Dinslaken. Ursula Lübeck aus Dinslaken wurde ermordet in ihrem Bett gefunden. Die Wohnung ist noch versiegelt. Hat die Seniorin ihrem Mörder geöffnet?
Hat Ursula Lübeck ihren Mörder selbst zur Tür hereingelassen? Die Polizei hat weder an der Wohnungstür am Dohlenweg noch am Balkon Einbruchsspuren gefunden, bestätigt der Leiter der Mordkommission „Dohle“, Kriminalhauptkommissar Guido Bauersachs. Eine heiße Spur zu dem Täter habe die Polizei noch nicht – aber sie verfolge „Spuren, die wir gerne noch etwas konkreter hätten“, so Bauersachs. Ursula Lübeck wurde, wie berichtet, am 19. März tot in ihrem Bett gefunden. Sie wurde ermordet.
Polizei hat erstmals eine Facebook-Slideshow mit Fotos des Opfers veröffentlicht
Auf der Suche nach dem Mörder der 78-Jährigen gehen die Ermittler aus Duisburg neue Wege. Erstmals hat die Kriminalpolizei in Duisburg eine Slideshow auf Facebook veröffentlicht: Zu Klaviermusik sind Bilder aus dem Leben von Ursula Lübeck zu sehen - wie sie lächelnd in ihrer Küche steht, mit ihrem Hund Sammy spielt, außerdem das Haus am Dohlenweg, in dem sie wohnte, der Trolley, den sie am Mittwoch, 18. März, dabei hatte. An diesem Tag wurde die Seniorin zuletzt gesehen.
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Nicht nur Menschen, die sie kannten, dürften die Bilder berühren. „Wir hoffen, auf diesen Wegen Zeugen zu erreichen, die wir bislang noch nicht erreicht haben“, erklärt Caroline Dlutko, Sprecherin der Polizei Duisburg. Dabei gehe es auch darum, die Menschen emotional zu berühren – und so noch einmal zum Nachdenken anzuregen.
Die Seniorin war „bekannt wie ein bunter Hund“
Das Wohnumfeld und die Nachbarschaft der getöteten Seniorin habe die Polizei abgefragt. „Aber es kann ja sein, dass jemandem jetzt beim Anblick der Bilder einfällt, dass er die Frau an dem Abend noch gesehen hat“, so Guido Bauersachs. Gemeinsam mit seinen Kollegen, den Kriminalhauptkommissaren Philipp Schröder und Sanja Kuhn, hängt Bauersachs am Montag in Hiesfeld Plakate auf.
„Frau Lübeck ist ja hier bekannt wie ein bunter Hund“, sagt Bauersachs. Gerade die Hundehalter würden sich untereinander kennen. Die Polizei hat auch DNA-Proben genommen. Ob der Täter Vergleichs-DNA hinterlassen hat, sagt die Polizei nicht. Grundsätzlich werden aber auch Proben genommen, falls man später an Täter-DNA komme oder um Menschen, die zu Besuch beim Opfer waren, auszuschließen, so Caroline Dlutko.
Im Landhandel hat sie noch Erde für Blumen gekauft
Die Kommissare gehen den möglicherweise letzten Weg der Seniorin ab. Am Mittwoch, 18. März, war sie noch im Landhandel Peters an der Kirchstraße, nur wenige hundert Meter von ihrer Wohnung entfernt. Martin Pawlak ist möglicherweise der letzte, der die Seniorin vor dem Mord lebend gesehen hat. Bei seinem Landhandel hat sie am Mittwoch, 18. März, etwa um 17.30 Uhr noch Erde gekauft. „Sie hatte erst zwei Säcke in ihrem Trolley und meinte dann: Da passt noch ein dritter“ erzählt Pawlak dem Kommissar, der auch hier eines der Fahndungsplakate abgibt. Danach, so Guido Bauersachs, verliere sich die Spur der Seniorin. „Wer hat Ursula Lübeck am 18. März gesehen? War sie in Begleitung? Hat sie an dem Abend Besuch empfangen?“ Diese Fragen stellt die Polizei den Bürgern. Die Wohnung, in der die Frau lebte, ist weiter abgesperrt, die Rollos heruntergelassen. Auf dem Balkon stehen leere Blumenkästen, die Ursula Lübeck wahrscheinlich bepflanzen wollte.
