Dinslaken. Die neu gegründete „spezialisierte ambulante Palliativ-Versorgung“ hilft, Menschen in vertrauter Umgebung zu betreuen. Sitz ist in Dinslaken.
Nichts ist im Leben so sicher wie der Tod, wenngleich er auch noch mit vielen Tabus behaftet ist. Doch gerade Menschen mit einer schwer wiegenden Erkrankung, deren letzter Lebensabschnitt angebrochen ist, wünschen sich sehr häufig Offenheit und ein selbstbestimmtes Leben. Für die Angehörigen ist der Umgang mit einem Sterbenden nicht immer einfach. Oftmals haben sie mit ihrer eigenen Unsicherheit zu kämpfen, möchten den geliebten Menschen nicht loslassen – etwas was dieser sich aber wünscht, um in Frieden sterben zu können.
Diese Menschen in ihrer vertrauten Umgebung zu betreuen – dabei hilft die neu gegründete „spezialisierte ambulante Palliativ-Versorgung Rhein-Ruhr“, kurz SAPV genannt. Die Mitarbeiter der SAPV Rhein-Ruhr, zuständig für den gesamten Duisburger Raum mit Sitz in Dinslaken, sind seit Mai im Dienst und kooperieren mit der SAPV Niederrhein, die wiederum von Dinslaken, Voerde und Hünxe bis hin nach Wesel tätig ist. Die Teams der SAPV Rhein-Ruhr sowie der SAPV Niederrhein gewährleisten die Versorgung von Betroffenen und deren Angehörigen rund um die Uhr über das ganze Jahr hinweg. Zum Leistungsspektrum gehört die ganzheitliche Behandlung von Schwerstkranken mit komplexen Krankheitssymptomen.
Best mögliche Lebensqualität auf letztem Weg gewährleisten
„Um tätig zu werden, müssen bei unseren Patienten bestimmte Symptome dazu gehören – zum Beispiel Luftnot, Schmerzen, Übelkeit“, erklärt Alexandra Rot, Pflegedienstleiterin Niederrhein und Geschäftsführerin Rhein-Ruhr. Patienten also, die bereits austherapiert sind, deren Symptomlast verringert werden soll, um ihnen die best mögliche Lebensqualität auf ihrem letzten Weg zu gewährleisten. Dabei versorgen die Mitarbeiter beider Teams ihre Patienten nicht nur medizinisch, also durch schmerzlindernde Medikamente, oder pflegerisch jenseits der Grundversorgung. Hier geht es um die gesamte Lebenslage und die damit verbundenen Fragen, die auftreten können, sei es die Beratung zur Patientenverfügung, die Aufklärung über Veränderungen im Krankheitsbild, und auch psychosoziale Begleitung wird angeboten. „Wir sind kein üblicher Pflegedienst, mit denen arbeiten wir allerdings zusammen“, erklärt Christian Schippers, Geschäftsführer der SAPV Niederrhein. „Ebenso mit den Hausärzten, sie bleiben als langjährige Vertrauenspersonen natürlich an der Behandlung und Betreuung beteiligt.“
Über Hausärzte, Fachärzte, Krankenhäuser und Pflegedienste werden Patienten an die Palliativ-Spezialisten weitergeleitet. „Manche Patienten kommen aber direkt zu uns“, erzählt Alexandra Rot. „Patienten kommen zu uns, die austherapiert sind, bei denen die Schmerzmittel nicht mehr helfen, die wissen, dass wir die letzte Instanz sind.“ Wobei nicht alle dieser Patienten kurz vor dem Tod stehen, im Gegenteil. „Die meisten sind noch recht fit und wollen diesen Status so lange wie möglich behalten“, berichtet Schippers. „Je eher wir eingreifen können, je eher können wir die Symptome auffangen und behandeln.“
Patientenwille steht an erster Stelle
Bei der Art der Behandlung steht der Patientenwille an erster Stelle. Er entscheidet, wo es mit seiner Behandlung langgeht, was er noch vom Leben erwartet. Die Palliativ-Spezialisten hingegen klären auf, beraten, betreuen, leiten an, versorgen und lindern die Schmerzen und manchmal auch die Angst. Durch den 24-Stunden-Bereitschaftsdienst stehen die beiden Teams sowohl den Patienten und ihren Angehörigen in Duisburg und am Niederrhein auch im Notfall jederzeit zur Verfügung. Die Krankenkassen kommen übrigens für die Palliativ-Versorgung auf.
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„Man möchte nun meinen, dass unsere Patienten mit ihrem Schicksal hadern, depressiv sind – aber oftmals ist der Gegenteil der Fall“, so Alexandra Rot. Hätten sie erst einmal ihre Situation akzeptiert, nehmen sie ihr Schicksal an, dann versuchen sie das Beste aus ihren noch verbleibenden Leben zu machen. Und das kann durchaus noch Jahre dauern. „Wir haben Patienten, denen ging es nach kurzer Zeit schon wieder besser, so dass sie unsere Hilfe einschränkten“, sagt Schippers. Ohnehin könne jeder wählen, ob er eine Vollzeit- oder Teilzeitbetreuung möchte. Zeitlich sei die Hilfe nicht begrenzt, wie bei den „normalen“ Pflegediensten. „Wir können uns dank einer Pauschale, die wir von der Krankenkasse bekommen, intensiv um unsere Palliativ-Patienten kümmern.“
Für Rot und Schippers liegt der Reiz der spezialisierten Palliativversorgung darin, dass Patienten nicht von einem Arzt zum anderen geschickt werden müssen, dass sie nicht gegen ihren Willen ihre häusliche Umgebung verlassen müssen, um in eine Klinik eingewiesen zu werden. „Selbstbestimmung, Würde und Lebensqualität verschwinden als Lebensanspruch ja nicht einfach aus dem Blickfeld, wenn man schwer erkrankt. Gerade im Angesicht des Lebensendes bekommen diese Werte eine noch viel wichtigere Bedeutung“, sagt Alexandra Rot.