Dinslaken/Oberhausen. Bilanz im Friedensdorf: Kostenlose Einzelfallbetreuungen in Krankenhäusern für Kinder aus Krisengebieten werden weniger. Rehazentrum ist im Bau.
Stabile Spendenlage, stabil laufende Projekte, aber weniger Einzelfallbetreuung – so lautet die Bilanz des Friedensdorfes. Bei ihrer ersten Jahres-Pressekonferenz als Leiter des Friedensdorfes machten Kevin Dahlbruch und Birgit Stifter deutlich, dass es immer schwieriger wird, die medizinische Einzelfall-Hilfe für die hilfebedürftigen Kinder aus den Kriegs-und Kriegsgebieten mit Freibetten in den Krankenhäusern zu organisieren.
2019 konnte man 275 Mädchen und Jungen aus acht Nationen nach abgeschlossener Behandlung nach Hause schicken – neun weniger als im Vorjahr. Neu wurden 262 Kinder aus sieben Nationen in der Einrichtung aufgenommen – ebenfalls 43 weniger als 2018. „Die Kliniken stehen halt unter Kostendruck – wir müssen da weitere Krankenhäuser finden“, meinte Dahlbruch. Man stehe wie üblich im Februar wieder kurz davor, Kinder aus Afghanistan und Zentralasien nach Dinslaken zu holen.
Aber schon jetzt habe man Familien absagen müssen, „weil keine stationäre Unterbringung möglich ist“, ergänzte Stifter. Als Reaktion darauf baut das Friedensdorf auf seinem Gelände für 2,8 Millionen Euro ein neues zweigeschossiges Rehabilitationszentrum mit OP-Raum, Reha- und modernerem Verbandsraum.
Im Sommer soll das neue Gebäude fertig werden
Man sei zuversichtlich, dass das Gebäude im Sommer soweit fertig sein kann, sagte Dahlbruch. „Wir mussten da auch ein Zeichen setzen“, ergänzte Birgit Stifter. Das neue Gebäude werde aber „nie die Krankenhausfreibetten ersetzen. Das wird kein Krankenhaus sein.“ Im Rehazentrum gehe es nur um ambulante Eingriffe. Grob angedacht ist ein Service zweimal pro Woche. An dem Projekt beteiligt sind dem Friedensdorf „treu verbundene“, ehrenamtlich tätige Ärzte. Auch sind für das Personal schon zwei Stellen ausgeschrieben.
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Eine finanzielle Basis für das Projekt sind die „Sternstunden“, eine Benefizaktion des Bayrischen Rundfunks, die sich mit einer halben Million Euro beteiligen. Weitere 500.000 Euro kommen zweckgebunden aus Spenden. Weitere, auch Sachspenden, sind willkommen.
Neben dem Bau sind 2020 vier Schwerpunkteinsätze in Angola und Afghanistan (mit Kaukasus und Zentralasien) geplant. Die Spendensituation 2019 sei stabil, aber auch heftigem „Klinkenputzen“ geschuldet, unterstrich Birgit Stifter. „Wo früher ein Spendenkreuz auf Dauer gemacht wird, gibt es ein ‘Hopping’, da muss man auf allen Feldern aktiv sein.“
Anschubfinanzierung und Nachhaltigkeit der Projekte
Eine Brücke war die Friedensdorf-Gemeinschaftsstiftung, die 2019 155.000 Euro für zwei weitere neue Basisgesundheitsstationen in Kambodscha zur Verfügung stellen konnte. Auch in Usbekistan werden vier Projekte gefördert – unter anderen das Lippe-Kiefer-Gaumenspalten-Projekt und ein Projekt für herzkranke Kinder. Neu in Kirgistan ist das Projekt „Rehabilitation zu Hause“, wo Projektpartner vor Ort armen Familien mit geistig behinderten Kindern unterstützen. Vor Ort gehe es um Anschubfinanzierung und die Nachhaltigkeit der Projekte, um die Einzelfallhilfe zurückzufahren.
Was die Bildungsarbeit des Friedensdorfes anginge, sei diese für weitere drei Jahre zertifiziert. Die Gesamtzahl der Teilnehmer in Dinslaken sei über das Jahr leicht rückläufig. „Wir werden verstärkt neue Medien nutzen, aktuelle Themen aufgreifen und Stellung zur politisch-gesellschaftlichen Situation in Deutschland beziehen“, so Stifter. Und man freue sich – wie zur Zeit aus Japan – über weitere Ehrenamtler für das Friedensdorf und seine Projekte.