Voerde. Wo Winston Churchill und Generalfeldmarschall Montgomery vor 75 Jahren anlandeten, darüber gibt es in Mehrum und Spellen verschiedene Ansichten.
Es war die Nacht zum 24. März 1945, als die alliierten Kräfte den Rhein bei Mehrum überquerten. Um genau 2 Uhr stiegen die ersten Truppen in die Boote und machten sich auf ans rechte Ufer. Auf Widerstand der Deutschen stießen sie dabei kaum. 75 Jahre sind seit diesem Tag vergangen. Clinton B. Conger begleitete die Operation Flashpoint (Teil der Operation Plunder) als Korrespondent der „United Press“.
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Er war dabei, als die amerikanischen Soldaten immer weiter vorstießen, den Rhein überquerten und ihren Marsch Richtung Berlin aufnahmen. „Wir begannen mit dem Übergang um 2 Uhr morgens“, berichtete er. „In den Stunden vor dem Übergang waren die deutschen Stellungen dem furchtbarsten Trommelfeuer der Artillerie, das in diesem Weltkrieg je zugange war, ausgesetzt. Die Befestigungen des Feindes wurden zertrümmert. Als wir jedoch über den Rhein fuhren, herrschte eine Todesstille. Nur das leise Plätschern des Wassers gegen die Seiten unseres Bootes konnte gehört werden.“
Nur wenige Bewohner hatten nach dem ersten Granateneinschlag im Dorf ausgeharrt
Bereits um 2.30 Uhr tauchten die ersten Amerikaner in Mehrum auf. Das bestätigen Aussagen der wenigen Dorfbewohner, die noch im kleinen Ort ausgeharrt hatten. Die anderen hatten, so der verstorbene Heimatforscher Willi Hüser, bereits beim ersten Granateneinschlag am 3. März den Ort verlassen. Auch Willi Hüser, damals zwölf Jahre alt, befand sich unter den Flüchtenden. „Beim Artilleriebeschuss zur Vorbereitung des Rheinübergangs gingen damals ein Drittel der Häuser in Flammen auf“, erzählte Hüser vor wenigen Jahren der NRZ. Der Abschnitt von Wesel bis Walsum, also auch der Übergang bei Mehrum, gehörte zur Hauptkampflinie Rhein, so Hüser.
Für die gesamte Operation Plunder waren dem britischen Generalfeldmarschall Bernard Law Montgomery 29 Divisionen und sieben selbstständige Brigaden unterstellt. Hinzu kamen zwei Luftlandedivisionen. In Mehrum angekommen, durchsuchten die amerikanischen Soldaten die Häuser und Höfe des Dorfes. Die wenigen verbliebenen Bewohner sowie die gefangenen deutschen Soldaten wurden abgeführt und per Boot und Lkw nach Rheinberg gebracht. Erst vier Wochen später sollten die Mehrumer wieder nach Hause kommen. Es dauerte nicht lange, dann waren auch die amerikanischen Pioniereinheiten da, die in kurzer Zeit zwei Schiffsbrücken bei Mehrum, eine weitere bei Eppinghoven und eine andere in der Nähe der Walsumer Fähre über den Rhein schlugen.
Nun konnten die Alliierten ungestört Bataillon auf Bataillon und vor allem schwere Panzer in endlosen Kolonnen über den Rhein in den Brückenkopf zwischen Lippe und Emscher heranführen. Von diesen Geschehnissen ist in den Memoiren des Generalfeldmarschalls Montgomery zu lesen. In Götterswickerhamm ließen sich die Amerikaner erst gegen Mittag des 24. März blicken. Elisabeth Zobel-Bernds, damals gerade vier Jahre alt, erinnert sich, an jenem Tag den „ersten Neger“ ihres Lebens gesehen zu haben. „Heute sagt man ja politisch korrekt Afroamerikaner, aber damals...“, erzählt sie.
Der Soldat war recht nett zu dem kleinen blonden Mädchen gewesen, bot ihm ein Stück Schokolade an, wenn es ihm ihren Namen verriet. „Das tat ich nicht“, berichtet Zobel-Bernds. Doch nicht etwa, weil sie stur war, nein, sie hatte als Vierjährige Schwierigkeiten, den Namen Elisabeth richtig auszusprechen. Ob sie die Schokolade trotzdem bekam, daran kann sie sich heute nicht mehr erinnern.
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An einem Ereignis aus Kriegstagen reiben sich auch heute noch, 75 Jahre danach, die Spellener und Mehrumer: Landeten Winston Churchill und Generalfeldmarschall Montgomery nun in Mehrum oder in Spellen? Willi Hüser verortete den Besuch der beiden in Mehrum, Winston Churchill hingegen beschreibt in seinen Memoiren die Situation folgendermaßen: Als er von seinem Stützpunkt, der Gaststätte „Wacht am Rhein“ am linken Rheinufer in Wesel-Büderich, ein anlegendes Infanterieboot erblickt hatte, sei ihm die grandiose Idee gekommen, dem gegenüberliegenden Ufer in Spellen einen Besuch abzustatten.
Eisenhower soll über den Ausflug nicht amüsiert gewesen sein
Er wandte sich damit an Montgomery, der erwiderte: „Warum nicht.“ Churchill sei einen Moment überrascht gewesen, zog einige Erkundigungen ein, dann setzten er und Montgomery mit drei oder vier amerikanischen Generälen und einem halben Dutzend amerikanischer Soldaten über den Rhein. Churchill soll dort bei schönem Wetter und vollkommen unbehelligt eine halbe Stunde herumspaziert sein. Und Premierminister Winston Churchill, Politiker, Soldat und Journalist, ist sich sicher, das war an der Gest bei Spellen. Und er muss es schließlich gewusst haben. Eisenhower soll übrigens nicht gerade amüsiert über diesen Ausflug gewesen sein.