Dinslaken. Großer Andrang bei der Lebensmittel-Ausgabe der Wunderfinder. Alleinerziehende aber auch Kleinselbstständige geraten in Corona-Zeiten in Not.

Die wartenden Menschen stehen bis auf die Wilhelm-Lantermann-Straße. Und das liegt nicht nur am Corona-bedingten Sicherheitsabstand: Der Andrang bei der Lebensmittel-Ausgabe der Wunderfinder ist groß, noch größer als sonst. Denn hier müssen nun auch Menschen, Familien versorgt werden, die sonst keine Probleme hatten – denen Corona aber wirtschaftlich den Boden unter den Füßen weggezogen hat.

Sonder-Ausgabe für Alleinerziehende, Senioren und Notfälle

Die Sonder-Ausgabe an diesem Tag war für Alleinerziehende, Senioren und Notfälle vorgesehen. Notfälle – das sind Menschen, die „einfach in Not geraten sind, weil sie etwa ein Kleingewerbe haben und gerade kein Geld verdienen“, erklärt Ludger Krey, Vorsitzender des Vereins Wunderfinder. Sechs dieser Notfälle haben sich bei den Wunderfindern gemeldet – per Mail meist, der erste Kontakt ist schwer. Auch vielen Alleinerziehenden wächst die Krise über den Kopf, weiß Ludger Krey. Und dabei redet er noch nicht einmal nur von der Mutter mit acht Kindern, die die Wunderfinder versorgen. Wenn Kinder ständig zuhause sind, essen sie auch mehr – denn neben der Betreuung fällt ja auch die Versorgung in der Schule oder Kita weg.

Die Wunderfinder hatten jüngst das Glück, von der Initiative „We kick Corona“ der Fußball-Nationalspieler Leon Goretzka und Joshua Kimmich zu profitieren. 5000 Euro bekamen sie jüngst aus dem Topf. Für etwa 2400 Euro haben sie innerhalb der vergangenen Woche Lebensmittel bestellt. Diese wurden am Freitagvormittag vom Supermarkt ins Gewerbegebiet Süd geliefert, von dort holte Ludger Krey die Waren mit einem von der Zeloh geliehenen Anhänger ab und brachte sie zur Ausgabe ins Wunderheim.

Besondere Vorkehrungen

Wegen der Corona-Beschränkungen bedarf es bei der Ausgabe besonderer Vorsichtsmaßnahmen. Deswegen konnte auch nicht jeder durch den Hintereingang ins Wunderheim im Garagenhof zwischen Bahnhof und Wilhelm-Lantermann-Straße gehen, sondern wurde per Wegbeschreibung zum Vordereingang gelotst. Dort markierten Stühle und Absperrungen die einzuhaltenden Abstände. Wer seine Bedürftigkeit nachweisen konnte, bekam eine Liste, auf der er ankreuzen konnte, was er benötigt.

Jutta Grötzschel-Stratmann, Helene Söll und Bianca Geis (v.li.) packen Tüten mit Lebensmitteln zusammen.
Jutta Grötzschel-Stratmann, Helene Söll und Bianca Geis (v.li.) packen Tüten mit Lebensmitteln zusammen. © FUNKE Foto Services | Lars Fröhlich

Im Wunderheim flitzten Jutta Grötzschel-Stratmann, Helene Söll und Bianca Geis mit Mundschutz-Masken durch die engen Räume, uns packten die Bestellungen in Tüten zusammen: frisches Obst und Gemüse, Brot, Nudeln, Eier, Wurst und Käse, Kaffee und Tee.

Eine Überraschung für die Kleinen

Dinge, die man zum Leben braucht. Aber auch Dinge, die vor allem Kindern das Leben schöner machen: Und so freute sich manche Mutter über Überraschungseier oder eine Tüte Snacks für die Kleinen in ihrer Tasche. Ein Kinderwagen und eine Spielküche standen ebenfalls neben der Ausgabe – Spenden, zum Mitnehmen. „Das ganze Essen muss ja auch gekocht werden,“ sagt Ludger Krey und lächelt.

49 Alleinerziehende mit 77 Kindern, 15 Senioren und sechs Notfälle wurden an diesem Tag versorgt. Wer nicht mobil ist, dem packen die Wunderfinder die Tasche zusammen und bringen sie nach Hause. „Wir sind für Euch da“ – so betiteln die Wunderfinder die Sonderausgabe. Nachrichten wie diese, seitlich aufs Bestellblatt geschrieben, motivieren die Helfer, sich auch weiter zu engagieren: „Danke, dass es Euch gibt“, hat eine Frau dort draufgeschrieben.