Dinslaken. Einige Restaurants in Dinslaken sind geschlossen, viele Händler sind verunsichert. Sie fordern finanzielle Hilfe. So reagiert die Neutor-Galerie.
Die Geschäfte in der Dinslakener Innenstadt sind geöffnet. Noch stehen fast alle Türen offen. Ob das auch am Mittwoch noch so ist, ist auch nach der Bekanntgabe der weiteren Maßnahmen durch das Land wegen der Corona-Pandemie am Mittag nicht klar. Die Händler sind verunsichert. Sie warten auf den Erlass des Landes und dessen Umsetzung durch die Stadt Dinslaken. Der Erlass hat die Stadt aber noch nicht erreicht. Auch der Einzelhandelsverband Niederrhein wusste die Lage nicht zu bewerten. Klarheit gibt es schon in Bezug auf die Restaurants: Sie müssen vorerst um 15 Uhr schließen. In Dinslaken haben einige den Betrieb schon komplett eingestellt.
So geht es mit den Restaurants weiter
Das Restaurant „Zorbas“ hat schon am Montagabend angekündigt, ab Dienstag komplett zu schließen. „Wir haben seit unserer Gründung 1980 erst ab 17.30 Uhr geöffnet. Für uns kommt das Mittagsgeschäft leider nicht in Frage“, so Vasilis Kremmidas. Auch „Chrissis Kostbar“ ist am Dienstag bereits geschlossen. „Nach reiflicher Überlegung und schweren Herzens“ haben sich die Inhaberinnen dazu entschlossen, informiert ein Zettel an der Tür. Die Kaffeebar „Barese“ und Die Gaststätte Maaß haben vorsichtshalber ebenfalls vorläufig dicht gemacht.
Während andere schließen, packen Maik und Kerstin Zimmermann vom Restaurant „KM800“ vormittags richtig an. Sie stellen Tische und Stühle nach draußen. Hier gibt es nun Mittagstisch. Und abends? Es gebe noch keine Anweisung, zu schließen, sagt der Chef vormittags. Nachmittags ist er auf 180. Vor drei Monaten habe das Restaurant geöffnet, 19 Leute wurden eingestellt. „Wie soll ich die mit einem Mittagstisch von 12 bis 15 Uhr bezahlen?“. Er fordert schnelle und unbürokratische Hilfe. „Das Geld muss sofort fließen“, sagt Maik Zimmermann und ruft alle Gastronomen am Mittwoch zum Protest vor dem Rathaus auf.
„Det’s Burger“ gegenüber vom „KM 800“ bleibt bis 15 Uhr geöffnet – und hat für die Zeit danach am Dienstag spontan einen Lieferservice eingerichtet. „Wir versuchen immer noch das Beste aus dieser f*** Corona-Situation zu machen“, schreibt Detlef Pauls auf der Facebookseite des Restaurants.
