Offenbar sieht die Stadt Voerde Großveranstaltungen in direkter Nachbarschaft zu Wohnhäusern unkritisch. Den Anwohnern ließ sie nur einen Weg.

Der TÜV Rheinland hat es in seinem Gutachten konstatiert: Veranstaltungshallen mit bis zu 600 Gästen in unmittelbarer Nachbarschaft zu Wohngebäuden sind aus schalltechnischer Sicht als sehr kritisch zu bewerten. Nun, die Stadt sieht das offenbar per se anders. Sie hat dem Betreiber an der B8 eine tägliche Nutzung ab nachmittags bis in die späte Nacht ermöglicht. Die von ihr gemachten Auflagen sollen die Nachbarn vor Lärmbelastungen schützen. Wie es sein kann, dass die Erkenntnisse der vom Gutachter des Betreibers vorgelegten Schallimmissionsprognose derart von denen des TÜV abweichen, wird das Verwaltungsgericht am Ende zu beurteilen haben. Die Stadt muss sich die Frage gefallen lassen, ob sie die vom Betreiber vorgelegten Daten eingehend auf ihre Plausibilität geprüft hat.

Sorgen der Anwohner sind nachvollziehbar

Fakt ist: Das, was da beim CDU-Besuch im Festsaal und außerhalb gemessen wurde, taugt nicht dazu, über die Belastung von Verkehrs- oder durch Musik verursachten Lärm auf die Nachbarn schließen zu können. Insofern zieht auch der von manch Feierwilligem geäußerte Einwand nicht, dass Anwohner, die an einer viel befahrenen Bundesstraße leben, sich von einer Festhalle nicht gestört fühlen könnten. An- und abfahrender Verkehr, Bassgeräusche aus der Festhalle, Menschen, die sich draußen unterhalten – das alles ist nun mal zwangsläufig Teil einer solchen Nutzung. Und dass sich die Anwohner um ihre Nachtruhe sorgen, sie sich fragen, ob die von der Stadt dem Betreiber auferlegten Vorgaben am Ende den gewünschten Effekt haben werden, ist nachvollziehbar.

Die Stadt hat ihnen mit der im Sommer 2018 lapidar mitgeteilten Baugenehmigung und dem Hinweis, innerhalb von vier Wochen dagegen Klage einreichen zu können, keine andere Wahl gelassen, als sich juristisch zu wehren und zu versuchen, ihre Interessen zu wahren. Wer könnte es ihnen verdenken, wenn es ihnen angesichts des Vorgehens im Rathaus wie ein Kampf „Anwohner gegen Geldbringer für die Stadt“ vorkäme.