Dinslaken/Voerde/Hünxe. Wir haben Vertreter von Kommunen und Institutionen sowie Bürger aus Dinslaken, Voerde und Hünxe gefragt, ob die neuen Auflagen ausreichen.
Kontaktverbot statt Ausgangssperre - reicht das? Das haben wir Vertreter von Kommunen und Institutionen sowie Leser, Instagram- und Facebook-User gefragt. Hier sind einige Antworten.
Das sagen die Kommunen
Die Gemeinde Hünxe findet die landesweit getroffene Entscheidung, vorerst ein Kontaktverbot und keine Ausgangssperre zu verhängen, richtig. „Es ist gut, dass man immer noch raus kann“, sagt Hauptamtsleiter Klaus Stratenwerth, betont aber auch: „Wir müssen immer gucken, wie sich die Bevölkerung daran hält.“ Weitere Maßnahmen seien auch vom Verhalten jedes Einzelnen abhängig.
Voerdes Bürgermeister Dirk Haarmann hält das Kontaktverbot für eine „praxisgerechte“ und hochvernünftige Maßnahme. „Das ist eine wirksame und angemessene Regelung.“ Die Menschen müssten die Möglichkeit haben, raus zu gehen, sich zu bewegen.
Die Stadt Dinslaken will sich dazu nicht positionieren. „Diese Entscheidung ist alleine auf Basis des Gesundheitsschutzes in Abwägung mit den Grundrechten zu treffen“, so Stadtsprecher Marcel Sturm.
Stimmen aus dem Gesundheitswesen
Nach dem Eindruck von Matthias Ruß, Sprecher des St. Vinzenz-Hospitals, halten sich die Menschen in Dinslaken weitgehend an die Vorschriften. Auf dem Fußweg von daheim ins Hospital sei er kaum Menschen begegnet. „Insofern ist das schon die richtige Maßnahme.“ Dennoch müsse man die weitere Entwicklung abwarten und „von Tag zu Tag entscheiden“. Wichtig sei aber, dass die Regelungen für alle Länder gleich seien.
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„Wenn sich alle an die Regelungen halten, ist das gut so“, findet Angela Heuking, Apothekerin aus Dinslaken. Es komme nun darauf an, dass alle Bürger sich „angemessen und verantwortlich“ verhalten. Nach der ersten Panik zeige sich, dass auch die Kunden in den Apotheken besonnener sind. Es habe sich die Erkenntnis durchgesetzt, dass alle ihre Medikamente bekommen, so Angela Heuking.
Meinungen von Bürgern
„Ich glaube, dass ein generelles Ausgehverbot nicht sein muss, denn dann gäbe es ein Chaos, was auf den Rücken der Ordnungsbehörde bzw. der Polizei ausgetragen würde, weil sich viele nicht daran halten würden“, mailt uns Leser Josef Cussel. Es werde seiner Meinung nach zu wenig für die Hygiene getan – so fassen etwa Supermarkt-Kunden Obst und Gemüse an. Und: „Ich möchte nicht wissen, wie viele Kunden tagtäglich die Einkaufswagen mit bloßen Händen anfassen? Ist mal jemand auf die Idee gekommen, zum Beispiel bei Ankunft oder beim Verlassen im Supermarkt an der Info sich die Hände per Desinfektionsmittel ein zu reiben, wie es in den Krankenhäusern üblich ist? Es gibt viele Dinge, die auch ohne Ausgangssperre mit der Eindämmung von Corona erreichen werden können, man muss nur die richtige Anwendung finden.“
Bei einer Umfrage auf Instagram (www.instagram.com/nrzdinslaken) waren 39 Prozent (168) der Abstimmenden der Meinung, dass ein Kontaktverbot ausreicht, 61 Prozent (265) hielten eine Ausgangssperre für notwendig. Auch auf Facebook zeichnet sich ein ähnliches Bild ab. Die meisten Kommentatoren auf facebook.de/nrzdinslaken sprechen sich für eine Ausgangssperre aus: „Wir kommen um ein Ausgangsverbot nicht herum“, findet etwa Marcel Bassier. „Nur dadurch wird die Kette unterbrochen und die Verbreitung gestoppt. Alles andere würde nur unnötig Zeit verstreichen lassen und im schlimmsten Fall Menschenleben kosten. Daher bleibt zu Hause, es geht uns alle an.“
„Eine Ausgangssperre wäre besser gewesen, denn die meisten sind so uneinsichtig“, schreibt Marion Heinold: „Ich sehe das täglich bei uns im Laden. Familien mit Neugeborenen Kindern oder älter, alle gehen gemeinsam einkaufen. Das ist unverantwortlich.“
„Man hört und sieht es immer wieder, dass es nicht klappt. Das Bundesland mit der höchsten Bevölkerungsdichte und mit der höchsten Anzahl von Infizierten und Toten wird leider von einem Ministerpräsidenten geleitet, der nicht den ‘Mumm’ hat, die letzte Konsequenz zu ziehen,“ findet Bettina Zinke aus Dinslaken: „Er kann sich doch jeden Tag selbst – aus seinem Bürofenster – überzeugen, wie ignorante und egoistische Menschen es sich auf der Rheinuferpromenade ‘gutgehen’ lassen.“
„Lächerlich,“ meint Carolin Walzel: „Es wird so weiter gehen wie bisher. Treffen sich die Leute halt hinter verschlossenen Türen statt draußen auf der Wiese.“
Barbara Meier hingegen findet: „Wir bezeichnen uns als mündige Bürger, wenn wir dann nicht in der Lage sind, ohne Ausgangssperren freiwillig dem Aufruf nachzukommen, dann sind wir von mündig und verantwortungsvoll und solidarisch ganz weit entfernt.“ Sybille Schaal aus Voerde ist froh, dass keine Ausgangssperre verhängt wurde: „Ich finde gut dass man nicht so schnell die Menschenrechte aussetzt. Natürlich wird es, wie fast immer, Menschen geben die sich asozial verhalten.“
Ralf Bühnen (Linke Dinslaken) urteilt: „Ein Schritt in die richtige Richtung. Leider geht es nicht ohne Verordnungen und eventuell Strafen. Solange in Teilen der Bevölkerung noch diese ‘Lieber tot als uncool’ Mentalität vorherrscht geht’s halt nicht anders.“