Neutor-Galerie stellt das WLAN ab
Die Neutor-Galerie bleibe erst einmal geöffnet. bis der Erlass vorliege, sagt Marc Hellmich vom Investor Unternehmensgruppe Hellmich. In den Gastronomiebetrieben in der Galerie habe man die Tische auseinandergerückt um die gebotenen Mindestabstände einzuhalten, ein Teil des Sitzmobiliars in der Mall wurde abgebaut. Zudem achte das Wachpersonal darauf, dass sich im Einkaufszentrum keine Menschengruppen bilden, so Marc Hellmich. Auch das WLAN in der Galerie werde abgeschaltet. Sollte der Erlass eine Schließung der Geschäfte vorsehen, seien davon einige Geschäfte des täglichen Bedarfs in der Galerie nicht betroffen: Netto, dm, Friseure, Restaurant. „Die werden sicherlich offen bleiben können“, so Hellmich – „aber eben nicht zum Bummeln oder Shoppen sondern zur Deckung des täglichen Bedarfs.“
Händler haben Existenzangst
Nur wenige Geschäfte haben schon am Dienstag dicht: Die Boutique „Julia“ am Neutor etwa. Aus Solidarität, heißt es auf einem Zettel im Fenster, und weil alle Händler dazu aufgefordert wurden. Viele andere Händler sind unsicher. Sie möchten vor Erscheinen des Erlasses den Laden nicht schließen, fürchten, die in Aussicht gestellten finanziellen Hilfen sonst nicht zu bekommen. Wie und wann diese fließen sollen, das fragen sich viele. Länger als acht Wochen Schließung könne er nicht durchhalten, sagt ein Händler in der Dinslakener Innenstadt, der seinen Namen nicht in der Zeitung lesen möchte. Die Miete werde weiter abgebucht. In dieser Woche werde noch Ware geliefert, die müsse er annehmen – wissend, dass er sie wahrscheinlich nicht verkaufen könne. Höchstens nach der Krise. Dann aber mit so fetten Rabatten, dass er auf den Kosten sitzen bleibe. Ab Mittwoch müsse er wohl Kurzarbeit anordnen, falls die Geschäfte schließen müssten.
Kaum jemand kommt ins Geschäft
Bettina Stöfken, Verkäuferin bei „La Vedera“, wusste Dienstag früh nicht so recht, ob sie öffnen soll und hat beim Chef nachgefragt. Zwar seien Passanten in der Stadt – aber in den Laden komme kaum jemand. Deko sei nicht das, was die Leute derzeit kaufen.
Laura Böninger von „La Chambre Belle“ schaut vormittags im Geschäft auf ihren PC-Bildschirm. Sie sucht nach konkreten Informationen. Die Ansage der Kanzlerin sei etwas vage gewesen. „Wann soll man schließen, wie lange soll man schließen?“ Diese Fragen seien offen geblieben. Wie viele Wochen sie ohne Umsatz durchhalten kann? Darüber möchte sie lieber nicht nachdenken. Entscheidend sei: Wie verhalten sich die Kunden, wenn die Läden – wann auch immer – wieder öffnen: „Hoffentlich zeigen sie sich dann so solidarisch wie sie es im Moment im Umgang mit anderen sind und kaufen in den Innenstädten.“ Einen Online-Handel hat „La Chambre Belle“ nicht. Für den Fall der Schließung will Laura Böninger ihre Waren fotografieren, auf ihrer Facebookseite einstellen und bei Bedarf persönlich ausliefern.
Bei „Liberty“ bereitet sich die Angestellte schon auf die Schließung vor. Ab Mittwoch seien alle Filialen dicht. Wie es dann weitergeht? Sie ist ratlos.
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Höhere Nachfrage nach Kartoffeln auf dem Wochenmarkt
Der Wochenmarkt in der Altstadt war am Dienstag genau so gut besucht wie sonst auch. Allerdings kamen die Kunden eher als sonst, berichtet Vera Ringelberg. Sie hat sich auf Unterwäsche für ältere Menschen spezialisiert, die Nachfrage sei derzeit gerade in Seniorenheimen und Krankenhäusern hoch. Bei Bedarf bringt sie die Ware auch zu den Kunden, sagt sie mit Blick auf Corona. Ein ebenso begehrtes Gut: Kartoffeln. Die kann man einlagern – und waren deswegen am Dienstag früh auf dem Markt der Renner, sagt Händler Volker Scholten.
Auf dem großen Spielplatz in der Altstadt sind am Dienstagmittag nur wenige Kinder zu sehen. Ein älteres Ehepaar sitzt mit einem Kinderwagen wenige Meter weiter auf einer Bank. Weil sich viele Eltern im Land nicht an die Empfehlung halten, die Sozialkontakte von Kindern einzuschränken, hat das Land die Schließung aller Spiel- und Bolzplätze angeordnet. Umsetzen muss die jeweilige Kommune die Maßnahme – wenn der Erlass da ist.
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