hat die Volksbank Rhein-Lippe öffentlich über die Einführung von Negativzinsen nachgedacht und diese mit dem „ungewöhnlich langanhaltenden niedrigen und sogar seit Sommer 2014 negativen Zinsniveau“ begründet. Die Banken bekommen für ihre Einlagen bei der Europäischen Zentralbank (EZB) selbst kein Geld mehr, sondern müssen Negativzinsen berappen.

Vor diesem Hintergrund bewertete Vorstand Marc Indefrey bei der Bilanz des Geschäftsjahres 2019 die 1381 neuen Girokonten zwar als Vertrauensbeweis – verwies aber mit Nachdruck auf andere Anlageformen. Die Volksbank Rhein-Lippe wolle „keine Verwahrstelle für Geld“ sein. „Wir verstehen uns als Partner und damit als Ratgeber für erfolgreiche Geldanlagen – stets orientiert an den individuellen Bedürfnissen unserer Kundinnen und Kunden.“ Viele andere Institute würden Verwahrentgelte oder Negativzinsen „bereits an einen Großteil ihrer Kunden“ weitergeben, hieß es zu diesem Zeitpunkt, im Februar 2020 noch.

Weniger als zwei Monate später, im April, wurde der Preisaushang der Voba geändert. Seitdem werden bei sämtlichen Kontomodellen 0,5 Prozent pro Jahr Verwahrentgelte fällig – für Einlagen ab 10.000 Euro. „Mehr als 95 Prozent der Kunden werden nicht betroffen sein“, hatte es im September noch geheißen, die Negativzinsen sollten nur für Kunden „mit hohen Guthaben“ gelten. Wie viele Kunden tatsächlich betroffen sind, dazu äußert sich die Volksbank Rhein-Lippe auf Anfrage nicht.

Nach einer Übersicht des Vergleichsportals Verivox verlangen von 800 untersuchten Banken und Sparkassen derzeit 103 Institute Negativzinsen, oft für Einlagen ab 100.000 Euro. Nach dieser Übersicht liegt der von der Volksbank Rhein-Lippe eingeräumte Freibetrag von 10.000 Euro eher im niedrigen Bereich.

Nur bei der Raiffeisenbank Augsburger Land West ist dieser mit 5000 Euro noch niedriger. Eine ganze Reihe von Instituten macht allerdings zum Freibetrag gar keine Angaben.

Bank: Vermögensstruktur optimieren

Die aktuellen Konditionen gelten für neue Girokonten, erklärt Daniel Bügers, Bereichsleiter Marketing und Vertriebsmanagement der Volksbank Rhein-Lippe.

In persönlichen Gesprächen mit den Kunden und Mitgliedern „optimieren wir die Vermögensstruktur und berücksichtigen selbstverständlich die individuelle Anlegermentalität. Unser Anliegen ist es, das Vermögen unserer Mitglieder und Kunden dauerhaft zu sichern und Renditevorteile zu ermöglichen, so dass idealerweise keine Verwahrentgelte oder Minuszinsen anfallen,“ erläutert Daniel Bügers.

>>Hintergrund

Nach Ansicht von Verbraucherschützern müssen Banken Verwahrentgelte individuell vereinbaren, „über eine Änderung im Preisaushang können entsprechende Entgelte nicht so einfach eingeführt werden“, so die Verbraucherzentrale in Baden-Württemberg, die auf entsprechende Landgerichtsurteile verweist.

Laut Verivox-Geschäftsführer Oliver Maier hat sich „in der Corona-Krise der Trend zu Negativzinsen noch einmal spürbar beschleunigt“.