Dinslaken. Das Rathaus ist bis Aschermittwoch in Narrenhand. Beim Rathaussturm mussten die Möhnen rund um Prinzessin Sandra in die Wendler-Prüfung.

Wenn es um seinen Amtssitz geht, arbeitet Bürgermeister Michael Heidinger mit allen Mitteln. Dass er vor Altweiber ein eigenes Sicherheitsteam aufstellt, die Dittgen-Steige absperren und die Burg verrammeln lässt – geschenkt! Aber Michael Wendler singen! Um überhaupt in die Nähe des Burgtors zu gelangen! Da hört für die jecken Weiber rund um Stadtlieblichkeit Sandra I fast der Spaß auf. „Ohren zu!“ – ist schließlich das Kommando der Stadtprinzessin. Und dann gibt es kein Halten mehr.

Rathaus Dinslaken hat an Altweiber einen Sicherheitschef

Einen eigenen Einsatzplan hat Heidinger seinen Sicherheitschef Holger Mrosek (ansonsten zuständig für Sozial- und Jugendhilfeplanung) erstellen lassen. Mit Schützen und vier Stationen, an denen die Möhnen doch einfach scheitern müssen! Diesmal, zeigt sich das Stadtoberhaupt beim letzten Check der Festung überzeugt, diesmaö würden sie das Rathaus halten.

Da ist der Bürgermeisterschlips ab.
Da ist der Bürgermeisterschlips ab. © FUNKE Foto Services | Heiko Kempken

„Das ist ja auch ein echtes Kleinod“, sagt der Hausherr stolz und weist um sich. Und überhaupt: Dinslaken investiere gerade fünf Millionen in die Sanierung der historischen Mauern – da werde er diese doch wohl kaum den heranstürmenden Jecken überlassen, erklärt Heidinger noch, während vor den Toren das Stadtprinzenpaar Sandra I und Basti I im Bus voller Narren vorfährt.

Klüger als die Dinslakener Verwaltung erlaubt

Damit ist die Damenriege komplett: Und natürlich balancieren Stadtlieblichkeit Sandra I, Kinderprinzessin Sarah I und KG Rot Gold-Prinzessin Karo I mitsamt Möhnen und männlicher Gefolgschaft spielend Konfetti auf Löffelchen über Hürden in einen Becher, pieksen Ballons mit Büroklammern. „Die sind klug“, warnt Mrosek den Burgherrn übers Walkie Talkie und empfiehlt, die Sache mit der Bildungsförderung für Mädchen künftig in Frage zu stellen.

Wie das so ist bei einer Verwaltung: Wer etwas von ihr möchte, muss das schriftlich bekunden. Einen „Antrag auf Genehmigung zur Erstürmung einer Burg“ breitet der Sicherheitschef auf dem Tisch aus. Die Damen mögen bitteschön Angaben zu Person und Anliegen, zur exakten (!) Anzahl der am Sturm beteiligten Personen machen, eine Skizze und „zum Nachweis der Sachkunde“ Lippenstift, Bibel, Schnaps oder Kamelle zufügen. Auch das: kein Problem.

Wendlers „Sie liebt den DJ“ - da wackelt die Burg

Aber was, bitteschön, schallt das aus der Karaoke-Maschine? Michael Wendlers Hit „Sie liebt den DJ“! Die Möhnen singen gezwungenermaßen mit – und nach dieser letzten Prüfung wackelt die Burg und die Jecken stürmen sind im Innenhof, wo alle Prinzessinnen ein Stück Bürgermeisterschlips erobern – und am Ende auch den Rathausschlüssel. „Wir haben diese Burg nicht kampflos preis gegeben“, lobt Heidinger noch seine Verwaltung, die doch „nur Euer Bestes im Sinn hat: nämlich Euer Geld!“

Unüberwindbare Hürde? Von wegen!
Unüberwindbare Hürde? Von wegen! © FUNKE Foto Services | Heiko Kempken

Und kaum schwindet die Macht des Bürgermeisters, treibt sich nicht nur eine Horde offenbar aus dem Burgkeller befreiter Knackis im Innenhof herum – sondern es offenbart sich eine Lücke in Mroseks strategischer Planung: Er hat doch wahrhaftig Fluchtwege aus dem Rathaus eingezeichnet!

Altweiberparty in Dinslaken: 2000 Jecken schunkeln zu Mickie Krause

Die Fluchtrichtung: Altmarkt! Dort steigt bis in den späten Nachmittag die Altweiberparty. Als Stargast Mickie Krause die Bühne betritt, ist der Markt rappelvoll. 2000 Jecke schunkeln und singen zu Hits wie „Mich hat ein Engel geküsst“. „Dinslaken, das ist zu leise!“ ruft der Sänger ins Mikro - und für Mickies Handy-Video gibt das Partyvolk noch einmal alles.

Friedlich sei die Stimmung, sagt Jens Kim von der Din-Event am Rand der Bühne. Auch das Flaschenverbot sei angenommen worden. Viele haben erst gar kein Glas mitgebracht – oder leeren die Vorräte direkt vor der Absperrung. Gerade einmal zu einem Viertel voll ist die Glas-Mülltonne an der Absperrung in der Rittergasse gegen Ende der Veranstaltung, als Mickie Krause auf der Bühne schon die zweite Zugabe singt.

Schlüsselübergabe: Bis Aschermittwoch haben die Jecken die Macht im Dinslakener Rathaus.
Schlüsselübergabe: Bis Aschermittwoch haben die Jecken die Macht im Dinslakener Rathaus. © FUNKE Foto Services | Heiko Kempken

Altweiberparty: Polizei verhindert Alkoholfahrten

Dass kein Narr angetüddelt ins Auto steigt, darauf achtet Egbert Doernemann, Leiter der Dinslakener Polizeiwache, auf der Althoffstraße. Zum Glück gebe es immer weniger Alkoholfahrten rund um Karneval, und auch die Anzahl der völlig alkoholisierten Jugendlichen nehme nach seinem Empfinden ab.

Wenn das hoffentlich so bleibt, steht fröhlichen tollen Tagen unter der Regentschaft von Sandra I. und Basti I. nichts mehr im Wege.

Dinslaken: So geht es am Karnevalswochenende weiter

Am Nelkensamstag findet der Zug der KKG Wehofen statt. Er startet am Samstag, 15.11 Uhr. Ab 14.11 Uhr gibt es schon Programm am Kultur- und Freizeitzentrum.

Am Sonntag, 11.11 Uhr, startet der Tulpensonntagszug des Voerder Karnevalsvereins durch die Voerder Innenstadt. 40 Wagen, Fußgruppen und Musikzüge sorgen für Stimmung. Die Strecke: Bahnhofstraße, Im Osterfeld, Teichacker, Friedrichsfelder Straße, Dinslakener Straße, Steinstraße, Bahnhofstraße.