Dinslaken. Im Geburtshaus Mandala findet man: Dieser Job ist etwas Besonderes. Leider ist die Kapazität erschöpft. Kolleginnen werden gesucht – dringend.
Er sei für sie der schönste Beruf der Welt – darüber sind sich Karla Bergmann, Birte Peuler, Johanna Weinem, Evelyn Klingels und Anne-Kathrin Hinz einig. Die fünf Frauen sind Kolleginnen in der Hebammenpraxis Mandala, in der es sieben freiberufliche Hebammen gibt. „Wir würden uns über weiteren Zuwachs an Kolleginnen freuen“, sagt Birte Peuler. Denn die Kapazitäten der Hebammen sind erschöpft, erst im September könnten sie neue Schwangere aufnehmen.
Das geht nicht nur ihnen so. Auch der Einsatz der Familienhebamme der Stadt Dinslaken wurde zum Jahresanfang um zehn Stunden auf 32 Arbeitsstunden in der Woche erhöht. Die Erfahrungen in den vergangenen Jahren hatte der Verwaltung gezeigt, dass das Stundenkontingent bei weitem nicht ausreichte. Auch hier beträgt die Vorlaufzeit der Betreuung bis zu sechs Monaten. „Eine Beratung von schwangeren Frauen kann ich nicht auf zehn Minuten beschränken“, erklärt Anne-Kathrin Hinz. „Wir begleiten die Frauen, wenn gewünscht über die gesamte Zeit der Schwangerschaft bis drei Monate nach der Geburt.“
Unterschied zwischen freiberuflichen Hebammen und Hebammen im Krankenhaus
Zur Betreuung gehöre die Vorsorge, Hilfe bei Beschwerden, Informationen rund um die Schwangerschaft und Geburt, Säuglingspflegekurse, Fitnesskurse, geburtsvorbereitende Massagen, energetische Behandlungen und vieles mehr. Als freiberufliche Hebamme arbeite man anders als im Krankenhaus, erzählt Birte Peuler. Sie kennt beide Seiten. Im Hospital kenne man die Schwangere oftmals nicht, begleite sie lediglich im Kreißsaal. „Und da kann es schon mal hochhergehen, so dass ich mich nicht um nur eine Frau kümmern kann.“
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Eine freie Hebammen hingegen würde ihre „Schwangere“ auf Wunsch auch in den Kreißsaal begleiten. „Für uns ist es ein Privileg, Frauen in dieser besonderen Lebensphase begleiten zu dürfen“, berichtet Johanna Weinem. Das Wunder, einem Kind auf die Welt zu helfen, ergreift sie wohl alle immer wieder. Um die 100 schwangere Frauen begleiten die Hebammen des Geburtshauses Mandala pro Jahr, zwischen 25 und 30 Prozent davon wünschen sich eine Geburt im Geburtshaus oder daheim, alle anderen Frauen wählten ein Krankenhaus. Außerklinische Geburten können übrigens ohne einen Arzt vorgenommen werden, doch kein Arzt darf einem Kind ohne Hebamme auf die Welt helfen. Dennoch würden Hebammen eher mit Krankenschwestern als mit Ärzten gleichgesetzt.
Studium ist mittlerweile ein Muss
Dies könnte sich mit dem zur Pflicht werdenden Hochschulstudium ändern. Benötigte man früher kein Abitur für eine Hebammenschule, ist jetzt gar ein Studium vorgeschrieben. Auch in der Vergangenheit hätten die meisten Hebammen ein Abitur vorzuweisen, sagt Birte Peuler.
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Doch wissenschaftliches Arbeiten hätten sie nie gelernt, die Anforderungen mit Qualitätsmanagement, dem Erstellen von Masterplänen, das Strukturieren der Arbeiten und das Kenntlichmachen von Abläufen für Menschen außerhalb ihres Berufsstandes, seien nicht einfach zu bewältigen. Dies könne sich mit dem Studium mit Bachelorabschluss, wie es in anderen EU-Ländern längst Alltag ist, ändern. Dass Frauen dadurch abgeschreckt würden – die Hebammen vermuten eher das Gegenteil.
Schwangere abweisen zu müssen tut weh
Warum aber gibt es dann zu wenige von ihnen? „Viele Frauen arbeiten in Teilzeit“, erklärt Karla Bergmann. Wieder andere schreckt die stressige Arbeit und der Schichtdienst im Krankenhaus ab, sie arbeiteten erst gar nicht in ihrem Beruf. „Dabei kann man Familie und Beruf gerade als Hebamme perfekt unter einen Hut bringen, vor allem auf freiberuflicher Ebene“, so Hinz. Und die viel beschriebene hohe Haftpflichtversicherung – die fünf Hebammen winken ab. Für die Krankenkassen sei eine Geburt pro Quartal und Hebamme verpflichtend, erfülle eine Hebamme die Bedingungen, dann erhalte sie einen Zuschlag von den Kassen. Zwar müssten sie in Vorauszahlung treten, bekomme aber einen Teil der Kosten wieder erstattet.
„Uns stört eher, dass wir Schwangere abweisen müssen. Das tut weh, denn es gibt nichts Schöneres als ein positives Feedback der von uns betreuten Frauen. Bei den Wochenbettbesuchen die glückliche Familie zu sehen, die strahlenden Augen der Eltern und das Baby, das wir auf die Welt halfen, es gibt nichts Schöneres“, so Hinz. Auch darin sind sich die fünf Hebammen einig.