Dinslaken. Zwei Modellkitas sollen längere Betreuungszeiten bis zu 67,5 Stunden anbieten. So soll Eltern Berufstätigkeit ermöglicht oder erleichtert werden.

Der Arbeitsmarkt verlangt von den Beschäftigten immer mehr Flexibilität – die Betreuungszeiten der Kindertagesstätten sind hingegen starr. In Dinslaken soll sich das ändern. Vom Kindergartenjahr 2020/2021 an sollen zwei Modellkitas längere und flexiblere Öffnungszeiten anbieten: Die Kita St. Marien in Lohberg und die Kita Hühnerheide. Das schlägt die Stadtverwaltung der Politik vor.

Die Befragungen im Rahmen der jährlichen Bedarfsplanungen hätten ergeben, dass Eltern flexiblere Betreuungszeiten benötigen und dass es einen Bedarf an früheren oder längeren Öffnungszeiten gibt, so die Stadt Dinslaken in der entsprechenden Beschlussvorlage für die Politik. Dazu würden auch Wochenenden zählen sowie „Notwendigkeiten, die aus dem Schichtdienst resultieren“.

Kita St. Marien will mit Konzept hoher Arbeitslosigkeit im Stadtteil entgegenwirken

Bei der Kita St. Marien hofft man, mit dem Konzept „Betreuungszeit 20plus“ der hohen Arbeitslosigkeit im Stadtteil – laut Sozialbericht 2019 sind hier 20 Prozent ohne Job – entgegenwirken zu können, „indem versucht wird, Familien in Arbeit zu bringen“, so der Träger der Einrichtung, der Caritasverband. Außerdem sei Lohberg der Stadtteil mit dem höchsten Anteil an Familien mit Kindern: 20,9 Prozent. Der Anteil an Alleinerziehenden sei gestiegen. Ihnen soll mithilfe der „erweiterten Randöffnungszeiten eine Arbeitsaufnahme möglich gemacht werden“, so die Caritas. Auch Beschäftigte mit langen Arbeitswegen oder Auszubildenden solle das Angebot zugute kommen.

Zehn Prozent der 65 befragten Eltern würden gerne das Angebot der erweiterten Öffnungszeiten nutzen: vor allem Eltern, die im Schichtdienst arbeiten – Altenpfleger, Krankenschwestern, Sanitäter, Beschäftigte im Einzelhandel oder Gastgewerbe, Polizisten, Paketzusteller etwa. Die Gespräche hätten individuelle Bedarfe im Zeitfenster zwischen 5.30 und 19 Uhr ergeben. Die Kita würde bis zu 67,5 Stunden öffnen und mit den Eltern passgenaue Arbeitszeiten abstimmen. Dafür muss Personal eingestellt und die Räumlichkeiten angepasst, Rückzugs- und Vorleseecken und eine Stelle zur Bereitung des Abendbrots geschaffen werden.

Kita Hühnerheide will flexible Betreuungszeiten anbieten

Bei der Kita Hühnerheide hätten acht von 81 Familien „einen anderen Bedarf als die bisherigen Öffnungszeiten ermöglichen“ – aus denselben Berufsgruppen wie in Lohberg. Die städtische Kita will flexible Betreuungszeiten – unterschiedlich lange Tage etwa für Teilzeitbeschäftigte Eltern – anbieten. Die Öffnungszeiten sollen auf 62,5 Stunden erweitert werden. Auch hier ist eine Personalaufstockung nötig. In der Erprobung soll sich zeigen, ob das genüge oder ob eine Erweiterung – auch auf Wochenenden – notwendig ist.

Das Projekt soll drei Jahre getestet werden. Das Land gibt einen Zuschuss von 142.800 Euro, die Stadt müsste 35.700 Euro zahlen.

>> JUGENDHILFEAUSCHUSS

  • Die Politik diskutiert das Thema erstmals im Jugendhilfeausschuss am Montag, 8. Juni, um 17 Uhr im Tribünenhaus der Trabrennbahn. Die endgültige Entscheidung trifft der Stadtrat am 23. Juni.
  • In der Ausschusssitzung geht es außerdem auch um das zweite beitragsfreie Jahr für Kindertageseinrichtungen und Einrichtungen der Kindertagespflege, das die Kibiz-Reform ab August 2020 vorsieht.