Dinslaken. Im Walzwerk gab es erstmals seit März wieder Livemusik. Jay Kalian and Friends traten vor voll besetzten Tischen auf und boten drei lange Sets.

Wann die Kuka und die Werkhalle wieder öffnen dürfen, steht in den Sternen. Aber das Walzwerk Dinslaken hat einen atmosphärischen Innenhof und dort finden im Sommer regelmäßig Open-Air-Veranstaltungen statt. Nun ist ein neues Format dazu gekommen: Zum Konzert gibt es wahlweise ein Menü oder eine kleinere Auswahl, die Musikfans tanzen nicht vor der Bühne, sondern sitzen an Tischen. Da gibt es ungemütlichere Arten, die Hygieneregeln in Coronazeiten einzuhalten und der Meinung waren auch viele Dinslakener: Zum Start des neuen Angebots war der Innenhof am Samstagabend mit 100 Personen ausgebucht.

Die längste Nacht des Jahres

Es war Mittsommer, die längste Nacht des Jahres. Entsprechend voll haben Singer-Songwriter Jay Kalian and Friends auch ihre Setlist gepackt: Drei Blöcke á 45 Minuten: Das war bei Lachs-Spinat-Röllchen, beschwipsten Champignons und Hähnchensalat Futter satt für die Ohren.

Aber mit dem Mittsommer-Menü hat Walzwerk-Inhaber Thomas Grosse den Musikern auch eine der selten gewordenen Gelegenheiten gegeben, wirklich als Band auf der Bühne zu stehen. Denn schon vor Corona hatte die Live-Szene zu kämpfen. Bei 300 Auftritten im Jahr würde nur bei einem Prozent die komplette Band gebucht, erklären Jay Kalian und Gitarrist Ernie G. am Rande der Veranstaltung zwischen zwei Sets. Die klassische Rockband live: Das war schon ein Luxus geworden, bevor das Auftrittsverbot dazukam.

Draußen im Innenhof ist von den Sorgen nichts zu spüren. Das Walzwerk lebt und die Gäste genießen das Leben. Und auf der Bühne geht es querbeet durch die 70er und 80er Jahre.

Die Band Jay Kalian and Friends spielte im Innenhof des Walzwerks auch zum Veranstaltungsort passende Lieder.
Die Band Jay Kalian and Friends spielte im Innenhof des Walzwerks auch zum Veranstaltungsort passende Lieder. © FUNKE Foto Services | Lars Fröhlich

Duo-Partnerin Dany Franke

Jay Kalian ist Singer-Songwriter, er ist fest verwurzelt im amerikanischen Folk, Rock, Blues und Americana, auch wenn er eigene Songs spielt. Am Samstag sorgte seine Duo-Partnerin Dany Franke für weiche Harmonien in den Gesangsparts, machte Martin Hombach am Schlagzeug Druck und ließ es Ernie G. auf der E-Gitarre krachen.

Kein Singer-Songwriter ohne seine Geschichten: „Nach zwei erfolgreich abgeschlossenen Ehen“, beginnt Kalian die Anekdote über die Internetbekanntschaft, bei der weder Alter, Kinderzahl noch der Vorname stimmten. Zumindest heißt nun ein Song tatsächlich „Violett“.

„Nothing else matters“ passt ins Repertoire, weil es Metallica auch unplugged spielten, das Riesen-Crescendo erfüllt die ganze atmosphärische-historische Industriekulisse unterm Backsteinschornstein. „Hard working man“ passt in dieses Ambiente. Auch wenn es am Samstag Ernie G. ist, der „ackern“ muss: Martin Hombach hört einfach nicht auf, den Takt für den zentnerschweren Blues vorzugeben und Ernie spielt und spielt und spielt…

Es gibt viel nachzuholen

Es ist das, was man im Livekonzert hören möchte, erleben möchte. Und trotzdem stellt man auch fest, dass das Bedürfnis, sich untereinander zu unterhalten, größer ist als sonst. Nach drei Monaten gibt es viel nachzuholen, das Walzwerk machte es am Samstag möglich.

Phil Seeboth Band beim nächsten Mal auf der Bühne

Am Samstag, 4. Juli, wird der Innenhof um 19 Uhr ein weiteres Mal für die Mischung aus Menü und Livemusik geöffnet. Auf der Bühne steht die Phil Seeboth Band mit Blues und Southern Rock. Seeboth mischt eigene Songs und Klassiker von Muddy Waters oder Tom Petty zu einem homogenen Set, lässt seine Gitarre singen und klagen.

Der Ticketpreis richtet sich nach der Essenswahl. Es gibt von der Küche New Orleans’ Inspiriertes für 35, 25 und 18 Euro, Tischreservierung (max. 10 Personen) unter 0157-73601699 bzw. werkhalle@walzwerk-din.de.