War Ursula Lübeck abends noch mit dem Hund draußen?
Die 78-Jährige habe einen sehr strukturierten Tagesablauf gehabt, weiß Bauersachs, und auch abends immer noch spät eine „Hunderunde“ gemacht. „Wie spät, ob das nach Mitternacht ist, können wir nicht eingrenzen“, so der Ermittler - deswegen sei auch nicht gänzlich ausgeschlossen, dass Ursula Lübeck erst am Donnerstag gestorben ist. „Wir gehen aber von Mittwoch aus“, so der Leiter der Mordkommission.
Sie war Stammkundin beim Bäcker
Auch bei Schollin gibt Bauersachs ein Plakat ab. Dort müsste die 78-jährige alleinstehende Frau auf dem Weg vom Landhandel zu ihrer Wohnung vorbei gekommen sein. Außerdem war Ursula Lübeck hier Stammkundin. „Und wenn sie nicht hereingekommen ist, hat sie immer von draußen gewunken“, erinnert sich die Verkäuferin und klebt das Plakat sofort an die Scheibe. Am Abend des 18. März war sie nicht im Dienst, leider, könne also nicht weiterhelfen.
„Eine ganz liebe, freundliche Frau“
Die Ermittler gehen den Weg, auf dem die Seniorin immer mit ihrem Hund, einem kleinen Australian Shepherd, Gassi gegangen ist, nach, pinnen Plakate an die Bäume vom Mühlenmuseum hoch zum Rotbachsee. Ein Radfahrer fährt vorbei: Ob sie nicht bis zwei zählen können, pöbelt er die Truppe an, die für Corona-Verhältnisse zu groß ist. Viele Senioren sind an diesem Tag hier unterwegs oder sonnen sich auf den Bänken. „Unglaublich“ findet eine Dame, dass der Mörder noch nicht gefasst wurde. Ein anderes Ehepaar kommt täglich zum See. Ursula Lübeck mit ihrem Sammy kennen sie aber nicht, nein, auch nicht vom Sehen - trotzdem schauen sie sich das Plakat genau an, fragen die Ermittler, was passiert ist. Im Dorf spricht eine Ur-Hiesfelderin die Polizisten an. Sie kennt Ursula Lübeck seit Jahrzehnten. „Eine ganz liebe, freundliche Frau“, sagt sie. Wenige Tage vor ihrem Tod hat sie sie noch gesehen – ob das wichtig sei. „Alles ist wichtig“, sagt Philipp Schröder und schreibt die Angaben auf.
Der Chefermittler hofft auf viele Anrufe
Zwischendurch erklingt die Melodie des Films „Der Pate.“ Guido Bauersachs’ Handy. „Ich hoffe, dass das nach der Aktion heute den ganzen Abend klingelt,“ sagt er und ist optimistisch: „Wir haben viele Menschen erreicht, die wir bisher nicht erreicht hatten.“
Hintergrund und Kontakt
- Ursula Lübeck wurde zuletzt am Mittwoch, 18. März, etwa 18 Uhr, am Landhandel auf der Kirchstraße gesehen. Am Donnerstag, 19. März, wurde sie tot in ihrem Bett gefunden. Die Seniorin war 1,65 Meter groß, schlank und hatte rotblond gefärbtes, nackenlanges Haar.
- Die Polizei fragt: „Wer hat Ursula Lübeck am 18. März gesehen? War sie in Begleitung? Hat sie an dem Abend Besuch empfangen?“ Die Slideshow ist auf facebook.com/polizei.nrw.wes zu sehen.
- Zeugen werden gebeten, sich mit Hinweisen an das Kommissariat 11 der Polizei Duisburg oder an jede andere Polizeidienststelle zu wenden: Telefon: 0203 2800 Mail: MK-Dohle.Duisburg@polizei.nrw.de.
- Der Hund der Seniorin ist nun im Tierheim. Zunächst hat ein Sohn ihn übernommen, offenbar gab es aber Probleme.