Dinslaken. Schäfer und Tierschützer tauschten sich bei der Veranstaltung zum Wolf aus. Einigkeit bestand darin, dass die Politik nicht richtig reagiert hat.

Zu Beginn der Veranstaltung wird eine Stelle aus der Bibel zitiert. Dort heißt es, Wolf und Lamm weiden zusammen. In der Realität ist es aber anders. Seit zwei Jahren reißt die Wölfin Gloria immer wieder Schafe, überwindet sogar Zäune. Gegen Ende des vergangenen Jahres häuften sich die Fälle und der betroffene Schäfer beantragte die Entnahme der Wölfin. Zurzeit prüfen die Behörden den Antrag.

Diese Entwicklung war für Regisseur Adnan G. Köse der Anlass, erneut zu einer Podiumsdiskussion einzuladen. Und auf dem Podium in den Saal der Kirchengemeinde Heilig-Geist waren beide Seiten vertreten. Schäfer und Tierschützer hatten die Gelegenheit, aus ihrer Sicht Stellung zum Wolf zu nehmen.

Schäfer berichteten

Im Verlauf des Abends war zu merken, dass schon Gespräche stattgefunden, sich Schäfer und Wolfsschützer ausgetauscht haben. Aber noch sind die vorhandenen Gräben nicht ganz zugeschüttet worden. Gerade weil es aktuell um die Frage geht, ob Gloria erschossen werden soll oder nicht. Der Abend zeigte auch, dass sich nicht nur Schäfer und Tierschützer bewegen müssen.

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Der Wolfsexperte Jos de Bruin sagte, dass die Wölfin Gloria gelernt habe, sie überwinde nun selbst 1,2 Meter hohe Zäune. In anderen Wolfsgebieten würden 90 Zentimeter hohe Zäune ausreichen, um Schafherden zu schützen. Schäfer wie Florian Preis und Maik Dünow berichteten davon, welche Anstrengungen sie bislang unternommen haben, um ihre Herden zu schützen. Preis hat sich Hütehunde angeschafft, Dünow auch, zudem schützt er seine Tiere mit Zäunen. Aber reicht es aus, um den Wolf von der Herde fern zu halten?

Kritika an den Nabu und an Tierschützer

Es wurde auch deutlich, dass noch Dissonanzen vorhanden sind. Dem Nabu, vertreten durch Peter Malzbender, wurde angekreidet, dass er Patenschaften für den Wolf angeboten habe. Warum der Umweltverband nicht Patenschaften für Hütehunde anbietet, wurde gefragt. Denn die Anschaffung und der Einsatz dieser Hunde ist nicht billig, wie die Schäfer berichteten. Tierschützer wurden dafür kritisiert, dass sie ohne Erlaubnis Zäune kontrollierten, dazu auch Privatgrundstücke betreten.

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Von einigen werden Zäune und Hütehunde als sicherer Schutz vor dem Wolf angesehen. Aber nicht jeder Schafhalter kann hohe Zäune anbringen, kann und will sich Hunde anschaffen. Zum Beispiel Kleintierhalter, dazu zählt auch jemand der bis zu 150 Tieren hält. Solche Halter könnten keine Hütehunde anschaffen, zumal nicht immer alle Tiere auf einer Weide sind, hieß während der Diskussionsrunde. Bei noch kleineren Herden sei es nicht möglich. Die Hunde kosten Geld, in der Anschaffung und im Unterhalt. Man müsse sich täglich um sie kümmern. Schäfer Mai Dünow betonte, dass Hütehunde nicht für jeden Betrieb die Lösung seien.

Politik versäumte es, rechtzeitig zu handeln

Einig waren sich Schäfer und Tierschützer in einer Sache: Es sei lange bekannt, dass sich auch in Nordrhein-Westfalen Wölfe niederlassen würden. Aber von Seiten der Politik seit es versäumt worden, rechtzeitig Maßnahmen auf den Weg zu bringen. Und was unternommen wurde, reiche nicht aus, um mit der jetzigen Situation fertig zu werden.

Adnan G. Köse, der die Veranstaltung moderierte, appellierte, nicht mitzumachen bei der Hetze im Netz.

Regisseur Adnan G. Köse moderierte die Podiumsdiskussion im Pfarrsaal der Kirchengemeinde Heilig-Geist.
Regisseur Adnan G. Köse moderierte die Podiumsdiskussion im Pfarrsaal der Kirchengemeinde Heilig-Geist. © FUNKE Foto Services | Markus Joosten

Er betonte, dass Kompromisse von Nöten seien und es sei eine gute Idee, einen Verein zur Unterstützung der Schäfer zu gründen.

Was er nicht möchte, sagte er auch deutlich: Es dürfe nicht gesagt werden, weil dieser Wolf anders ist, muss er erschossen werden. Und eines wurde auch klar an diesem Abend: Wenn Gloria entnommen wird, kommt ein anderer Wolf an den Niederrhein.