Dinslaken/Hünxe. Ursula und Gerd Brodde, die bis zu ihrem Ruhestand an Grundschulen in Dinslaken arbeiteten, schulten fünf Wochen lang ihre Kollegen in Tansania.

Ein Massai-Junge macht sich auf die Reise. Seine Begleiter sind ein Löwe, eine Ziege und ein Gemüsekorb. Sie gelangen an eine Schlucht, die sie überqueren wollen. Doch die Brücke, die darüber führt, trägt nur den Massai und einen weiteren Begleiter. Den Löwen kann der Junge nicht mit der Ziege alleine lassen – er würde sie im Nu auffressen. Ebenso würde die Ziege den Inhalt des Gemüsekorbs vertilgen, sobald beide alleine wären. Der Löwe hingegen mag kein Gemüse. Wie also gelangen alle nun unbeschadet auf die andere Seite der Schlucht?

Sicherlich kennen Sie das Rätsel in ähnlicher Form – mit einem Bauern, einem Löwen, einer Ziege und einem Kohlkopf, die einen Fluss überqueren wollen – und können es lösen. Doch die Schüler der Lambo Estate Primary School in Moshi, einer Stadt in Tansania, kannten es nicht. Bis vor Kurzem.

Rätsel in abgewandelter Form präsentiert

Die Bruckhausener Ursula und Gerd Brodde haben den ostafrikanischen Kindern das Rätsel in dieser abgewandelten Version präsentiert. „Sie hatten so eine Freude daran, das Rätsel zu lösen – gemeinsam, in einer Gruppe, das war für sie etwas ganz besonderes“, erinnert sich Ursula Brodde.

Ursula Brodde demonstriert mit einem der Schüler eine Partnerarbeit mit Rechenplättchen.
Ursula Brodde demonstriert mit einem der Schüler eine Partnerarbeit mit Rechenplättchen. © PR | PR

Die 65-Jährige, die vor ihrem Ruhestand als Lehrerin an der Averbruchschule in Dinslaken arbeitete, war im Januar und Februar für sechs Wochen in Tansania – gemeinsam mit ihrem Mann Gerd Brodde (68), der bis zu seiner Pensionierung in 2015 Schulleiter an der GGS Hühnerheide war. Über die GGS Hühnerheide entstand auch der Kontakt zur Lambo School: Seit 2007 sind die Dinslakener und die tansanische Grundschule über eine Partnerschaft eng verbunden, die GGS Hühnerheide unterstützt die Arbeit in Tansania über einen Förderverein. Das Ehepaar Brodde war in diesem Jahr nicht das erste Mal vor Ort. Doch dieses Mal war es anders. „Bislang konnten wir nur während der Ferien fahren, waren also meist nur eine Woche da“, erzählt Gerd Brodde. „Da waren wir nur Besucher, jetzt konnten wir auch den Alltag richtig kennenlernen.“

Zehn Lehrerinnen geschult

Zu diesem Alltag gehörte unter anderem auch, die öffentlichen Verkehrsmittel wie Tuk-tuks, also dreirädrige Autorikschas, und Daladalas, Kleinbusse, zu nutzen. Zu diesem Alltag gehörte aber auch, an der Lambo School zu arbeiten. Denn die Niederrheiner haben fünf Wochen lang die zehn Lehrerinnen dort geschult, sind mit Unterstützung des „Senior Experten Service“ (SES, mehr Info siehe unten) nach Tansania gereist. „Wir haben den Lehrerinnen zum Beispiel gezeigt, wie man Partner- oder Gruppenarbeit in den Unterricht einbinden kann. Wir haben versucht, Unterrichtsgespräche anzuleiten“, erzählt Gerd Brodde. In Tansania seien solche Methoden noch weitestgehend unbekannt, es gebe fast immer Frontalunterricht.

Gerd Brodde im Teachers’ Training zu einem Legespiel.
Gerd Brodde im Teachers’ Training zu einem Legespiel. © PR | PR

Auch das Rätsel um den Massai-Jungen sei nicht theoretischer Natur geblieben. Ursula Brodde hatte eigens Figürchen dafür gebastelt. Sowieso hat das Ehepaar einige Materialien mit nach Tansania gebracht. „Und die Freude der Kinder war groß, wenn sie gesehen haben, dass wir uns mit den Materialien auf den Weg in ihre Klasse machen“, erzählt Ursula Brodde.

>> DIESE PROJEKTE MÖCHTE DER FÖRDERVEREIN 2020 NOCH UMSETZEN

Der „Senior Experten Service“ (SES) ist als Stiftung der Deutschen Wirtschaft für internationale Zusammenarbeit weltweit tätig. Seine ehrenamtlichen Einsätze finden in erster Linie in Entwicklungs- und Schwellenländern und in Deutschland statt. Gerd Brodde ist über den SES nach Tansania geflogen, hat dafür auch ein Businessvisum ausgestellt bekommen.

Die Lambo School soll in diesem Jahr endlich Strom bekommen – aus Solarenergie. „Wir brauchen jetzt eigentlich nur noch eine Zusammenkunft mit dem Förderverein, um das in die Wege zu leiten“, sagt Gerd Brodde, der auch Vorsitzender des Vereins ist.

Zudem möchte der Dinslakener „Förderverein Lambo School“ ermöglichen, dass es für jeden Schüler jeder Klasse Bücher gibt. „Bislang ist es leider so, dass es nur fünf bis sechs Bücher pro Klasse gibt“, erklärt Gerd Brodde.