Dinslaken. Damit Mutter Deniz und Vater Stephan Vollzeit arbeiten gehen können, helfen Freunde und Verwandte fleißig mit. Eine tägliche Herausforderung.

Mutter Deniz, Vater Stephan, Oma Uta, Opa Wolfgang und Tante Tülay – bei Familie Ost packen alle mit an. „Ohne die Hilfe aus unserem Umfeld wäre an Vollbeschäftigung für Deniz und mich überhaupt nicht zu denken“, sagt Stephan. Auch in Zeiten ohne Corona ist es für sie eine tägliche Herausforderung: Arbeitszeiten und Abläufe so aufeinander abzustimmen, dass Tochter Mia zur Schule und ihre zweijährige Schwester Lilly in die Kita gehen können. Eine Aufgabe, die jede Menge Teamarbeit erfordert – und bei der nicht nur die eigene Familie unterstützend zur Seite steht.

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„Wir haben eine Freundin mit einem Kind in Mias Parallelklasse“, erzählt Deniz. „Die hat uns angeboten, dass ich Mia um kurz nach 7 Uhr zu ihr fahren kann.“ So schafft es die Leiterin im Offenen Ganztag an einer Grundschule, Tochter Lilly früh morgens in den Kindergarten zu bringen und trotzdem rechtzeitig auf der Arbeit zu sein. Fällt die Freundin mal aus und keines der Familienmitglieder kann kurzfristig einspringen, gibt Deniz die Achtjährige bei der Frühbetreuung ab.

Kinderbetreuung: Mittwochs ist bei Familie Ost Omatag

Komplizierter wird es jedoch, wenn es am Nachmittag ums Abholen der Kinder geht: „Dienstag, Donnerstag und Freitag ist Mia im Offenen Ganztag“, so Deniz. Während die Zweitklässlerin und ihre Schwester dienstags und freitags von ihrer Mutter abgeholt werden, springe Vater Stephan donnerstags ein. „Wir haben den Tag extra so gelegt, damit ich mehr Zeit für die Kinder habe“, erzählt der kaufmännische Angestellte. An den restlichen Wochentagen sei es für ihn sehr schwierig, Beruf und Kinder unter einen Hut zu bekommen. „Aber spätestens am Wochenende steht dann die Familie im Mittelpunkt.“

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Montags und mittwochs holt Oma Uta ihre Enkel ab. „Ich habe von Anfang an gesagt: Wenn die beiden mal Kinder kriegen, können sie immer mit mir rechnen.“ Als selbständige Tanzlehrerin fange sie ohnehin erst nachmittags an zu arbeiten. Und mittwochs ist frei. „Deshalb ist das auch unser Omatag“, sagt Deniz. Einmal pro Woche übernachten Mia und Lilly bei ihrer Großmutter. „Am nächsten Morgen bringe ich die beiden dann zur Kita und in die Schule“, sagt Uta.

Vater Stephan: "In Dinslaken kann man recht zufrieden sein"

Opa Wolfgang passe im Alltag auf die Kinder auf. „Mein Vater wohnt mit im Haus“, so Stephan. „Er hat im Dachgeschoss eine eigene Wohnung.“ So könne das junge Ehepaar auch mal ab und zu spontan etwas unternehmen. „Das kommt bei einigen unserer Freunde teilweise zu kurz“, sagt Stephan. Auch bei kurzfristigen Absagen oder wenn einer der beiden Elternteile mal länger arbeiten muss, sei auf Wolfgang – ähnlich wie auf Tante Tülay – stets Verlass. Das nehme den Druck von Deniz und Stephan.

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Ohnehin sei die Familie im Vergleich zu Freunden und Bekannten in einer sehr komfortablen Situation. „Wir wohnen und arbeiten alle in Dinslaken“, so Uta. „Wenn einer von uns im Stau steht, handelt es sich maximal um fünf Minuten.“

Auch mit der Kita St. Elisabeth im Düppelpunkt habe die Familie großes Glück. „Wir haben Bekannte in Essen, da ist allein die Suche nach einem Kitaplatz eine ganz große Katastrophe“, erzählt Stephan. „In Dinslaken kann man glaube ich schon recht zufrieden mit dem Angebot sein.“ Zudem sei Lillys Kita bei Abholzeiten und Elternwünschen sehr flexibel und entgegenkommend. „Diese Flexibilität müsste es auch im Offenen Ganztag noch stärker geben“, fordert Deniz.

Vereinbarkeit Familie und Beruf: „Das ist ein ganz weiter Weg“

Bei der Vereinbarkeit von Familie und Beruf sieht Stephan noch jede Menge Nachholbedarf. „Das ist ein ganz weiter Weg.“ Dabei könne es sich heutzutage kaum ein Paar leisten, dass nicht beide Elternteile arbeiten gehen. „Wer kann schon als Alleinernährer eine vierköpfige Familie versorgen?“, so der 32-Jährige.

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Schließlich wolle man den eigenen Kindern alles ermöglichen. „Das fängt ja schon bei den Hobbys an“, sagt Deniz. Mia gehe tanzen, turnen, spiele Tennis und besuche parallel auch noch Englischkurse. Schwester Lilly gehe mit ihrer Tante bereits zum Eltern-Kind-Tanzen. „Und dann kommt auch noch der Urlaub hinzu“, ergänzt Stephan.

Alles Ausgaben, die finanziert werden müssten. „Deswegen bin ich auch der klaren Meinung, dass in einem Wohlfahrtsstaat wie unserem die Bildung und Betreuung der Kinder kostenlos sein müsste“, sagt Stephan. Auch der Erzieherberuf müsste mehr unterstützt werden. „Wenn ich mir nur angucke, wie wichtig die Arbeit der Erzieherinnen und Erzieher für unsere Kinder ist“, so Deniz. Trotzdem sei der Beruf im Vergleich zu anderen Berufen gesellschaftlich nicht besonders hoch angesehen.