Dinslaken/Voerde/Hünxe. Nach derzeitigem Stand sollen die Abi-Prüfungen trotz Coronakrise stattfinden. Die NRZ hat Abiturienten gefragt, was sie davon halten.
Auch wenn die diesjährigen Abiturienten den derzeitigen Planungen nach drei Wochen länger Zeit haben, um zu lernen, fühlen sie sich aktuell nicht ausreichend vorbereitet: Das geht aus einer Umfrage hervor, die die NRZ-Redaktion in der vergangenen Woche gemacht hat.
Demzufolge sind die Schüler vor allem noch Eines: verunsichert, weil ihnen mehrere Wochen Unterricht und Vorbereitung fehlen. Wir haben Abiturienten aus Dinslaken, Voerde und Hünxe gefragt, wie sie sich in der durch das Coronavirus bedingten Situation auf ihre Prüfungen vorbereiten und auch, ob sie sich eine andere Lösung für ihre Abiturprüfungen gewünscht hätten.
„Auf der einen Seite hat man mehr Zeit, selbstständig zu lernen und muss nicht am Unterricht teilnehmen, der für Abiturklausuren nicht relevant ist. Auf der anderen Seite fällt viel Unterricht aus und somit auch die Wiederholung und es ist schwieriger, Fragen zu klären… Ich mache es momentan so, dass ich mir jeden Tag ein anderes Thema zu einem anderem Fach anschaue, damit das Lernen wenigstens etwas abwechslungsreicher ist. Natürlich fände ich ein Durchschnittsabitur am Besten oder auch am Leichtesten, ich kann jedoch verstehen, dass viele das als ungerecht betrachten würden – weil alle anderen ja auch Prüfungen ablegen mussten. Hauptsache ist, wir haben am Ende unseren Abschluss!“
Gymnasiast aus Voerde
„Es ist durchaus entlastend, selbst zu arbeiten. Jedoch mussten wir teilweise so früh den Unterricht beenden, dass uns so viel Wiederholung noch fehlt. Es ist natürlich immer noch was anderes, einen Lehrer direkt an der Hand zu haben für Rückfragen. Da meine Schule recht rückständig ist, was die technologischen Möglichkeiten angeht, müssen wir teilweise mehrere Tage auf eine Antwort der Lehrer warten. (...). Auf die Frage, wie man denn dieses Jahr mit dem Abitur verfahren hätte sollen: Das ist sehr schwierig zu beantworten, da es solch einen Fall ja noch nie gegeben hat (...). Ich finde, man hätte schon viel früher agieren müssen, zum Beispiel wie in Taiwan. Man hätte viel früher schon die Mundschutz-Pflicht einführen sollen und dann normal das Abitur schreiben sollen. (...)
Gesamtschüler aus Dinslaken
„An unserer Schule wurde immer gesagt, es sei unwahrscheinlich, dass unsere Schule wirklich schließt. Deshalb waren auch die meisten Lehrer nicht auf Alternativen, wie zum Beispiel den Online-Unterricht, vorbereitet. Inzwischen gab es einige Aufgaben per Mail, jedoch werden diese nicht besprochen. (...) Ich selber fühle mich unsicher und weiß einfach nicht, ob das, was ich mache, überhaupt richtig ist. Seit wir die Lehrer per Mail auf Online-Unterricht angesprochen haben, bekomme ich nun in zwei von vier meiner Abi-Fächer Unterricht über Skype. Ich selber finde das viel zu wenig, weswegen ich zusätzlich auf eine Online-Nachhilfe zurückgreife. Meiner Meinung nach wäre eine Durchschnittsabiturnote eine gute Lösung gewesen.“
Gesamtschülerin aus Hünxe
„Ich fühle mich nicht so gut vorbereitet da mir beziehungsweise uns allen viele Stunden fehlen und das sind gerade bei uns Stunden, in denen wir alles wiederholen wollten oder in einigen Fächern wie zum Beispiel Mathe uns noch ein komplettes Thema fehlte. Unsere Lehrer unterstützen uns so gut es geht über Email und schicken uns alle möglichen Materialien. Mein Problem ist aber, dass ich alleine nicht so gut lernen kann und die Lehrer nicht auf alle Fragen der ganzen Schule antworten können.“
Fachabiturientin am Berufskolleg
„In einer Zeit wie dieser, in der keiner eine klare und zuverlässige Aussage über die nächsten Wochen treffen kann, finde ich es fragwürdig, ob man die Prüfungen stattfinden lassen sollte. Von der Regierung bekommt man Auflagen zum Verhalten in der Corona-Zeit, (...) das öffentliche Leben wird bis auf ein paar Ausnahmen heruntergefahren. (...) Unter diesen vielen Einschränkungen sollen die Prüfungen, wie gewohnt, nur mit drei Wochen Verspätung stattfinden? Es wird zwar davon gesprochen, dass in den Schulen Vorkehrungen zum Schutz aller Beteiligten getroffen werden. Aber wie soll der Schutz aussehen? (...) Um zu den Prüfungen zu kommen, bewegen sich allein in NRW etwa 60.000 Schüler an den Prüfungstagen aus dem Haus. Ich bezweifle, dass man den Auflagen gerecht werden kann. Die meisten Schüler sind auf öffentliche Verkehrsmittel angewiesen, in denen man definitiv nicht den Sicherheitsabstand gewährleisten kann. Es hat sich leider schon gezeigt, dass nicht nur alte und vorbelastete Menschen vom Virus betroffen sind, sondern auch junge und gesunde Menschen. Deswegen ist mein Anliegen an die Regierung, dass dieses Thema nochmal gründlich überdacht werden sollte, ob man die Zukunft von morgen durch solch eine Prüfung in Gefahr bringen will!“
Fachabiturient am Berufskolleg
>> DER DERZEITIGE STAND
Nach derzeitigem Stand sollen die Abiturprüfungen in NRW um drei Wochen verschoben werden und vom 12. bis 25. Mai stattfinden. An den Berufskollegs ist es fast identisch: vom 12. bis 26. Mai.
Den 12. Mai nannte NRW-Schulministerin Yvonne Gebauer (FDP) bereits als spätestmöglichen Termin für die Prüfungen, damit am 27. Juni die Zeugnisse ausgegeben werden können. „Sollte ein Schulstart nach den Osterferien nicht möglich sein, müssen wir neu nachdenken“, erklärte Schulministerin Gebauer am Sonntagabend in einem Interview mit dem Kölner Stadtanzeiger.