Dinslaken/Voerde/Hünxe. Die Menschen in Dinslaken, Voerde und Hünxe scheinen sich an die Maskenpflicht beim Einkaufen zu halten: Das zeigt ein City-Bummel am Montag.

„Stopp! Ab hier gilt eine Mundschutzpflicht“. Mit Aufstellern an den Eingängen informierte die Neutor-Galerie in Dinslaken ihre Kunden über die seit Montag, 27. April, auch in NRW geltende Maskenpflicht in Geschäften.

Außerdem seien mehr Kollegen im Einsatz, um zu kontrollieren, dass sich die Leute auch daran halten, berichtet Junior Centermanagerin Sandra Malleis. Wer keine eigene Maske dabei hat, kann von den Kollegen am Eingang oder Info-Point eine kostenlose Einwegmaske erhalten, das Einkaufscenter hat 300 Stück bestellt, „um den Start heute zu erleichtern“, wie Sandra Malleis erklärt. Doch sie hat das Gefühl, dass die Leute gut vorbereitet seien.

Elektromarkt hat wieder auf – allerdings nur zur Hälfte

Diesen Eindruck teilt auch Michael Terodde, Filialleiter bei Expert. Die Einwegmasken, die sie im Notfall für die Kunden hätten, haben sie noch nicht gebraucht. Ein Schild mit der Aufschrift „Gemeinsam für Sicherheit – Maskenpflicht“ weist die Kunden noch einmal auf die neue Schutzmaßnahme hin, am Eingang verteilt ein Mitarbeiter Karten – die nach jedem Gebrauch desinfiziert werden – um auf diese Weise die Kunden zu zählen.

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Fünfzig Prozent der 1600 Quadratmeter großen Verkaufsfläche mussten abgesperrt werden und durch die Maskenpflicht sei das Verkaufen auch ganz anders, denn das „Thema Mimik fällt weg, was viel ausmacht beim Verkaufen“, erklärt Michael Terodde. Der Filialleiter zeigt sich dennoch erleichtert und positiv gestimmt: „Wir sind froh, dass wir wieder für unsere Kunden da sein können.“

Filialisten bereiten ihre Wiederöffnung noch vor

In der Neutor-Galerie hatte noch nicht jedes Geschäft wieder geöffnet. H&M etwa informierte die Kunden per Aushang darüber, dass ein Teilbereich des Ladenlokals für die Wiedereröffnung am Dienstag, 28. April, vorbereitet werde und auch C&A bereite sich auf eine Öffnung vor, so Sandra Malleis. Die klappt vielleicht noch diese Woche, sonst Anfang Mai. Während in der Neutor-Galerie auch einzelne Geschäfte mit eigenen Schildern auf die ab heute geltende Maskenpflicht aufmerksam machen – beim Drogeriemarkt dm kann derjenige, der keine Maske hat, am Eingang klingeln und bekommt für einen Euro eine Schutzmaske – sind solche Hinweise in der Neustraße nicht in jedem Schaufenster sichtbar.

Lisa Stern arbeitet an der Kundeninformation in der Neutor-Galerie, und desinfiziert die Flächen am Infoschalter.
Lisa Stern arbeitet an der Kundeninformation in der Neutor-Galerie, und desinfiziert die Flächen am Infoschalter. © FUNKE Foto Services | Lars Fröhlich

Trotzdem machten die Passanten, die Montagvormittag unterwegs waren, einen sehr umsichtigen und gut vorbereiteten Eindruck: Wer seine Maske nicht ohnehin schon trägt, hat sie in den meisten Fällen schon um den Hals hängen, um sie beim Betreten eines Geschäftes nur noch über Mund und Nase ziehen zu müssen. Sogar der Straßenmusiker spielte seine Geige in der Fußgängerzone mit einer Mund-Nasen-Maske.

Mit der Maske fühlen sich einige noch nicht so wohl

Doch auch wenn die Menschen ihre Masken tragen – so ganz wohl fühlen sich einige noch nicht damit. Es sei ein seltsames Gefühl, meint Christine Adami, sie fühle sich eingeengt, die Brille beschlage. „Man muss sich daran gewöhnen“, sagt sie und ihr Mann Manfred Kamphaus findet: „Bei allem, was man liest, wäre es besser gewesen, die Maskenpflicht vor den Lockerungen einzuführen.“

Mehr Gedanken macht sich auch Simone Skrzypietz und sie achtet darauf, was sie anfasst. Die Maske findet sie zwar furchtbar, fühlt sich dadurch aber auch sicherer. Sie trägt eine farbenfrohe Variante mit gepunktetem Muster. „Das macht es etwas erträglicher“, meint sie. Ihre Maske hat die Schwiegermutter genäht – und noch weitere für ihre Kollegen, denn Simone Skrzypietz ist Friseurin und freut sich, dass sie ab der nächsten Woche wieder arbeiten darf.

