Dinslaken. Bei einem Auftrag aus Italien kooperieren die Firmen SBRS und Hesotec. 30 E-Busse und neun Ladestation werden bis Herbst nach Venedig geliefert.

Wandert der Blick von der Promenade am Lido Venezia hinüber zur Kathedrale, bleibt er demnächst am Design–Lademast für Elektro Busse der Firma Hesotec hängen. Totem – also mystisches Symbol – so nennen die venezianischen Auftraggeber ACTV die neueste Errungenschaft Made in Dinslaken.

Ab September werden die 30 Dieselbusse auf den Venedig vorgelagerten Inseln Lido und Pellestrina durch 30 Elektrobusse Typ „Urbino 12 electric“ ersetzt. Die Dinslakener Firma SBRS liefert die Ladegeräte für die neue E-Flotte. Nach einer erfolgreichen Zusammenarbeit unter anderem in Brüssel hatte die polnische Elektrobusfirma Solaris erneut angefragt. SBRS liefert neun Schnelllader jeweils zu 320 KW. Zum Vergleich: Ein komplett eingeschalteter Herd mit Backofen hat drei KW.

Mittlerweile gibt es 93 Mitarbeiter

Ehemals Pintsch Bamag, übernommen von der Schaltbau München, Ende vergangenen Jahres umfirmiert in SBRS, hat die Projektgesellschaft mittlerweile 93 Mitarbeiter und erwartet einen verdreifachten Umsatz von 25 Millionen. Als kommunaler Dienstleister für die Bushersteller bringen sie die Ladeinfrastruktur in mittlerweile fünfzehn Städte.


„Siliciumcarbid als Zukunftstechnologie“, erklärt Vertriebsleiter Andreas Stahl. Die Gesellschaft hat jeweils um die 30 bis 40 parallel laufende Projekte im Rail und Road Bereich. So installierten sie Ladestationen unter anderem in Münster, Düsseldorf und Brüssel. Weitere zukunftsweisende Projekte wie eine Multiladestation für Fahrrad, Bus und Auto oder elektrische Fährschiffe in Kiel stehen auf dem Programm.

Fertigstellung ist für September geplant

In Venedig rechnet Projektleiter Dr. Stephan Nahmer trotz coronabedingtem Stillstand von zwei Monaten mit einer Fertigstellung im September. Insgesamt neun Ladestationen entstehen auf den beiden Inseln, einige an öffentlichen Plätzen. „Venedig forderte Design“, sagt Nahmer. Gallow Design aus Hamburg entwarf daraufhin besonders formschöne Lademasten für die Busse.

Der Elektrobus fährt unter die sogenannte Trapezhaube des Masts, eine Leiter fährt aus dem Dach und der Bus dockt an und lädt dort über Nacht. Auf der Fahrtstrecke soll in 25 Kilometer Abstand jeweils ein Schnelllader stehen. Durch die gleichmäßige Verteilung der Ladestationen, die sich in den Fahrplan integrieren lassen, benötigen die Busse einen wesentlich leichteren und günstigeren Akku. Statt teilweise üblicher vier Tonnen wiegt dieser nur anderthalb Tonnen.

So sehen die in Dinslaken hergestellten Pylone, die Busse in Venedig aufladen sollen, aus.
So sehen die in Dinslaken hergestellten Pylone, die Busse in Venedig aufladen sollen, aus. © FUNKE Foto Services | Markus Joosten


Eng arbeitet SBRS mit einem weiteren Dinslakener Unternehmen zusammen, dass sich auf „E-Mobilität mit Stil“ spezialisiert hat. „Die Synergie zwischen Hesotec und SBRS begann vor drei Jahren nach einem zufälligen Treffen“, berichten die Hesotec Geschäftsführer Georg und Sebastian Hellmich. Zwei Dinslakener Unternehmen, die in der gleichen großen Branche tätig sind.

Seitdem treten die beiden Unternehmen auch gemeinsam auf dem Markt auf. Seit drei Jahren produziert Hesotec elegante Ladesäulen aus Edelstahl für die kleineren Fahrzeuge, die es in dieser Form noch nicht auf dem Markt gab. Aus dem Blechbereich kommend, entwickelten Vater und Sohn eine Affinität für nachhaltige Produkte und entwickelten auch die eigene passende Elektronik.