Dinslaken. Dinslakenerin Sabrina W. ist seit 2009 bei der Bundeswehr. Der Aufenthalt in dem westafrikanischen Land ist nicht ihr erster Auslandseinsatz.
Seit über zehn Jahren ist sie bei der Bundeswehr, hat ein Studium und eine Ausbildung zum IT-Offizier in der Fernmeldetruppe absolviert. Hauptmann Sabrina W. ist 30 Jahre alt, geboren und aufgewachsen in Dinslaken. Seit November 2019 ist sie mit der Bundeswehr in Mali. Bei der Europäischen Trainingsmission in Mali (EUTM) ist sie verantwortlich für die Informationssicherheit, sowie die reibungslose An- und Verbindung innerhalb des Einsatzes und nach Deutschland. Für die NRZ erläutert sie, warum sie zur Bundeswehr gegangen ist, wie sie sich auf den Auslandseinsatz vorbereitet und welche Aufgabe sie in Mali hat.
Seit wann ist Sie bei der Bundeswehr? Warum ist sie zur Bundeswehr gegangen?
Ich habe mich im Jahr 2009 für die Bundeswehr entschieden. Ich wollte schon immer einen Job mit einer gewissen Vielfalt und eben nicht nur die reine Büroarbeit ausüben. Als Offizier bei der Bundeswehr ist mein Berufsalltag abwechslungsreich. In meiner bisherigen Karriere habe ich in den unterschiedlichsten Verwendungen immer wieder Neues und vor allem neue Menschen kennengelernt. Es ist eine herausfordernde Aufgabe, die mir viel Freude bereitet.
Ist es Ihr erster Auslandseinsatz?
Für mich ist das nicht der erste Auslandseinsatz. Ich habe bereits Einsatzerfahrung im Rahmen der Mission Resolute Support von März bis August 2018 in Afghanistan sammeln können. Die Europäische Trainingsmission in Mali ist dementsprechend mein zweiter Einsatz.
Was reizt Sie an der Aufgabe in einem fremden Land?
Die Arbeitsweise hier im Einsatz ist eine ganz andere, als in Deutschland. Man lebt hier 24 Stunden, sieben Tage die Woche mit seinen Kameraden auf engstem Raum zusammen. Dadurch lernt man sich auch privat sehr gut kennen und verstehen. Man unterstützt sich untereinander und arbeitet konstruktiv. Natürlich ist man da auch mal nicht einer Meinung, aber am Ende des Tages trinkt man zusammen eine Cola und die Differenzen sind vom Tisch.
Es macht mich stolz, dass ich hier in Mali mit so motivierten, jungen Kameraden in meiner Abteilung tagtäglich meinen Dienst leisten darf. Eine positive Grundstimmung untereinander erleichtert jedem von uns die Trennung von zu Hause. Wir sind wie eine kleine Familie und begegnen uns immer auf Augenhöhe. Zudem sammelt man Erfahrungen, von denen man auch in Deutschland profitiert.
Dazu gehört auch das Führen von Soldaten im Einsatz, was im Zweifel auch in Extremsituationen sein kann. Auch wenn die Sicherheitslage bei uns stabil ist, sollte man immer für alle Eventualitäten vorbereitet sein und das sind wir. Gerade bei einer Trainingsmission sieht man die Erfolge seiner Arbeit und zwar immer dann, wenn die Ausbildung der malischen Streitkräfte reibungslos klappt. Man lernt zu improvisieren, mit dem was man hier zur Verfügung hat zu leben und zu arbeiten.
Wie hat Ihre Familie reagiert, als feststand, dass Sie in Mali eingesetzt werden?
Meine Familie war dieses Mal deutlich entspannter. Die Reaktionen auf oder vor meinem ersten Auslandseinsatz in Afghanistan waren da schon etwas anders. Natürlich wäre ich jetzt lieber bei ihnen in der Heimat und hätte dort auch am Liebsten Weihnachten und Silvester verbracht. Dadurch, dass es bereits mein zweiter Einsatz ist, ist es in gewisser Weise schon „Gewohnheit“. Wir stehen mehrmals in Woche in Kontakt und tauschen uns aus. Das funktioniert hier sehr, sehr gut.
