Dinslaken. Die großen Paraden zum Christopher Street Day sind wegen Corona nicht möglich. Deswegen soll es Mini-CSDs geben - am 26. Juni auch in Dinslaken.
Er ist groß, er ist schrill – und er ist ein Statement: Der Christopher-Street-Day, der alljährlich etwa in Köln und Berlin stattfindet, erinnert an den ersten Aufstand von Homosexuellen und anderen sexuellen Minderheiten gegen die Polizeiwillkür in der New Yorker Christopher Street. Wegen der Corona-Auflagen sind die großen Paraden in diesem Jahr nicht möglich. Statt dessen machen Mini-Paraden auf das Anliegen des CSD aufmerksam – ein ganzes Stück kleiner und vielleicht weniger schrill: aber mit derselben politischen Aussage. Auch in Dinslaken soll am Freitag, 26. Juni, 17 Uhr, ein sogenannter Mini-CSD stattfinden. Allerdings müssen die Behörden die Strecke noch genehmigen.
Der Sozialverein von Lesben, Schwulen, Bisexuellen und Transpersonen aus dem Ruhrgebiet und vom Niederrhein (SVLS) organisiert die Mini-Paraden. Die jährlichen Veranstaltungen zum Christopher Street Day haben für die Sichtbarkeit von Lesben, Schwulen, Bisexuellen, Transpersonen und Intersexuellen, für den Abbau von Vorurteilen in der Gesellschaft, aber auch für das Gefühl von Selbstwirksamkeit und Zusammenhalt „eine erhebliche Bedeutung“, so der SVLS.
Gerade für Lesben, Schwule, Bisexuelle und Transpersonen, die in ihren Familien nicht geoutet oder akzeptiert sind, haben Kontakte zu Gleichgesinnten und „Inseln der Communitys, in denen sie ihre sexuelle Orientierung als Selbstverständlichkeit leben können, eine besondere Bedeutung“, so Patrick Hanel, Vorsitzender des SVLS.
Vor Ort für Akzeptanz werben
Der Verein habe sich bemüht, während der Zeit der corona-bedingten Kontaktbeschränkung telefonisch oder digital Alternativen zu schaffen um in in akuten individuellen Krisen Unterstützung anbieten zu können. Weil das aber den „physischen Kontakt und gemeinschaftliches Erleben nicht ersetzen“ konnte, „haben wir uns entschieden, anlässlich des CSDs auch in diesem Jahr – in kleinen Gruppen und unter Einhaltung der Abstandsregelungen – gemeinsam auf die Straßen zu gehen“, so Hanel.
Ansonsten strömen die Menschen zur großen Christopher Street-Day-Parade – diesmal kommt der CSD zu den Menschen, in die Orte, in denen sie leben. So möchte der SVLS in kleineren Städten und Kommunen die Sichtbarkeit von Lesben, Schwulen, Bisexuelle und Transpersonen erhöhen und „vor Ort für mehr Akzeptanz werben“, so Hanel.
So wird die Parade aussehen
Der Mini-Christopher Street Day in Dinslaken soll etwa 30 bis 40 Teilnehmer haben, die zum Großteil aus der Together-Gruppe Dinslaken kommen – einem offenen Café für lesbische, schwule, bisexuelle Jugendliche bis 27 Jahre, das sich regelmäßig im Hexenhaus an der Brückstraße trifft. Weil wegen der Corona-Auflagen auch nur eine reduzierte Teilnehmerzahl möglich ist ruft der Verein nicht explizit zur Teilnahme an der Parade selbst auf.
Aber die Teilnehmer freuen sich über sichtbare Willkommenssignale – wie Regenbogenflaggen an Fenstern, Postings oder Videobotschaften. Die kleine Parade wird keine Wagen haben sondern in Dreierreihen mit Abstandshaltern durch die Innenstadt ziehen. Die genaue Strecke muss noch von der Polizei genehmigt werden. Es ist eine kleine Kundgebung geplant: Die Redner klären über den Hintergrund des Christopher Street Day auf, auch Politiker aus Dinslaken sind eingeladen, sich mit kurzen Reden zu beteiligen.
Das ist der SVLS
Der Sozialverein von Lesben, Schwulen, Bisexuellen und Trans*Personen (SVLS) mit Sitz in Mülheim ist 1998 aus einer Beratungsinitiative, einer Jugendgruppe und einem Präventionsprojekt entstanden. Ziel war, für Menschen, die Schwierigkeiten aufgrund ihrer gleichgeschlechtlich orientierten sexuellen Identität oder einer Infektion mit HIV oder sexuell- übertragbaren Krankheiten haben, ein Netz an Unterstützungsangeboten im Ruhrgebiet zu organisieren. Der SVLS tritt ein „für eine vielfältige, aktive und lebensfrohe Gesellschaft“ und fordert Akzeptanz und Solidarität gegenüber allen Lesben, Schwulen, Bisexuellen und Menschen mit HIV/AIDS.
Schirmfrau des SVLS ist die Dinslakener Kabarettistin Kordula Völker, die sich 1981, „zu einer Zeit, als es im Fernsehen noch keine Lesben und Schwule zu sehen gab“, so der SVLS, geoutet hat. Infos gibt es auf https://svls.de/.
Die Together-Gruppe Dinslaken trifft sich montags, 17 bis 22 Uhr, im Hexenhaus (Brückstraße 11). Der Treffpunkt ist offen, es gibt einen anonymen Zugang. Infos auf https://together-virtuell.de/wir-fuer-euch/deine-treffpunkte/.
Hier gibt es weitere Mini-CSDs
Weitere Mini-CSDs gibt es am 26. Juni in Emmerich (12 Uhr), Issum (14 Uhr) sowie am 27. Juni in Moers (12 Uhr), Essen-Kray (14.30 Uhr) und Mülheim (17 Uhr).