Dinslaken. Die Fassade des Stammen-Hauses in der Neustraße Dinslaken wurde renoviert. Seitdem ist das Glockenspiel, das dort Jahrzehnte hing, verschwunden.
Das Rätsel um das Glockenspiel hat begonnen. Bis vor kurzem hat es noch am alten Stammen-Haus in der Neustraße gehangen. Nun ist es verschwunden – zum Bedauern vieler Bürger auch auf Facebook. Was ist mit dem Glockenspiel passiert? Diese Frage konnte auch die Stadt nicht beantworten.
Das Haus wurde verkauft
Das alte Stammen-Haus, vom früheren, kinderlosen Besitzer an die Lebenshilfe vererbt, ist bereits im Mai 2019 verkauft worden. Das bestätigt auf Anfrage der NRZ Meinhard Reichelt, Geschäftsführer der Lebenshilfe. Bereits im Januar vergangenen Jahres hatte Reichelt Nutzungsprobleme im Geschäftsbereich bekannt gegeben. Das Haus, so Reichelt damals, sei der Lebenshilfe vermacht worden, um mit den Miterlösen die Lebenshilfe zu unterstützen. Das Erbe aber habe sich als Zuschussgeschäft für die Lebenshilfe entpuppt, schweren Herzens entschloss man sich, es zu verkaufen.
Im Mai 2019 habe man schließlich einen Käufer gefunden, der versicherte, das Glockenspiel weiterhin angebracht zu lassen. In den Kaufvertrag aufgenommen wurde der Passus jedoch nicht. Um wen es sich bei dem Käufer handelt, wollte Reichelt nicht sagen – Datenschutz. Was er letztendlich mit den Geschäftsräumen vor hat, war auch nicht in Erfahrung zu bringen. Beim Kauf habe der neue Eigentümer um Schweigen gebeten, daran halten sich die Beteiligten.
Nur Eigentümer kann Auskunft geben
Nun hat der neue Eigentümer die Fassade mit einem neuen Anstrich versehen lassen. Um die Fassade neu zu streichen, müssen Glocken abgenommen werden. Das war auch in der Vergangenheit schon einmal der Fall. Denn bereits vor rund 20 Jahren war das Haus komplett renoviert worden, die Glocken dabei abgenommen worden. Das Uhrwerk, also das eigentlich Glockenspiel selber, befindet sich im Inneren des Hauses. Der Anstrich ist erst kürzlich beendet, die Verkleidung abgenommen, die Glocken noch nicht wieder angebracht.
Nun fragen sich allerdings die Dinslakener Bürger: Wird das Glockengeläut wieder an alter Stelle ertönen oder hat der neue Eigentümer die Glocken samt Spiel entsorgt? Dazu kann nur der neue Eigentümer Auskunft geben.
Seidel: Über Kauf nachdenken
Die frühere Kulturausschussvorsitzende und Geschäftsführerin des Kultur- und Partnerschaftsvereins, Renate Seidel, wird – zusammen mit Andreas Eickhoff – die Frage auf die Tagesordnung des Runden Tisches setzen. Der Runde Tisch, eine Zusammenkunft unter anderem der Werbegemeinschaften und des Kultur- und Partnerschaftsvereins sowie der Wirtschaftsförderung und des Bürgermeisters, tagt heute um 14 Uhr. „Wir würden gerne wissen, wie es mit dem Glockenspiel weiter geht, was genau geplant ist“, so Renate Seidel. Notfalls müsse über einen Kauf des Glockenspiels und die Umsetzung nachgedacht werden, so Seidel. Schließlich sei das Glockenspiel seit Jahrzehnten so eine Art Wahrzeichen der Innenstadt. Sein Klang habe Generationen von Dinslakenern erfreut. Das dürfe nicht einfach verschwinden.
Leider stehe das Glockenspiel nicht unter Denkmalschutz, so Antje Vancraeyenest von der Wirtschaftsförderung der Stadt Dinslaken. Sie hofft, dass sich der neue Eigentümer an seine Zusagen vom Kauf hält. Zwingen könne man ihn jedoch nicht. Auch der Stadt ist nicht bekannt, wie sie Nachnutzung der Geschäftsräume aussehen soll. Bislang war dort zumeist ein Restaurant untergebracht, mit mal mehr, mal weniger Erfolg. Vielleicht klärt der neue Besitzer ja über die Sachlage auf.