Verkäuferin Claudia Weber trägt während der Arbeit im Modegeschäft Engbers eine Schutzmaske. Auch wenn es darunter „beengend und warm“ sei, findet sie die Maßnahme gut.
Verkäuferin Claudia Weber trägt während der Arbeit im Modegeschäft Engbers eine Schutzmaske. Auch wenn es darunter „beengend und warm“ sei, findet sie die Maßnahme gut. © FUNKE Foto Services | Lars Fröhlich

Claudia Weber, Mitarbeiterin beim Bekleidungsgeschäft Engbers, steht bereits wieder im Laden. „Beengend und warm“ sei es unter der Maske, dennoch findet auch sie die Maßnahme gut. Sie fühle sich sicherer, auch dadurch, dass andere eine Maske tragen. Zwar hätte sie notfalls welche hinter dem Tresen – wegschicken müsste Claudia Weber also niemanden – aber das sei bisher gar nicht nötig gewesen. „Heute war jeder Kunde mit Maske da.“

Sicherheitsleute am Eingang

Am Toom-Baumarkt im Voerder Gewerbegebiet an der Grenzstraße zeigt sich ein ungewohntes Bild. Vor dem Eingang warten Kunden darauf, einen Einkaufswagen ergattern zu können, denn ohne einen solchen ist der Zutritt in der aktuellen Lage untersagt. Alle Wagen sind vergriffen und so wartet man, bis ein anderer Kunde seinen Einkaufswagen abstellt, um diesen direkt wieder „einzusetzen“. Außerdem halten die Kunden die seit gestern gültige Mundschutzpflicht ein. Am Eingang achtet ein Sicherheitsmann darauf, dass die Regeln eingehalten werden, auf die vor der Eingangstür auf einem Schild aufmerksam gemacht wird.

Neben „Wagen“- und Mundschutzpflicht gilt es, dass nur eine Person pro Einkauf eintritt, zwei Meter Abstand und die allgemeinen Hygieneregeln eingehalten werden, außerdem die Anweisungen des Personals zu beachten sind. Dazu weist das Schild darauf hin, bei Anzeichen von Krankheit zu Hause zu bleiben, was selbstverständlich sein sollte.

„Ich trage den Mundschutz seit Anfang der Corona-Krise“

Was den Mundschutz angeht, ist in der Voerder Innenstadt zu beobachten, dass die meisten Leute auf den Straßen keinen Mundschutz tragen, aber diesen dann aufziehen, kurz bevor sie ein Geschäft betreten. Wenige Personen tragen den Mundschutz aber auch, während sie durch die Stadt laufen. „Ich arbeite in einer Zahnarztpraxis, von daher bin ich das gewohnt. Ich trage den Mundschutz seit Anfang der Corona-Krise. Für mich ist das in Ordnung und ich finde es auch sinnvoll“, sagt Jutta Moradas, die mit einigen anderen Patienten in gebotenem Abstand vor einer Arztpraxis wartet.

In der Lesezeit in Voerde tragen Inhaberin Sabine Friemond-Kund (Mitte) und ihre Mitarbeiter Nils Bolder und Judith Reinartz bei der Arbeit einen Mund- und Nasenschutz
In der Lesezeit in Voerde tragen Inhaberin Sabine Friemond-Kund (Mitte) und ihre Mitarbeiter Nils Bolder und Judith Reinartz bei der Arbeit einen Mund- und Nasenschutz © FUNKE Foto Services | ars Fröhlich

Der direkt neben der Arztpraxis ansässige Schreibwarenhandel Groos hat sich aufgrund der aktuellen Situation entschlossen, auch Gesichtsmasken in sein Programm aufzunehmen. „Das wurde von den Herstellern angeboten und ich habe das Angebot wahrgenommen“, sagt Inhaberin Britta Ganz-Groos. „Ich bin absoluter Befürworter der Mundschutz-Pflicht. Das wird uns weiterbringen, sodass man bald wieder in Kontakt kommen kann. Es ist natürlich anstrengend, unter der Maske zu arbeiten, aber ich habe auch die Chance, sie hinter der Scheibe an der Kasse mal abzunehmen“, erklärt Ganz-Groos.

Gewöhnen an die neuen Regeln

Der Edeka-Markt auf dem Danziger Platz in Hünxe-Bruckhausen hat, um die Menge der Kunden im Laden präventiv einzugrenzen, die Anzahl der erhältlichen Einkaufswagen vor der Filiale deutlich verringert. Auf dem Boden vor der Kasse sind farbige Markierungen geklebt, um auf den Abstand hinzuweisen.

Eine etwas durcheinander wirkende Frau betritt die Filiale, um sich an der integrierten Schollin-Bäckerei etwas zu essen zu holen. „Sie brauchen einen Einkaufswagen“, ruft die Frau hinter der Theke. „Einen Mundschutz hat sie auch nicht auf“, fällt der Mitarbeiterin an der gegenüberliegenden Kasse auf. Sie überlegt kurz, greift in ihre Tasche und gibt der Kundin ihren Mundschutz. Durch die große Plexiglasscheibe, die mittlerweile an den meisten Supermarkt-Kassen angebracht ist, kann die Kassiererin dort auch ohne Mundschutz arbeiten.

Michael De Vincenti aus Bruckhausen kritisiert die Mundschutz-Pflicht: „Eingezwängt fühle ich mich nicht, aber aus meiner Sicht kommt das zu spät. Das hätten sie direkt am Anfang machen sollen.“