Dinslaken. Pflegeeinrichtungen in Dinslaken versuchen in der Corona-Krise klarzukommen. Caritas und Arbeiterwohlfahrt äußern sich zur aktuellen Situation.

Die Nachrichten aus Würzburg und Wolfsburg sorgen für Bestürzung. In einem Fall infizierten sich über 70 Bewohner, 15 starben innerhalb von wenigen Tagen. Auch an Rhein und Ruhr kommt es in Pflegeeinrichtung zu immer mehr Corona-Fällen. Wie sieht es aktuell in S eniorenheimen in Dinslaken aus?

Antworten dazu erhielt die Redaktion vom Caritasdirektor Michael van Meerbeck und von Andreas Wiemers, Pressesprecher des AWO Bezirksverbands Niederrhein. Die Caritas betreibt in Dinslaken das Alfred-Delp-Haus und St. Benedikt Haus, die AWO Seniorendienste Niederrhein gGmbH ist für das Wilhelm-Lantermann-Haus an der Voerder Straße verantwortlich.

Hohe Anspannung

Es ist eine besondere Situation, weil die Bewohner keinen Besuch empfangen dürfen. Wie Michael van Meerbeck berichtet, herrsche eine hohe Anspannung in der Pflege. Es sei ein Druck vorhanden und die Mitarbeiter fragen sich, was sie ins Haus tragen. Nach den Berichten über die Ereignisse in Wolfsburg und Würzburg spüre man eine große Angst, Angst für andere, so van Meerbeck. Das sei für die Mitarbeiter eine hohe Belastung.

Andreas Wiemers verweist auf die situationsbedingten Erschwernisse und darauf, dass es kaum eine Branche in unserer Gesellschaft gebe, die kontinuierlich eine Krise, zum Beispiel Norovirus und/oder Skabies, nach der anderen meistert und sich dabei selbst immer wieder gesundheitlichen Risiken aussetzt. Aufgrund diverser Erlasse sei das das Alltagsleben der Bewohner stark eingeschränkt und auf engen Raum beschränkt. Dennoch hätten alle Verständnis für die Maßnahmen, die dem Schutz der eigenen Gesundheit und der Unterbrechung der Infektionsketten diene.

Konsequent umgesetzt

Zurzeit bleiben die Türen des St. Benedikt Hauses für Besucher geschlossen.
Zurzeit bleiben die Türen des St. Benedikt Hauses für Besucher geschlossen. © FUNKE Foto Services | STEFAN AREND

In den Häusern würden alle Schutzmaßnahmen konsequent umgesetzt. Michael van Meerbeck berichtet davon, dass es in den Caritas-Häusern Verdachtsfälle gebe. „Wir warten auf die Ergebnisse. In diesen Fällen wird für eine Quarantäne gesorgt. Zum Schutz der Mitarbeiter und Bewohner versucht man alles, was geht.“ Es werde überlegt, wie man Raum für eine Quarantäne schaffen könne, wie können die Bewohner abgeschirmt werden. „Das überlegen wir für jedes Haus“, fügt van Meerbeck hinzu.

Die Angehörigen dürfen nicht in die Häuser, aber was ist mit dem Personal, das weiterhin Kontakt nach draußen hat? Der AWO-Pressesprecher verweist auf die Erfahrung, die die Mitarbeiter bei der Bewältigung von Infektionskrankheiten haben. Sie seien weder für die Mitarbeiter noch für die Bewohner Neuland.

Kontakt über das Telefon

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Entsprechend seien beide im Umgang darin geschult. Angesichts der konkreten Herausforderungen durch Covid-19 würden einerseits die Schutzmaterialien getragen, die zur Verfügung gestellt werden können, und andererseits die empfohlenen Schutzmaßnahmen des Robert-Koch-Institutes (RKI) in allen Einrichtungen der AWO Seniorendienste Niederrhein gGmbH angewendet. Die Mitarbeiter würden kontinuierlich über Veränderungen der RKI-Empfehlungen informiert und ihnen angeraten, diese Empfehlungen auch für den häuslichen Gebrauch zu nutzen.

Der Kontakt zwischen Bewohnern und Angehörigen laufe über das Telefon, im Falle eines Sterbefalls müsse man schauen, wie man das gestaltet, meint van Meerbeck. Bei der AWO Seniorendienste Niederrhein gGmbH würden nach und nach alle Einrichtungen den Bewohnern und deren Angehörigen die Möglichkeit der digitalen Kommunikation zur Verfügung stellen.

Angehörige sind sehr diszipliniert

Die Verwandten der Bewohner seien sehr diszipliniert, berichtet van Meerbeck. Dafür zolle man ihnen Respekt. Was zurzeit störe sei der „Heilige Bürokratismus“. Man erhalte sehr viele Papiere, ständig gebe es neue Vorgaben. Das belastet. Wertschätzung bedeutet für den Caritasdirektor auch, dass auf das eine oder andere Schreiben verzichtet werde.

Der Caritasdirektor hofft, dass nach der Corona-Krise die Probleme in den Krankenhäusern und Pflegeheimen nicht in Vergessenheit geraten. „Ich wünsche mir, dass die Leute nicht vergessen, was geleistet wurde.“

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