Wie haben Sie sich auf den Einsatz in Mali vorbereitet?
Ich habe, wie jeder Soldat auch, die klassische Einsatzvorbereitung durchlaufen. Das beinhaltet mehrere Lehrgänge an den unterschiedlichsten Standorten in Deutschland.
Dazu gehört beispielsweise die einsatzlandunspezifische Ausbildung.
Hier werden den Soldaten Grundlagen für den Auslandseinsatz vermittelt. Anschließend folgte die einsatzlandspezifische Ausbildung. Hier geht es speziell um Mali: Kultur, Land und Leute, Sicherheitslage und Gefahren. Dazu kommen noch weitere fachspezifische Lehrgänge, um den Anforderungen meines Dienstpostens im Einsatz gerecht werden zu können. Ich wusste bereits vor einem Jahr, dass ich in den Auslandseinsatz nach Mali gehe.
Wie sieht ein Tag aus, welche Aufgaben haben Sie in Mali zu erfüllen?
Mein Tag hier in Mali beginnt in der Regel um halb acht am Morgen und endet um 18 Uhr. Bei uns gibt es aber den täglichen, planbaren Tagesablauf nicht. In meiner Abteilung sind wir zu siebt und das Arbeiten ist reaktiver Natur.
Wenn es also Verbindungsprobleme gibt, dann ist es unsere Aufgabe diese zu beheben. Daher sind wir in gewisser Weise 24 Stunden, sieben Tage in der Woche in Rufbereitschaft. Bei der Europäischen Trainingsmission in Mali bin ich dafür verantwortlich, dass die Führungsfähigkeit gewährleistet wird. Das beinhaltet: Informationssicherheit, An- und Verbindung innerhalb des Einsatzes und nach Deutschland gewährleisten, sowie die Betreuung der dazugehörigen Außenstandorte. Deshalb bin ich auch regelmäßig außerhalb des Koulikoro Training Centers unterwegs, beispielsweise in Bamako.
Neben meiner eigentlichen Tätigkeit bin ich regelmäßig auf der nahe gelegenen Schießbahn und übernehme dort verschiedene Leitungsfunktionen. Vor allem der regelmäßige Sport mit meinen Kameraden bietet mir eine gelungene Abwechslung vom Dienstalltag. Besonders in der Gruppe motiviert mich das ungemein.
Wie stehen Sie mit Ihrer Familie in Kontakt?
Der Kontakt nach Hause funktioniert sehr, sehr gut. Wir können über die Betreuungskommunikation jederzeit nach Hause telefonieren – sogar mittels Videotelefonie. Mehrmals in der Woche kann ich dadurch meine Familie sprechen und sogar sehen. Ansonsten kommuniziere ich hier mit den üblichen Messangerdiensten, wie auch in Deutschland. Dadurch bleibt man auch zu Hause, in Deutschland, jederzeit auf dem neusten Stand. Aber auch über die Feldpost können wir Karten, Briefe und Pakete in die Heimat versenden oder empfangen.
Wie lange werden Sie noch in Mali bleiben?
Mein Einsatz hier bei der Europäischen Trainingsmission endet voraussichtlich Mitte oder Ende April. Danach ist erstmal Ski-Urlaub im österreichischen Ischgl angesagt, bei einem guten und kühlen Bier. Der Temperatursturz wird für mich bestimmt eine Herausforderung, immerhin haben wir hier in Mali täglich über 35 Grad, obwohl hier Winter ist.
Nach dem Urlaub wartet eine neue, spannende Aufgabe auf mich. Ich leiste in Zukunft meinen Dienst in baden-württembergischen Hardheim in der Stabs- und Führungsunterstützungskompanie des Special Operations Component Command.
Die Fragen stellte Michael Turek