Dinslaken. Filialisten kündigen Mietstopps an, kleine Händler können das nicht. So sind Neutor-Galerie Dinslaken und Sockenladen „Monika T.“ betroffen.

Der von mehreren großen Unternehmen angekündigte Mietzahlungsstopp würde die Neutor-Galerie gleich mehrfach treffen. Mit H&M, C&A, Deichmann und Tedi gehören gleich vier große Mieter des Einkaufszentrums zu denjenigen, die angekündigt haben, die Miete stunden zu wollen.

So reagiert die Neutor-Galerie

Mit Angaben zu einzelnen Mietern der Neutor-Galerie hält sich Marc Hellmich zurück. „Ich kann nichts zu speziellen Mietern sagen,“ sagt der Geschäftsführer des Investors, der Baugesellschaft Hellmich GmbH. Eines stellt Marc Hellmich aber klar: „Die Miete ist natürlich weiter zu zahlen. Wir gehen davon aus, dass sich unsere Mieter daran halten werden.“ Die Neutor-Galerie sei zwar „gut aufgestellt. Aber auch wir haben Verpflichtungen.“ Der Gesetzgeber habe klargestellt, dass er Kleinunternehmen direkt und große mit KfW-Krediten unterstütze. Für eine eigenmächtige Stundung der Miete sehe er keine rechtliche Grundlage.

Bummeln ist wegen Corona in der Neutor-Galerie derzeit nicht vorgesehen. Die Rolltreppen im vorderen Bereich sind abgesperrt.
Bummeln ist wegen Corona in der Neutor-Galerie derzeit nicht vorgesehen. Die Rolltreppen im vorderen Bereich sind abgesperrt. © nrz | aha

Die Miete in der Neutor-Galerie werde in der kommenden Woche fällig. „Wir sind natürlich mit vielen Mietern im Gespräch und beraten diese auch“, sagt Hellmich. Ob entsprechende Schreiben von Ankermietern eingegangen sind, dazu sagt er nichts und auch nichts zur Höhe der dann möglicherweise ausbleibenden Mietzahlungen. Von den 22.000 Quadratmetern Handels- und Dienstleistungsfläche hat H&M etwa 2000, C&A etwa 1300 und Deichmann etwa 600 Quadratmeter gemietet.

Nach der öffentlichen Empörung haben Deichmann und H&M am Montag erklärt, es gehe nicht darum, die Mieten gar nicht zu zahlen, sondern lediglich zu stunden. Dennoch machte Heinrich Deichmann deutlich, dass er Zugeständnisse der Vermieter erwartet. „Wir werden die Vermieter bitten, einen Teil der Mietschäden zu übernehmen.“

So fühlt sich eine Einzelhändlerin in der Krise

Anders als die großen Filialisten kann Monika Tusk nicht einfach die Miete stunden. Die 69-Jährige führt seit fast 25 Jahren das Strumpfmodengeschäft Monika T. in der Neustraße. Sie kennt ihre Kunden, berät sie gerne – und hat auch immer ein offenes Ohr für Sorgen und Nöte.

Auch, wenn sie fürs Foto lacht: Monika Tusk sorgt sich um die Zukunft ihres Strumpfmoden-Geschäfts auf der Dinslakener Neustraße.
Auch, wenn sie fürs Foto lacht: Monika Tusk sorgt sich um die Zukunft ihres Strumpfmoden-Geschäfts auf der Dinslakener Neustraße. © NRZ | aha

3000 Euro Miete werden monatlich für das kleine Ladenlokal fällig. Schon als die Ladenschließungen angekündigt wurde, habe sie die Vermieterin nach einem Mietaufschub gefragt und noch keine Antwort erhalten. Nun wolle sie noch einmal Kontakt aufnehmen. Einfach so die Miete einbehalten? Das würde Monika Tusk nicht einfallen - und als Einzelhändler ist sie auch nicht in der Position dazu. Dabei geht es dem kleinen Lädchen aufgrund der Corona-Krise alles andere als gut. „Die Kosten laufen ja“, sagt Monika Tusk, die deswegen schon nicht mehr schlafen kann.

„Rettet eine Existenz“

„Rettet eine Existenz“, das bat ihre Tochter am Wochenende in den Dinslakener Facebookgruppen und rief dazu auf, Gutscheine zu bestellen. Wie das kleine Geschäft die kommenden Wochen überstehen kann? Monika Tusk weiß es nicht. „Ich bin schon ganz erschöpft vor Anspannung.“ Sie habe alle möglichen Anträge für Fördermittel gestellt und wartet nun auf Antworten - und Geld. So lange packt sie Gutscheine und Socken und wirft sie den Dinslakenern in den Briefkasten, die dem Aufruf ihrer Tochter gefolgt sind.