Dinslaken. Beim politischen Aschermittwoch der CDU Dinslaken hielt Kabarettist Jens Neutag ein Plädoyer für die Demokratie und entlarvte die Populisten.
An Aschermittwoch trauern die Karnevalisten, hauen Politiker rhetorisch auf die Pauke. Zu einem politischen Aschermittwoch hat auch die CDU Dinslaken eingeladen. Hier schwangen aber nicht Politiker das Wort, sondern die Bühne des Ledigenheims gehörte vor rund 200 Gästen dem Kabarettisten Jens Neutag. Und er hielt allen den Spiegel vorhält, entlarvte schonungslos, was in der Republik falsch läuft. Dabei hat er auch keine Rücksicht auf die CDU genommen, nicht auf Bundeskanzlerin Angela Merkel und andere hochrangige Politiker. Und bekommt dafür immer wieder Applaus. In seinem aktuellen Programm „Volldampf“ schreibt er den anwesenden Politikern, und denjenigen, die es vielleicht werden wollen, einen wichtigen Grundsatz ins Stammbuch.
Schreihälse nicht an die Macht lassen
Rainer Hagenkötter, Vorsitzender des CDU Stadtverbandes, hält keine lange Rede, seine Begrüßung ist kurz, und schon gehört Jens Neutag die Bühne. Er pendelt zwischen seiner Heimatstadt Stadtkirchen und der großen Politik, entlarvt Trump und Erdogan, entlarvt die hohlen Parolen der AfD. Die „Schreihälse“ dürfen nicht an die Macht kommen. Denn jedes Kind lernt schon: Wer schreit hat unrecht.
Neutag pendelt zwischen den nationalen und internationalen Machtzentrem und seinem Heimatort Stadtkirchen. So ist aus seiner Sicht die Bezeichnung „Jamaika-Konstellation“ unpassend gewesen. Man müsse nur an die beteiligten Politiker Merkel, Lindner und Hofreiter denken. Mit Sonne, Strand und Meer hätten sie wenig zu tun, so Neutag.
Vom Neuling zum Bürgermeister
Er spiegelte mit viel Temperament und geschliffener Rhetorik die Abläufe in Berlin mit der Bürgermeisterwahl in seiner Heimatstadt. Weil er seinem Kumpel Frank, der eine Partei gegründet hat, noch etwas schuldig ist, wird er Kandidat. Der Amtsinhaber gehört der CDU an, ist mit der Kandidatin der SPD erst liniert und dann verheiratet. Neutag zeigte auf, wie Wahlkampf funktioniert, wie es gelingen kann, dass ein Neuling gewählt wird. Aber lange hält er sich nicht, denn die Strippen ziehen andere, die lokalen Wirtschaftsbosse mischen mit. Und daran scheitert schließlich der neue Bürgermeister.
Demokratie ist keine Servicedienstleistung
Davon sollte man sich aber nicht abhalten lassen. Jens Neutag hielt ein Plädoyer auf die Demokratie. Jüngere denken nur noch in Projekten, Demokratie werde als Servicedienstleistung angenommen, die man sich durch die Steuer erkauft habe. Und man wechselt den Anbieter, sobald ein neuer Einsteigertarif angeboten werde. Nicht als Bürger, sondern als Kunde sehen sich die Leute. Es sei so, weil der Kunde ja König ist. Ein Irrtum, betonte Neutag, der fatale Konsequenzen haben könnte. Der Kunde könnte nämlich auf ein „Upgrade“ hereinfallen, auf einfache Antworten. Darauf zielen die Populisten ab.
Die Demokratie müsse verteidigt werden. Sie sei keine Option, sie müsse gelebt werden. Es sei mit der Demokratie wie mit der Gesundheit. Sie werden als Selbstverständlichkeit hingenommen. Aber wenn sie weg ist, weißt man, was man daran hatte.